Unfähig, mich zu rühren, lag ich da, von vielen Gaffern umrundet. Die angeforderte Ambulanz liess auf sich warten; mir war kalt und ich hatte Schmerzen. Eine Stunde später kam der Wagen dann angebraust, doch nicht ausgerüstet für den Transport eines Verletzten. Ich konnte schliesslich in die zweite Ambulanz – weitere 30 Minuten waren vergangen und ich lag noch stets verkrümmt auf der Strasse – gehievt werden. Einmal im Spital von Carpentras angekommen, wurde ich auf eine interne Bahre umgelagert und beim Perron 8 deponiert. Da lag ich wieder, noch stets in meiner verschwitzten Velofahrer Montur, durstig, müde. Nach einer weiteren Wartezeit von einer Stunde pochte ich dann darauf, dass nun endlich ein Röntgenbild erstellt würde. Den Auftrag dazu gab’s dann von einem «Confrère», wohl dank dessen, dass ich mich als Arzt zu erkennen gegeben hatte. Halt vor der geschlossenen radiologischen Station – Samstagnachmittag, niemand zur Stelle und somit zurück auf Feld 8 – es lebe die 35-Stunden Woche in Frankreich. Das gewünschte Röntgenbild konnte dann nach weiteren 30 Minuten doch noch angefertigt werden. Wie erwartet, eine pertrochantere Femurfraktur links. Wie weiter? Jedenfalls nicht hier nach all den fragwürdigen Service Leistungen, die mein Zutrauen zu dieser Klinik schwinden liessen. Stattdessen – meine Frau war mir im eigenen Auto gefolgt und übernahm die Erledigung des bereits anschaulichen Papierkrams – weiter nach Béziers in die Nähe unseres Zweitheims in Frankreich. Zwischenzeitlich war es 19:00 abends, und noch nie hatte mich jemand gefragt, ob ich zu trinken wünsche oder ob man mich waschen und umkleiden könnte. Nach einer weiteren Stunde teilte mir der diensttuende Arzt mit, dass sie nicht über das notwendige Werkzeug verfügten, eine pertrochantere Femurfraktur zu stabiliseren. Also Verfrachtung ins nahegelegene Spital von Béziers. Erstmals traf ich dort auf eine kompetente Pflegeequipe. Ins Zimmer kutschiert, erhielt ich nun zu vorgerückter Stunde zu essen und zu trinken. Natürlich fand ich keinen Schlaf. Immer wieder musste ich das Unfallgeschehen rekonstruieren und das Versagen, mich aus den Pedalen zu befreien, beklagen. Von nun an blieb ich «à jeun» – ich stand auf der sonntäglichen Liste der zu operierenden Patienten. Der Eingriff fand dann genau 18 Stunden später statt. Keinerlei Infusion, um die zweite Periode von Deshydratation zu vermeiden. Ich greife vor: während der ersten Nacht zu Hause musste ich auch noch eine Nierenkolik durchstehen, nicht weiter erstaunlich, oder?