Swisstransplant

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/05
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.17525
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(05):125

Publiziert am 30.01.2019

Swisstransplant

Neuer Höchststand an Organspendern in der Schweiz

Mit 158 Organspendern verzeichnet die Nationale Stiftung für Organspende und Transplantation Swisstransplant Ende 2018 erneut einen Spenderhöchststand. Trotz steigender Zahlen warteten zum Jahresende aber rund 1400 Menschen auf ein neues Organ. Das Nationale Organspenderegister (Direkt­eintrag unter www.organspenderegister.ch) sowie die Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten» sind wichtige Mittel, um das Thema Organspende in der Bevölkerung stärker in den Fokus zu rücken. Mit der Gemeinde Montreux engagiert sich die erste Verwaltung als Kontaktstelle für das Organspenderegister.
Mit 158 postmortalen Spendern ist die Zahl der Organspender im Vergleich zum Jahr 2017 um 10% gestiegen. Die Anzahl Spender setzt sich zusammen aus 126 Spendern im Hirntod (DBD) und 32 Spendern im Hirntod nach Herz-Kreislauf-Stillstand (DCD) und entspricht 18.6 postmortalen Organspendern pro Million Einwohner.
Die erhöhten Spenderzahlen sind unter anderem auf die gute Zusammenarbeit der Stiftung Swisstransplant mit Fachpersonen auf Notfall- und Intensivstationen zurück­zuführen. Auch der Aktionsplan «Mehr Organe für Transplantationen» von Bund und Kantonen dürfte zur Erhöhung der Spenderzahlen beigetragen haben. So wurde die Ausbildung des medizinischen Personals durch das Ausbildungsprogramm «Blended Learning» verbessert. Zudem gewährleistet die zweckgebundene Finanzierung von «Fachpersonen Organ- und Gewebespende» (FOGS) in Spitälern schweizweit klar definierte Prozesse und Strukturen.
Entwicklung der Organwarteliste
Ende Dezember 2018 standen 1’412 Patienten auf der Organwarteliste. Diese Zahl ist tiefer als im Vorjahr, trotzdem warten derzeit mehr Menschen auf ein Organ als in den Jahren 2013, 2014 oder 2015. Im Jahr 2018 sind 68 Menschen auf der Warteliste verstorben, weil nicht rechtzeitig passende Organe zur Verfügung standen. Nach wie vor sind die fehlende Willensäusserung sowie die Unkenntnis über den Wunsch verstorbener Personen betreffend Organspende die Hauptgründe dafür, dass mögliche Organspenden nicht durchgeführt werden. «Trotz verbesserter Prozesse im Organspendewesen kennen 50% der Angehörigen den Wunsch der verstorbenen Person nicht», betont Franz Immer, Direktor der Stiftung Swisstransplant. «Infolgedessen werden Organspenden in über 60% der Angehörigengespräche abgelehnt.»
Das Nationale Organspenderegister
Um die Dokumentation des Entscheids zur Organspende zu vereinfachen, hat Swisstransplant mit dem Nationalen Organspende­register im Oktober 2018 eine elektronische Alternative zur Organspendekarte geschaffen. Unter www.organspenderegister.ch kann jede in der Schweiz oder im Fürstentum Liechtenstein wohnhafte Person ab 16 Jahren ihren Entscheid für oder gegen eine Organspende dokumentieren. Verstirbt eine Person im Spital und steht die Frage nach einer Spende im Raum, können zu­ständige Ärzte nach beschlossenem Therapie­abbruch den Registereintrag über die Nationale Koordination von Swisstransplant konsultieren.
«Ende Dezember haben sich bereits über 44 000 Personen im Nationalen Organ­spenderegister eingetragen», so Franz Immer. «Besonders in der Romandie, wo sich in den meisten Kantonen mehr als 1% der Bevölkerung registriert hat, findet das Register grossen Anklang». Im Dezember konnte erstmals eine verstorbene Person aufgrund ihres Registereintrags als Spenderin ausgewiesen werden.
Rund zwei Drittel der Registereinträge stammen von 20- bis 50-Jährigen. Künftig sollen öffentliche Kontaktstellen in Spitälern und Gemeindeverwaltungen den Registrierungsvorgang weiter vereinfachen und Interessierte beim Erstellen eines Registereintrags im Ablauf unterstützen. Als erste Gemeinde hat sich Montreux bereit erklärt, eine solche Pilotkontaktstelle einzurichten. «Als innovative Gemeinde wollen wir unseren Anwohnern die Möglichkeit bieten, sich mit wenigen Schritten im Nationalen Organ­spenderegister einzutragen», so Laurent Wehrli, Stadtpräsident von Montreux und Nationalrat.
Volksinitiative «Organspende fördern – ­Leben retten»
Im Oktober 2017 hat die Junior Chamber International (JCI) Riviera die Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten» lanciert. Bisher wurden rund 140 000 Unterschriften gesammelt, die im Frühling 2019 bei der Bundeskanzlei eingereicht werden.
Die Initiative sieht eine Verfassungsänderung vor, welche auf dem Grundsatz der vermuteten Zustimmung beruht. Gemäss der angestrebten Modalität wird von der Zustimmung zur Organspende ausgegangen, sofern die verstorbene Person zu Lebzeiten nicht widersprochen hat oder Angehörigen nicht bekannt ist, dass die verstorbene Person eine Organspende abgelehnt hätte. Ein System, das ausser Deutschland alle mitteleuropäischen Länder kennen. «Die öffentliche Diskussion im Rahmen einer Volksabstimmung ist wesentlich, um der Bevölkerung aufzuzeigen, dass der persön­liche Entscheid wichtig ist. Er schafft Sicherheit und Klarheit und entlastet die Angehörigen», sagt Pierre- Yves Maillard, Stiftungsratspräsident von Swisstransplant. Die Stiftung unterstützt die Initiative.
Informationen zum Organspenderegister: 
www.organspenderegister.ch 
Informationen zur Initiative: 
www.swisstransplant.org/initiative