Sterbehilfe und freier Wille.

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2018/44
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2018.17303
Schweiz Ärzteztg. 2018;99(44):1540

Publiziert am 31.10.2018

Sterbehilfe und freier Wille

Seit Jahren wird über die Sterbehilfe diskutiert. Wir Menschen haben den freien Willen zu entscheiden, aber wissen wir auch immer, was wir tun? Was ist unser Entscheidungshintergrund? Ich sehe, dass konfessionell gebundene Ärzte strikte gegen Sterbehilfe sind. Es ist klar, dass sie ihren Vorstellungen gemäss handeln dürfen. Bei den Patienten, die keine Perspektive mehr sehen als unerträglich werden­des Leiden, ist der Sterbewunsch verständlich. Wichtig scheint mir jedoch, dass der Mensch sich mit seinem Leben auseinandersetzt und er sich bewusst wird, warum er hier ist, für was zu lernen er gekommen ist und ob er glaubt, das gelernt zu haben, wofür er gekommen ist. Jeder Mensch glaubt etwas. Der Hintergrund seines Glaubens ist sein Wisse­n und seine Erfahrungen. Für mich ist Lebe­n Kommunikation und endet nicht mit dem physischen Tod. (Was auch die neue Physik herausgefunden hat.) Wir Ärzte können schwer leidenden Patienten helfen, sich mit den letzten Fragen auseinanderzusetzen, wenn sie dies wollen. Man kann aber niemanden dazu zwingen, man kann auch niemanden zum Leben zwingen. Jeder Mensch muss die Verantwortung für sich selber tragen. Ich glaube nicht, dass wir den Suizid in unsern Lebensplan eingebaut haben. Wir haben jedoch den freien Willen. Wir haben nicht das Recht, für andere zu bestimmen, was erträglich ist und was nicht. Der Schöpfungsplan des Universums und des Menschen ist genial, wir können immer etwas mehr verstehen. Viele Nahtoderfahrene wissen von der Liebe und dem Licht des Schöpfers. Dieser Schöpfergeist, zu dem auch unser Ich-Bin gehört, hat uns schon immer verziehen in seiner unfassbaren Liebe und er weiss auch, wie schwierig das Lebe­n für uns sein kann.