Organspende in der Schweiz – sterbend oder schon verstorben?

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2018/09
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2018.06477
Schweiz Ärzteztg. 2018;99(09):267

Publiziert am 28.02.2018

0rganspende in der Schweiz – ­sterbend oder schon verstorben?

Die Swisstransplant moniert eine niedrige effektive (Organ-)Spenderrate in einer «grundsätzlich hervorragenden Gesundheitsversorgung» (der Schweiz). Nur schon hier scheint es mir fraglich, ob diese beiden Tatsachen überhaupt miteinander zusammenhängen. Mit deshalb aber soll von der «expliziten» auf die «vermutete Zustimmung» zur Organspende übergegangen werden. Die Menschen und ­potentiellen Organspender werden also nicht mehr gefragt, ob sie damit einverstanden sind und ebenso die Angehörigen nicht mehr. Eine «offene Gesprächskultur», wie sie in der gleichen Ausgabe der SÄZ im Artikel von Kunz und Rüegger [1] gefordert wird, wird wegargumentiert. Gleichzeitig findet so ein Paradigmawechsel in der (medizinischen) Welt des «informed consent» statt. Hirntote Menschen sind, und darüber herrscht wohl Einigkeit, sterbend. Dass sie aber, wie mantraartig ­wiederholt wird, «verstorben» oder «postmortal» sein sollen, ist in meiner Wahrnehmung eine Verdrehung von Worten und Tatsachen. Die Organspender versterben letztlich – und dies im wahrsten Sinne des Wortes ­unwiderruflich – an der Organentnahme.
Viele Menschen spüren wohl intuitiv die vielen Ungereimtheiten, die der Organspende anhaften und von den Organspendebefürwortern verbreitet werden. Und darum werden auch weiterhin alle Bemühungen von «Swisstransplant und Partnern» ins Leere ­laufen … und dies scheint mir logisch und stimmig zu sein.