Resultate einer schriftlichen Befragung von 2016

Ärztliche Praktiken im Umgang mit rauchenden Patient(inn)en

FMH
Ausgabe
2017/18
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2017.05478
Schweiz Ärzteztg. 2017;98(18):556–557

Affiliations
a Schweizer Institut für Sucht und Gesundheitsforschung Zürich; b Geschäftsführerin Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz;
c Projektleiterin «Frei von Tabak»

Publiziert am 03.05.2017

2016 wurde die Ärzteschaft zur Rauchstoppberatung befragt. Es zeigt sich, dass die Tabakentwöhnung in der ärztlichen Praxis im Vergleich zu früheren Jahren weiter an Bedeutung gewonnen hat und dass sich Weiterbildungskurse positiv auf die ärztliche Intervention auswirken.
Das im Rahmen des Nationalen Rauchstopp-Programms bestehende Angebot «Frei von Tabak – ärztliche Beratung zum Rauchstopp» hat zum Ziel, die Qualität und Häufigkeit der Rauchstoppberatungen durch Ärztinnen und Ärzte zu fördern und damit die Anzahl an erfolgreichen Rauchstopps in der Schweiz zu erhöhen. Dadurch soll die tabakbedingte Morbidität und Mortalität reduziert werden.
Im Jahr 2016 wurde das Projekt «Frei von Tabak» mittels einer schriftlichen Befragung zum dritten Mal evaluiert (frühere Evaluationen: 2002/03, 2008). Es wurde eine Teilstichprobe von Ärztinnen und Ärzten, die in freier Praxis tätig sind, angeschrieben (gültige Adressen = 3345). Der Rücklauf über alle drei Versände (ein Hauptversand und zwei Mahnversände) betrug 36%. Bei den nachfolgend dargestellten Ergebnissen lassen sich die Prozentwerte dann nicht auf 100% aufaddieren, wenn eine Frage nicht von allen Fachpersonen beantwortet wurde.

Teilnehmer(innen)

Die Teilnehmenden hatten sich grösstenteils auf das ­Gebiet der Allgemein-/Inneren Medizin spezialisiert (56,9%), gefolgt von den Fachgebieten Gynäkologie (18,0%), Pneumologie (8,6%) und Pädiatrie (7,2%). Weitere 7,9% waren der Kategorie «andere» zuzuordnen (grösstenteils bestehend aus Personen, die sich auf mehrere Fachgebiete spezialisiert haben). Die Befragten stammten mehrheitlich aus der Deutschschweiz (55,3%), waren männlich (57,5%) und mittleren Alters. Der grösste Teil der Befragten hat nie geraucht (64,8%) oder hat das Rauchen aufgegeben (26,0%), gefolgt von den gelegentlich (5,2%) bzw. täglich Rauchenden (3,0%). Die Rauchprävalenz hat über die Jahre hinweg abgenommen.

Angebote des Nationalen Rauchstopp-Programms

Rauchstoppwettbewerb 2017
Ein rauchfreies Leben ist für viele ein grosser Wunsch; sie fürchten aber den ersten Schritt. Gemeinsam mit vielen anderen Betroffenen einen einmonatigen Test zu wagen ist attraktiver, als es ganz ­allein zu versuchen. Der Rauchstoppwettbewerb bietet Raucherinnen und Rauchern eine solche Gelegenheit. Wer vom 1. bis zum 30. Juni 2017 nicht raucht, kann an der Verlosung von 1 Mal 5000 und 10 Mal 500 Franken teilnehmen. Für viele ist die einmonatige Rauchpause der Start in ein rauchfreies Leben. Alle Informationen zum Rauchstoppwettbewerb finden sich auf www.rauchstopp.ch.
Wettbewerbskarten zum Auflegen in der Praxis liegen in Deutsch, Französisch, Italienisch, ­Rätoromanisch, Englisch, Albanisch, Serbisch/Kroatisch/Bosnisch und Türkisch vor, ebenso Plakate. Bestellungen sind möglich per Telefon 031 599 20 10, E-Mail: info@at-schweiz.ch oder online unter www.rauchstopp.ch/shop.
Der Wettbewerb des Nationalen Rauchstopp-Programms wird unter anderen unterstützt von der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte. Finanziert wird er durch den Tabakpräventionsfonds.

