Eingliederungserfolg?

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2017/38
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2017.06020
Schweiz Ärzteztg. 2017;98(38):1217-1218

Publiziert am 20.09.2017

Eingliederungserfolg?

Brief zu: Dummermuth A. Zahlen aus dem Kanton Schwyz. Schweiz Ärztezeitung. 2017;98(35):1119–1122.
In seinem Plädoyer für die heutige IV-Praxis weist der Geschäftsleiter der IV-Stelle des Kantons Schwyz, Andreas Dummermuth, nicht ohne Stolz darauf hin, dass in seinem Kanton rund zwei Drittel der Eingliederungen «erfolgreich» verlaufen. Wenn dem so wäre, wäre das tatsächlich ein Grund, um Stolz und zufrieden zu sein. Doch was gilt für ihn als ­«Erfolg»? – Es ist die einfache Milchmädchenrechnung, Versicherte mit beruflichen Massnahmen minus Anteil der zugesprochenen Renten. Von 445 Versicherten, die von der IV in eine berufliche Massnahme aufgenommen wurden, erhielten danach 152 eine IV-(Teil-)rente. Die anderen 293 gelten als erfolgreich eingegliedert, da sie ja keine IV-Rente zugesprochen bekamen. – Man reibt sich die Augen. In was für einer Realität lebt Herr Dummermuth? Das Problem ist doch gerade, dass viele Versicherte durch berufliche Massnahmen nicht eingegliedert werden können. Irgend ein Gutachter befindet dann aber, oft ohne die Erfahrungen während des Eingliederungsversuchs zu würdigen, die Person wäre eigentlich zu mindestens 61% arbeitsfähig (wenn sie sich denn nur genug anstrengen würde? – oder was?).
Die Realität der praktizierenden Psychiater, die solche Menschen täglich in der Sprechstunde vor sich haben und an deren Not teilhaben, ist doch eine ganz andere: Sie, welche diese Menschen oft seit Jahren kennen und begleiten, schreiben (für ein geringes Honorar) ausführliche Berichte. Dann müssen die Patienten zu einem «unabhängigen» Gutachter, der sie ein- oder zweimal sieht, sie im ­Gespräch nicht selten durch uneinfühlsames Vorgehen verletzt, und sich eine Beurteilung anmasst, die im Streitfall vor Gericht viel ­höher gewichtet wird, weil sie eben «unabhängig» ist. Die Leidtragenden sind dann ­psychisch angeschlagene Menschen, die so schon viel verloren haben, und sich mit oder ohne Sozialhilfe irgendwie durchschlagen müssen, zusätzlich traumatisiert, weil man ihnen nicht geglaubt hat (eine Situation, die sie aus ihrem Leben nur zu gut kennen). Der Grund für diese Misere ist ein Druck auf die IV durch die bürgerliche Sparpolitik. Das soll man wenigstens zugeben, anstatt sich hinter juristischen Floskeln oder hinter medizinischen «Begründungen», die noch nicht einmal im Zeitalter des bio-psycho-sozialen ­Modells angekommen sind, zu verstecken.