Warum vermutete Zustimmung ein NO GO ist:

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2018/09
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2018.06481
Schweiz Ärzteztg. 2018;99(09):267

Publiziert am 28.02.2018

Warum vermutete Zustimmung ein No-Go ist:

Der freie Wille eines Menschen in einer so wichtigen Angelegenheit wird nicht mehr respektiert. Wir haben das Recht, uns zu einer Angelegenheit nicht zu äussern, von der wir zu wenig wissen oder die uns nicht behagt, ohne dass es Konsequenzen hat. Wir haben ein Recht auf unsern Körper, der gehört uns ganz privat. Eine Organtransplantation darf nur erfolgen, wenn Spender und Empfänger explizit einverstanden sind. Warum? Ich erzähle ihnen ein Beispiel vom niederländischen Pastor Hans Stolp, der jahrelang Sterbebegleitung machte:
Zack Dunlop erleidet 2007 einen schweren Unfall. Nach der Annahme in der Klinik wird er von Ärzten für hirntot erklärt. Seine Eltern sind mit einer Organspende einverstanden. Und dann geschieht etwas Unglaubliches: einige Minuten bevor die Operation beginnen soll, fährt ein Verwandter von Zack mit einer Messerklinge über dessen Fusssohle. Zu seiner blanken Überraschung zieht Zack seinen Fuss zurück. Als der Mann darauf heftig an dessen Fingernägeln zieht, reagiert Zack auch hierauf und bewegt sogar seine andere Hand, um diesen Schmerz abzuwehren. Die Vorbereitungen werden umgehend eingestellt. Zack «kehrt zurück vom Tod» und kommt langsam wieder zu Bewusstsein. Das Erste, was er seiner Familie sagt, als er wieder völlig bei Bewusstsein ist, sind die drei Worte «Ich liebe Euch». Auch Zack erzählt, dass er alles gehört habe, was die Ärzte gesagt, also auch, dass sie ihn für tot erklärt hatten. Er sagte: «Ich war fuchsteufelswild, denn ich war nicht tot, doch mein Körper machte es mir unmöglich, mich zu regen. Wäre ich imstande gewesen, zu tun was ich wollte, so wären die Fensterscheiben geplatzt».
Da sehn wir schon das erste Problem: Die Diagnose hirntot. Tot ist ein Mensch erst, wenn sein Herz nicht mehr schlägt und er kalt ist. 
Das zweite Problem: Es gibt viele Menschen, die haben eine Scheu, sich zu diesem Thema zu äussern, das ist auch in andern Ländern so. Die Menschen sind ja im Allgemeinen hilfsbereit. Aber viele spüren intuitiv, dass da viele Fragen noch nicht geklärt sind. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Hat die Organspende eine Auswirkung auf den Verstorbenen? Man kann diese Fragen ein Leben lang wegschieben. Aber es ist auch unser Recht, davon nichts wissen zu wollen.
Wir können die Welt jedoch nur auf dem Hintergrund unserer Erfahrungen und unseres Wissens beurteilen und verstehen. Selbst Albert Einstein wollte die Konsequenzen der Quantenphysik nicht sehen, die Heisenberg beschäftigten, auch das Phänomen der Verschränkung, das besagt, dass Teilchen, die einmal in einem System verbunden waren, nicht unabhängig sind, auch wenn sie kilometerweit auseinander sind. Man spricht hier von Nichtlokalität, also wenn z.B. das Spin ­eines Teilchens geändert wird, geschieht die genau gleiche Änderung augenblicklich auch beim verschränkten Teilchen weit weg. Jetzt ist dies aber bewiesen. Doch wenn etwas nicht in unser Weltbild passt, wollen wir es nicht glauben, das ist leider menschlich. Es gibt aber heute interessante Forschungen, die zeigen, wie die Nichtlokalität und Verschränkung sich auswirken.
1990 untersuchten amerikanische Forscher, ob menschliche Gefühle eine Wirkung auf unsere Zellen hätten. (Das wissen wir aus der Psychosomatik schon längst, aber es ist natürlich interessant, das klar zu beweisen). Sie wollten auch wissen, ob diese Auswirkung auch an der DNS sichtbar sei, auch wenn diese Zellen nicht mehr Bestandteil unseres Körpers sind. (Von diesem Experiment sprach auch Bruce H. Lipton in seinem Buch: Intelligente Zellen.)
Den Versuchspersonen wurden Gewebeproben und DNS entnommen, und in einem andern Raum, später 500 km weiter weg untergebracht und beobachtet. Die Testpersonen wurden wechselnden Gefühlen ausgesetzt, in dem man ihnen z.B. brutale Kriegsszenen oder erotische Videos etc. zeigte. Ergebnis: Wenn der Zellspender eine emotionale Erfahrung machte, änderte sich der Zellverband, auch wenn sich die Zellprobe nicht mehr in seinem Körper befand. Die DNS der Zellen reagierte so prompt, als wäre sie noch im Körper des Spenders.
Wenn wir aus Liebe ein Organ spenden, müssen wir auch einverstanden sein mit den möglichen Konsequenzen. Es gibt Leute die dann sagen, ja aber das kann doch nicht sein, dass man dann erdgebunden bleibt bis das Organ im Empfänger auch nicht mehr lebt, das wäre ja eine Strafe.
Der Schöpfer kann aber nicht seine Gesetze ändern, nur weil wir sie noch nicht verstehen oder uns auch nicht bemühen sie zu verstehen und lieber die Augen zumachen als zu ­sehen, wie alles verbunden ist. Nichts ist eine Strafe, alles sind wichtige Erfahrungen die wir machen, um daraus zu lernen. Wir haben den freien Willen und der muss respektiert bleiben.
Unser Körper ist keine Maschine und kein Ersatzteillager. Wenn jemand einem Familienmitglied z.B. eine Niere aus Liebe spendet, ist das sicher schön, muss aber ohne Druck geschehen. Jeder fremde Spender muss ausdrücklich und freiwillig einwilligen, denn die Folgen sind nicht genau absehbar. Es ist möglich, dass es eine seelische Verstrickung gibt. Der Körper ist auch nicht so geschaffen, um fremde Organe anzunehmen, er will die abstossen. Wir Menschen sind bio-psycho-­soziale Wesen.
Lesen Sie zum Thema «Widerspruchslösung» auch das Interview mit Franz Immer, Direktor Swisstransplant, in der Online Rubrik «Tour d’horizon»: www.saez.ch →→ Tour d’horizon