Das pferdegestützte Coaching ist seit vielen Jahren zu einer anerkannten Methode der Rehabilitation, Psychotherapie und Schulung von Betriebsmitarbeitern geworden. Die domestizierten Tiere reagieren sensibel auf die Köpersprache des Menschen. Sie sind von Natur aus exakte Beobachter und reagieren auf launenhaftes Verhalten, Angst, Unsicherheit und Verspannungen. In dieser ersten Stunde geht es nur um Kontakt, Einfühlungsvermögen und Geduld. Der Hengst soll sich von seiner Gräsersuche abhalten und in eine bestimmte Richtung lenken lassen. Kein Rangduell und keine Dressur sind gefragt, nur konsequentes Verhalten und klare Zielvorstellungen. Ein zaghafter Klaps auf die Kruppe wird ignoriert, es darf schon etwas energischer sein. Der graue Gymnastikball wird beschnuppert, erregt aber nur für kurze Zeit die erwünschte Aufmerksamkeit. Erfolgreicher ist ein vorgehaltener strohgeflochtener Reifen, verbunden mit sanftem Drücken und Schieben. Schon ein halbwegs gelungener Parcours wird da für den Neuling zum Erfolgserlebnis. Pferde können nicht sprechen und nicht lügen, sie spüren was Sache ist, sie sind das Medium, das zu weiteren Reflexionen anregt. Es braucht also drei: die beobachtende Frau ausserhalb des Pferchs, den Mann, der sich auf das Tier konzentriert und ein Pony, das sein Verhalten widerspiegelt. Professionelles Coaching setzt eine seriöse Ausbildung voraus, wenn es darum geht, das Verhalten von Tier und Mensch zu interpretieren. Mit einer einzigen Stunde ist da noch wenig erreicht, es soll ja auch mehr sein als ein gemütlicher Tag auf einem Reithof. Die Anbieter sind zahlreich, die Versprechen oft etwas vollmundig. Der Tierkontakt soll in jeder Konfliktsituation Blockaden lösen, Stress abbauen und die Teamfähigkeit fördern. Pferdegestützte Persönlichkeits- und Führungsschulung an Seminaren ist beliebt. Es gibt Workshops, die sich explizit an Ärzte richten. Das systemische Coaching soll deren Achtsamkeit und Kommunikation verbessern. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Erlebnis mit dem Pferd, eingebettet in einem soliden Theorieverständnis, analysiert wird. Die Interaktion macht nur Sinn, wenn sich die Methode didaktisch und methodisch begründen lässt. Wer nicht mit Pferden zu tun hat, muss sich erst darauf einlassen, muss offen, konzentriert und behutsam seine Scheu überwinden. Eine gute Erfahrung, die schon nach einer ersten Stunde ein Gefühl von Zufriedenheit und Vertrauen hinterlässt. Ein Weichmacher, ein Moment wortlosen Glücks. Kein Pferdeflüsterer war am Werk, doch das kleinste Erfolgserlebnis wirkt noch nach.