Lösungsfokussierte Praxisführung bewirkt Wunder!
Herzlichen Dank an die Autoren, die auf das grosse, manchen noch unbekannte Potential eines Lean und Kaizen-Managements am Beispiel eines Spitals hinweisen. Zwei Aspekte, die ohne weiteres auch auf jede Praxis übertragen werden können, scheinen mir in diesem Kontext von zentraler Bedeutung.
1. Wertschätzung: Nicht nur gegenüber Patientinnen/Patienten, sondern gerade auch gegenüber Mitarbeitenden sollte der Grundsatz «man muss Menschen mögen» selbstverständlich sein. Der «Faktor Mensch» ist nicht einfach «Arbeitskraft», sondern vor allem auch eine wertvolle Ressource für eine fortlaufende Prozessoptimierung, Verbesserung der Versorgungsqualität und lernendes Miteinander. Voraussetzung ist, gerade bei knapper Zeit regelmässig in Zeit für die Mitarbeitenden zu investieren. Das ist zwar meistens nicht dringend, aber wichtig (Eisenhower-Prinzip).
Wertschätzung und Einbindung der Mitarbeitenden mit all ihrem Erfahrungswissen, ihren Kompetenzen und Ideen führen darüber hinaus zu grösserer Identifikation mit dem Betrieb bzw. weniger Fluktuation und beugen auch noch arbeitsplatzbezogenem Stress mit allfälligen Folgeerkrankungen und Ausfällen vor. Gerade mangelnde Anerkennung sowie mangelnder Handlungs- und Entscheidungsspielraum stellen wichtige psychosoziale berufliche Stressoren dar. Und wir müssen akzeptieren, dass die «Generation Y» andere Anforderungen an die persönliche work–life balance stellt und modernere Arbeitsmodelle einfordert.
2. Innere lösungsfokussierte Haltung: Der angesprochene Kulturwandel mit einem neuen Führungsstil setzt idealerweise «top-down» ein, kann aber auch «bottom-up» beginnen, in jeder Abteilung, in jeder Praxis, und zwar mit einer Veränderung der eigenen Haltung als Führungsperson. Der Vorteil: damit kann jede/jeder von uns schon morgen anfangen. Ein einfaches Instrument, um diese Grundhaltung auch in Praxen zu übertragen, bietet der lösungsfokussierte Ansatz, der aus der Kurzzeit-Therapie und auch als Coachingansatz bekannt ist. Während in der freien Wirtschaft bereits die Transformation von Organisationen mit selbstorganisierten Teams umgesetzt wird, sind wir im Gesundheitswesen vielfach immer noch traditionelleren Führungsmodellen wie «command and control» verhaftet.
Wenn wir aber anfangen, nicht immer zuerst Fehler zu suchen, sondern uns fragen, wo wir stattdessen hin wollen und zusammen mit dem Team den Weg dorthin planen, ist viel gewonnen. Wenn wir dann noch unsere Mitarbeitenden gezielt nicht nur nach ihren Fachkompetenzen, sondern persönlichen Stärken einsetzen und das fördern, was schon funktioniert, eröffnen sich ungeahnte Verbesserungsmöglichkeiten der täglichen Arbeitsabläufe und des Teamgeistes.
Stellen Sie Ihren Mitarbeitenden doch einmal die Frage:
«Angenommen, der Praxisalltag würde absolut optimal ablaufen (für den Praxisinhaber, das Team und die Patienten/Patientinnen), was wäre dann aus Eurer Sicht anders?» … «Und wie hätten wir das geschafft, dorthin zu kommen?» … Der Ideenspeicher Ihres Teams wird Sie vielleicht überraschen!
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