Briefe / Mitteilungen

Spezialarzt FMH WOV

DOI: https://doi.org/10.4414/saez.2017.06277
Veröffentlichung: 06.12.2017
Schweiz Ärzteztg. 2017;98(49):1645

Dr. med. Daniel Bracher, Gümligen

Spezialarzt FMH WOV

Brief zu: Süsstrunk P. Äusserer Wohlstand, innere Armut? Schweiz Ärztezeitung. 2017;98(47):1576.

P. Süsstrunk hat mich komplett missverstanden. Ich bin für eine umfassende Behandlung aller Kranken, aber gegen overuse [1]; denn dieser gefährdet die Patienten und schafft unnötige Kosten, was wiederum die Politik zu schädlichen Aktivitäten verleitet (Globalbudget ante portas usw.).

Meine Anregung [2]: Jeder Arzt kann sich bei seiner Fachgesellschaft neben dem Spezialarzttitel FMH um das Zusatzlabel WOV (will overuse vermeiden) bewerben und dieses für Patienten und Kollegen sichtbar machen. Er muss dazu drei Gegenmassnahmen (←) zustimmen.

1. Hauptursache für overuse ist Unsicherheit und Unkenntnis (← Fortbildung; Beispiel: Bei Verdacht auf frische Ruptur der Achillessehne genügt der Thomson-Test, ein MRI ist overuse [3]).

2. Weiterer Grund ist Angst vor dem Vorwurf, die Sorgfaltspflicht zu verletzen (← Leitlinien entsprechend überarbeiten. Beispiel: TIA in [2]).

3. Pecuniäre Interessen (← Einverständnis zur stichprobenweisen Überprüfung seiner Indikationen durch die Fachgesellschaft. Beispiel: In meinem Umfeld haben sich 4 Rentner einer Kataraktoperation unterzogen; 2 berichten, das Ergebnis sei wie Tag und Nacht, 2 andere haben danach kein besseres Sehvermögen festgestellt; d.h. bei kleiner Fallzahl 50% medizinische und 50% remunerative Indikation).

1 Gerber M, Kraft E. Bosshard C. Overuse. Schweiz Ärztezeitung. 2016;97(7):236–43.

2 Bracher D. Effizienzsteigerung im Gesundheits­wesen.2013. ISBN 978-3-033-04344-2.

3 Brandenberg JE. Schweiz Ärztezeitung. 2011;92(3):64.

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