In memoriam Paul Frick

FMH
Ausgabe
2018/35
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2018.06991
Schweiz Ärzteztg. 2018;99(35):1136

Publiziert am 29.08.2018

In memoriam Paul Frick (1922–2018)
Prof. Paul Frick ist am 30. Juni nach einem reich erfüllten Leben in Zürich gestorben. Mit ihm verliert die schweizerische Innere Medizin eine der prägenden Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Prof. Dr. med. Paul Frick
Paul Frick wurde 1922 in Luzern geboren und absolvierte Gymnasium und Liceum in Lugano. Von 1941 bis 1947 studierte er Medizin an der Universität Zürich und machte anschliessend unter Prof. F. Koller seine Dissertation auf dem Gebiet der Blutgerinnung. Dann übersiedelte er in die USA, wo er am Policlinic Hospital in Oklahoma City das «Rotating Internship» absolvierte. Darauf folgte eine dreijährige Ausbildung in ­Innerer Medizin am University of Minnesota Hospital in Minneapolis. Er wurde zum Chief Resident promoviert und 1953 zum Leiter der interdisziplinären Poliklinik. Neben seiner klinischen Tätigkeit forschte Paul Frick intensiv über Blutgerinnung. Dafür erhielt er 1955 den Titel PhD der University of Minnesota.
1957 kehrte Frick auf Berufung von Prof. H. P. Rossier als Oberarzt an die Medizinische Klinik in Zürich zurück. 1960 wurde er zum Privatdozenten, 1962 zum ­Extraordinarius und 1969 zum Ordinarius für Innere Medizin promoviert. Bis 1990 war er Direktor der Medizinischen Klinik und 1972 bis 1974 Dekan der Medizinischen Fakultät. Als Studiendekan wirkte er von 1964 bis 1990 als Mentor ganzer Generationen von Medizinstudenten. Dabei organisierte er die praktischen Untersuchungen an nicht universitären Spitälern innerhalb und ausserhalb des Kantons Zürich.
Von 1975 bis 1989 war Paul Frick Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Innere Medizin und 1984–86 deren Präsident. Unvergessen bleiben seine Hauptvorträge, bei denen er seine immense Kenntnis der ganzen Inneren Medizin offenbarte. 1981 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft. Während er den Spe­zialisten eine weitgehende Autonomie gewährte, bewahrte er die Einheit der ganzen Inneren Medizin zum bestmöglichen Gesamtnutzen der Patienten.
Paul Frick hat seine Schüler und Mitarbeiter durch sein Vorbild geprägt. Geschwätz war seine Sache nicht, sondern rigoros kritisches Denken und Handeln, «klipp und klar», wie er es ausdrückte. Ein energisches «so» beendete unnötiges Geschwafel und allfällige Hahnenkämpfe seiner Mitarbeiter. Sein beeindruckendes Wissen war gepaart mit einer eindrücklichen Kraft des Sichtens und Gewichtens sowie vollständiger Redlichkeit. Seine für sich selbst gelebte spartanische Lebensart fand auch in seiner zurückhaltenden Praxis von ­Diagnostik und Therapie ihre Auswirkung. Sparsamkeit und zurück haltender Einsatz neuer Therapien und Technologien waren für Paul Frick schon vor der heutigen Diskussion über Gesundheitskosten gelebte Realität. Dies auch im Umgang mit seinen Mitarbeitern: Als ich ihn 1976 aus den USA anrief, um eine zusätzliche Zeitspanne für meine Forschungsarbeit zu ­erbitten, war das Telefonat in einer Minute erledigt, «das kommt sonst viel zu teuer».
Paul Frick war unbestritten einer der besten akademischen Lehrer seines Faches, seine Vorlesungen waren äusserst beliebt und der Hörsaal immer voll. Auch heute noch erinnern sich seine ehemaligen Studenten leibhaft an ihn und an Details seiner Vorstellung von Patient. Ebenso haben seine Forschungsbeiträge zur Blutgerinnung und zur Blutungsneigung Bestand, seine Publikationsliste umfasst 185 Arbeiten, davon 92 als erster oder einziger Autor.
Nach seiner Emeritierung setzte Paul Frick seine Tätigkeit als Internist und Hausarzt in der freien Praxis fort, er betreute seine Patienten bis zu ihrem Tod. Als kompetenter und verantwortungsbewusster Arzt absolvierte Paul Frick mit strikter Disziplin regelmäs­sige Fortbildungen und Selbststudium, seine permanente Begeisterung für den medizinischen Fortschritt und sein Engagement für seine Patienten waren beispielhaft. Seine Offenheit und Liebe zu seinen Mitmenschen einschliesslich seiner Familie werden unvergesslich bleiben.
Oswald Oelz
Prof. Dr. med. Oswald Oelz
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