So einfach geht es leider nicht!

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2017/13
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2017.05525
Schweiz Ärzteztg. 2017;98(13):402

Publiziert am 29.03.2017

So einfach geht es leider nicht!

Brief zu: Steinmann P. Nur die nachweislich beste Therapie sollte von der Grundversicherung übernommen werden. Schweiz Ärztezeitung. 2017;98(10):311.
Der Vorschlag vom Kollegen Steinmann, die Krankenkassen nur noch das zahlen zu lassen, was je gemäss Diagnose als beste Therapie festgelegt würde, ist undurchführbar. Warum?
Wer sich ernsthaft mit dem Diagnosebegriff befasst, wie es der Nestor der Allgemeinmedizin, Niklaus Braun gemacht hat, sieht rasch, dass wir nur in seltenen Fällen Diagnosen im richtigen Sinne stellen.Wir erreichen das nur bei ca. 10% unserer Patienten. Bei 40% sehen wir «Bilder von Krankheiten» (unvollständi-
ge Dia­gnosen), je in 25% behandeln wir Sym­ptome oder Symptomgruppen.
Es ist unmöglich, eine Liste von «Diagnosen» zu erstellen, die dann für die ambulante Medizin und deren «Berechnung» brauchbar wäre. Kommt noch dazu, dass wir Ärzte für die Befindensstörungen unserer Patienten viele verschiedene Ausdrücke brauchen. Zum Beispiel: Magendarmverstimmung, Sommergrippe, Gastroenteritis, Brechdurchfall etc.
Oder: Erkältung, Rhinitis, Pharyngitis, grippaler Infekt, Tracheitis, Bronchitis etc.