«Rank und schlank, flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl», so wünschte sich der Maler aus Braunau seine organisierte Jugend. Seine Sprüche sind nicht mehr zeitgemäss, doch harte Jungs und Mädels sind es wieder. «No pain, no gain», Liegestützen bis zum Gehtnichtmehr, Durchhalteparolen: «Du gibst alles aber niemals auf.» Grossformatige Plakate werben für Fitnessstudios mit Aufschriften wie «Den inneren Schweinehund an die Leine nehmen» oder «Meinem Körper zeigen, was er kann». Kein Gramm Fett am Bauch, angespannte Muskeln, hartes Training, ein Ziel: «Werde Teil von etwas Grossem. Dir selbst.» Wer so markig auftritt, verfügt über Gesundheitszentren, Fitness-Clubs und Wellness-Oasen. Überwachung und Selbstoptimierung sind im Trend. Das militärische Ideal hat ausgedient, die neue Marschrichtung heisst Gesundheit. Kein Lebensbereich bleibt verschont, Bewegung, Ernährung, Sex und Schlaf dienen der Selbstverbesserung. Schneller, weiter, höher, wer ausdauernd an sich arbeitet, wird belohnt. Das säkulare Heilsversprechen eines langen, pannenfreien Genusslebens zelebriert den absoluten Vorrang der Biologie. Der Weg zum Ziel führt über Gebote und Verbote, Askese, ästhetische Vorbilder und Sprudelbäder. Wer diesen Spielregeln nachlebt, erhöht seinen Marktwert und wird mit Anerkennung belohnt. Doch der gestählte Körper, cool und sexy, muss, wie jede gute Maschine, regelmässig gewartet werden. Diesen unentbehrlichen Check-up gibt es in verschiedenen Preisklassen. Medbase, Hirslanden und viele andere buhlen um ihre Klienten. Jeder Zehntausendste bekommt einen Blumenstrauss. Dr. Google reguliert den Nachschub an Halbwissenden und Technikgläubigen, die mit ihrer Subitomentalität den Gesundheitsmarkt und das Einkommen der Handlanger weiter ankurbeln.