Alternative zur bevorstehenden Tarifkatastrophe

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2017/23
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2017.05669
Schweiz Ärzteztg. 2017;98(23):722

Publiziert am 07.06.2017

Alternative zur bevorstehenden Tarifkatastrophe

Der geplante bundesrätliche Tarifeingriff ist sehr umfangreich, vielseitig und eigentlich als rachesüchtig zu bezeichnen. Die Lohneinbussen für alle FMH-Mitglieder werden massiv sein und sind in diesem Ausmass durch nichts gerechtfertigt. Die von den Krankenversicherern beklatschten Massnahmen führen zudem das von der FMH und den Fach­gesellschaften seriös aufgegleiste Projekt TARCO ad absurdum. Sowohl die Politiker wie auch die Krankenkassen werden nicht das geringste Interesse an einem von der Ärzteschaft vorgeschlagenen Tarif zeigen, der die Leistungserbringer im Vergleich fairer behandelt. Als Alternative zur Faust im Sack und dem traditionellen Über-den-Tisch-gezogen- Werden schlage ich der Ärzteschaft für die ­gesamte ambulante Medizin folgende Alternative vor:
Die FMH führt den fairen TARCO-Tarif, unabhängig von der Zustimmung von Bundesrat und Krankenversicherern, per 1.1.2018 ein. Wie bei jedem anderen freien Beruf üblich werden die Patienten und Patientinnen Rechnungsschuldner sein. Der kantonale Taxpunktwert wird so gewählt, dass er einen Teil der bisher nicht kompensierten Kosten berücksichtigt. Für die Zukunft soll Kostenwahrheit statt ­Kostenneutralität gelten. Das wird einen Aufschrei geben, möglicherweise werden die Krankenkassen ihren Versicherten (wieder einmal) einen Rechnungsboykott empfehlen. Ich schlage deshalb vor, in einer ersten Phase monatliche Rechnungen zu stellen. Diese sollten von den Patienten besser bezahlbar sein. Wer nicht bezahlt, bekommt keinen Folge­termin. Das ist in der übrigen freiberuflichen Welt nicht anders. Damit kämen die Krankenversicherer und die Politik unter massiven Druck der Leistungsbezüger und wären eher motiviert, der Ärzteschaft einen faireren Leistungsvertrag anzubieten, als es der geplante arbiträre Kahlschlag vorsieht.
Und wenn nicht, dann halt nicht.
Dieses Vorgehen braucht Selbstbewusstsein, Mut und geschlossene Reihen, in einer ersten Phase auch mögliche Opfer. Aber wir müssen uns gegen Willkür wehren und uns endlich von einem Diktat befreien, das immer dreister wird.