Was mehr kann man «zu guter Letzt» noch tun?

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2018/48
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2018.17386
Schweiz Ärzteztg. 2018;99(48):1694

Publiziert am 28.11.2018

Was mehr kann man «zu guter Letzt» noch tun?

Sehr geehrter Herr Professor Hans Stalder
Ihr Artikel ist ein Highlight. Sie fassen brillant zusammen, an was die heutige Medizin krankt. Sie analysieren und regen zum Denken an. Was mehr kann man «zu guter Letzt» noch tun?
Die Aufgabe von uns ausbildenden Ärzten muss es sein, dem Nachwuchs zu vermitteln, was wichtig und was nichtig ist. Wo Geld eingesetzt werden soll und darf und wo nicht.
Dass die Anamnese der Schlüssel zur Dia­gnose ist und Hilfsuntersuchungen nur bei ­klarer Fragestellung einzusetzen sind. Wenn wir es nicht tun, werden es uns die Kassen «abnehmen». Auch wenn das Sammeln von morphologischen Befunden, welche neuen ­Diagnosegräten entstammen, und das Kre­­­ieren von neuen Diagnosenamen – ohne ­the­rapeutische Relevanz und ohne Kenntnis der Pathophysiologie – einem menschlichen Trieb entgegenkommen (und dabei noch kar­rierefördernd sind), so muss der Sinn einer ­solchen Tätigkeit doch in Frage gestellt werden. Insbesondere wenn dafür Krankenkassengelder eingesetzt werden.
Im Weiteren müssen wir vermitteln, dass die Angst vor Juristen nicht die Maxime des ärztlichen Handelns sein darf. Gut informierte und aufgeklärte Patienten klagen selten.
Dem Herrn Bundesrat Berset sollte klargemacht werden, dass Redezeit für Anamnese nicht so drastisch beschränkt werden darf, wie das im neuen TARMED der Fall ist.
Das Gesundheitswesen könnte genesen, die Qualität würde gesteigert und der Beruf würde interessanter.
Danke für Ihre klaren Überlegungen und die gut gewählten Worte.