Die Botschaft entsteht im Kopf des Empfängers

FMH
Ausgabe
2018/35
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2018.17055
Schweiz Ärzteztg. 2018;99(35):1133

Affiliations
Vizepräsident der FMH, Departementsverantwortlicher Daten, Demographie und Qualität DDQ

Publiziert am 29.08.2018

Informationen sind eine komplexe Geschichte. Nicht nur der ganze Weg vom Gesagt-Gehört-Verstanden-Begriffen-Einverstanden-Umgesetzt ist eine Herausforderung mit vielen Hürden, auch die Frage der Person des Senders und des Empfängers spielen eine grosse Rolle betreffend Bereitschaft, überhaupt aufeinander hören zu wollen und der Glaubwürdigkeit des Senders im Kontext seiner Interessensbindungen und Rollenkonflikte.
Ein Blick in die Tagespresse genügt bereits um zu rea­lisieren, dass alles, was von ärztlichen Standesorgani­sationen gesagt wird, primär einmal mit reiner Interessensvertretung in Zusammenhang gebracht wird. Vor diesem Hintergrund war es sehr wohltuend, am 
10. April dieses Jahres die Pressemitteilung des Bundesamtes für Statistik BFS zu lesen, welche die bisher seitens der FMH in den Raum gestellten Kostensätze der Praxen mehr als nur bestätigte. Dass mitunter so mancherorts die Unterscheidung zwischen Umsatz und Einkommen noch eine weitere prinzipielle Herausforderung darstellt, kann hier nicht weiter aufgelöst werden, ohne nicht in die Propädeutik der Betriebswirtschaftslehre zu versinken.
Aber wie ist es so weit gekommen, dass nun eine Erhebung des Bundes die Aussagen der FMH in solcher Deutlichkeit bestätigt und untermauert? Dies ist vor allem all jenen Mitgliedern zu verdanken, welche den Mut hatten, zwischen November 2016 und Juni 2017 in der ersten Datenerhebung MAS zu den Strukturdaten von Arztpraxen und ambulanten Zentren mitzuwirken. Weiter danke ich unseren Partnern, der Ärztekasse und NewIndex, für ihre wichtige Mitarbeit zur Verminderung administrativen Mehraufwands für unsere Mitglieder. Fast drei Viertel der befragten Unternehmen lieferten Informationen zu ihrer Unternehmenssituation und nahezu jedes zweite befragte Unternehmen stellte für die Erhebung MAS 2015 Daten zur Verfügung. Entsprechend verfügt das BFS nun über plausible und validierte statistische Daten, welche die Aussagen der Ärzteschaft u.a. zu den Kostensätzen und Arbeitspensen bestätigen.
Diese grosse Teilnahmerate für eine erste Erhebung ist meines Erachtens auch Ausdruck davon, dass die Ärzteschaft Transparenz wünscht und sich auch aktiv dafür einsetzt. Allerdings darf die Ärzteschaft, genau­so wie alle anderen Mitbürgerinnen und Mitbürger dieses Landes, auf die Geltung des gesetzlichen Datenschutzes und Persönlichkeitsschutzes zählen. Die FMH konnte in konstruktiver Zusammenarbeit mit dem BFS erreichen, dass eine Re-Identifikation des einzelnen Mitglieds weiterhin nicht möglich ist.
Im November 2018 soll die Erhebung der Daten des Jahres 2017 starten. Basierend auf den gemachten Erfahrungen aus der ersten Erhebung sowie auch auf obenstehenden Überlegungen konnte das BFS zusammen mit der FMH und der Ärzteschaft den Fragebogen anpas­sen und noch weiter präzisieren. So können ­Mitglieder nun besser erkennen, wozu die gegebenen Informationen verwendet werden. Weiterhin gilt die gesetzliche Pflicht zur Teilnahme an der Erhebung, auf Sanktionen wird verzichtet. Im Interesse einer guten Datenqualität setzt das BFS, wie dies die FMH auch stets empfiehlt, auf Überzeugung und transparente Kommunikation.
Für die Mitglieder der FMH ganz wichtig ist jedoch die unabhängige Validierung unserer Zahlen. Die Politik und die Verwaltung werden auf die Zahlen des BFS aufbauen. Ihre persönlichen Schlussfolgerungen aus diesen Darlegungen überlasse ich Ihnen.
Die FMH wird Sie an dieser Stelle und über die bekannten Kommunikationskanäle laufend über die nächsten Schritte bis zum Start der Erhebung der MAS-Daten 2017 informieren.