Ansprache und Empfehlung
zum Rauchstopp

Die meisten Ärztinnen und Ärzte (85,9%) gaben an, alle Patient(inn)en nach ihrem Rauchverhalten zu fragen, wobei dieser Anteil bei den Pneumolog(inn)en (98,1%) und Gynäkolog(inn)en (95,0%) deutlich höher ausfiel. Zudem hat der Anteil an Ärztinnen und Ärzten, die alle Patient(inn)en nach dem Rauchstatus fragen, über die Jahre hinweg leicht zugenommen. Weitere 9,3% der Befragten gaben an, dass sie die Patient(inn)en nur beim Vorliegen eines typischen Krankheitsbildes nach dem Rauchstatus fragen, und 2,6% fragen Patient(inn)en nie nach dem Rauchverhalten (Anteil besonders gross bei den Pädiater[inne]n).
Die meisten Teilnehmer(innen) (80,8%) gaben an, dass sie den Rauchstatus ihrer Patient(inn)en immer dokumentieren. Weitere 16,6% tun dies zumindest gelegentlich, und 2,0% dokumentieren den Rauchstatus nie.
Insgesamt 86,9% der Befragten gaben an, dass sie allen Raucher(inne)n empfehlen, mit dem Rauchen aufzuhö­ren, wobei dieser Anteil besonders bei den Pneumo­log(inn)en höher ausfiel (98,1%). Insgesamt 39,2% der Teilnehmenden, die zum Rauchstopp raten, empfehlen zudem allen Patient(inn)en, Unterstützung beim Rauchstopp in Anspruch zu nehmen (bei den Pneumolog[inn]en lag der entsprechende Anteil bei 59,6%). Die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte (50,4%) sprechen eine solche Empfehlung nur aus, wenn die Rauchenden daran interessiert sind, und 9,4% sprechen nie eine solche Empfehlung aus. Ärztinnen und Ärzte, die zu einem Rauchstopp mit zusätzlicher Unterstützung raten , empfehlen vor allem Nikotinersatzpräparate (66,7%), verschreiben Varenicline (64,4%), begleiten ihre Patient(inn)en persönlich beim Rauchstopp (60,2%), empfehlen Rauchstoppkurse (40,6%) und überweisen die Patient(inn)en an eine spezielle Tabakentwöhnungsberatung (30,0%).
Die häufigsten Gründe, keine Unterstützung bei der ­Tabakentwöhnung anzubieten oder keine Empfehlungen abzugeben, sind das Fehlen einer entsprechenden Ausbildung zur Unterstützung des Rauchstopps (39,0%), kein Interesse seitens der Rauchenden (37,5%) und ein Mangel an Zeit (32,8%).

Aus- und Weiterbildung zur Thematik Tabakentwöhnung

Ein Viertel (25,6%) der Befragten gab an, in ihrer Ausbildung zur Ärztin / zum Arzt zum Thema Tabak (z.B. Ta­bak­entwöhnung) geschult worden zu sein, wobei dieser Anteil bei jüngeren Fachpersonen grösser ausfiel (bei den bis zu 39-Jährigen: 36,4%). 33,8% der Befragten gaben zudem an, dass sie bereits einen Fortbildungskurs zur ärztlichen Rauchstoppberatung besucht haben, wobei der entsprechende Anteil insbesondere bei Pneumo­log(inn)en grösser ausfiel (64,8%). Über die Jahre hinweg hat der Anteil an Kursbesucher(inne)n zugenommen. Dies ist insofern erfreulich, als sich der Besuch eines Fortbildungskurses positiv auf den professionellen ­Umgang von Ärztinnen und Ärzten mit rauchenden Patient(inn)en auszuwirken scheint. Das heisst, mehr Ärztinnen und Ärzte, die einen Fortbildungskurs besucht haben, erfragen und dokumentieren den Rauchstatus ihrer Patient(inn)en, empfehlen den Rauchstopp und die Inanspruchnahme von Unterstützung bei der Tabakentwöhnung und bieten ihren Patient(inn)en ­Unterstützung beim Rauchstopp an verglichen mit Fachpersonen, die noch keinen Fortbildungskurs besucht haben. Ebenso scheint sich ein regelmässiges Informieren über die Thematik der Tabakentwöhnung ­positiv auf die ärztlichen Praktiken auszuwirken.

FREI VON TABAK – 
ärztliche Beratung zum Rauchstopp

Das Projekt bietet, nebst der Basisdokumentation für die Ärzteschaft und die Patientenbroschüren, als wichtigstes Angebot kostenlose Fortbildungskurse in der ganzen Schweiz an. An sämt­lichen Kursen werden von der SGAIM die Kernfortbildungscredits AIM vergeben.
– Zürich, 11. Mai oder 16. November 2017, 14–18 Uhr, UniversitätsSpital Zürich
– St. Gallen, 15. Juni oder 7. Dezember 2017, 14–18 Uhr, Kantonsspital St. Gallen
– Bern, 2. November 2017, 13.30–18 Uhr, Hotel Bern, Clinical Update Frei von Tabak
– Basel, 9. November 2017, 14–18 Uhr, Universitätsspital Basel
Rauchstopp ASTA Assistenzarztfortbildung in Tabakologie, ­Einführung in die ärztliche Rauchstoppberatung
Neu werden an zahlreichen A-Kliniken Kurzkurse angeboten, spe­ziell für die Ärzteschaft in der Weiterbildung zum Facharzttitel All­gemeine und Innere Medizin. Kontakt oder Anmeldung unter:
annekburkhalter[at]freivontabak.ch.

Konklusion

Zusammenfassend zeigt die Evaluation einige erfreu­liche Befunde auf, so etwa dass ein sehr grosser Anteil an Ärztinnen und Ärzten den Rauchstatus der Patient(inn)en erfragt und dokumentiert. Insbesondere die Pneumolog(inn)en fallen diesbezüglich positiv auf. Es zeigten sich auch einige Verbesserungen im Vergleich zu früheren Erhebungen (z.B. Zunahme an Ärztinnen und Ärzten, die alle Patient(inn)en nach dem Rauchstatus fragen; Zunahme des Anteils an Fachpersonen, die bereits einen Kurs besucht haben). Zu guter Letzt konnten beeinflussbare Variablen identifiziert werden (z.B. Kursbesuch), die sich positiv auswirken auf den Umgang von Ärztinnen und Ärzten mit rauchenden Patient(inn)en. Dennoch besteht weiterhin Handlungsbedarf. Beispielsweise sollte das Fehlen einer Ausbildung im Bereich Tabakentwöhnung als Grund dafür, keine/selten Unterstützung beim Rauchstopp anzubieten, weiter reduziert werden.
Verena El Fehri
Geschäftsführerin AT Schweiz
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