Schutz unserer Kinder vor Tabakwerbung – Zahlen und Fakten

FMH
Ausgabe
2019/08
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.17598
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(08):240-241

Affiliations
Leiterin Abteilung Public Health, FMH

Publiziert am 20.02.2019

Rauchen ist nach wie vor die Ursache von rund 9500 vermeidbaren Todesfällen in der Schweiz – jährlich. Das heisst, jeden Tag sterben 25 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Die meisten Raucherinnen und Raucher beginnen im Teenager­alter. Die Prävention muss also dort ansetzen. Ein umfassendes Verbot von ­Tabakwerbung, -verkaufsförderung und -sponsoring wäre ein wichtiger Schritt, um den Tabakkonsum zu reduzieren. Unterschreiben Sie deshalb noch heute die Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung».
Den höchsten Raucheranteil weisen die 25- bis 34-jährigen Männer (42%) und die 15- bis 34-jährigen Frauen auf (30%). Der Anteil der minderjährigen Raucher ist von 18,7 Prozent im Jahr 2012 auf 20,7 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass anteilsmässig wieder deutlich mehr junge Männer als junge Frauen rauchen: Unter den Männern im Alter von 15 bis 25 Jahren liegt der Anteil bei 36,2 Prozent, ­unter den gleichaltrigen Frauen nur bei 26,8 Prozent. Der Unterschied der Geschlechter hat sich seit 2012 mehr als verdoppelt.
Alle diese Menschen waren einmal Kinder und Jugendliche, die zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt in Kontakt mit Tabak gekommen sind. Je früher dieser Kontakt stattfindet, desto grösser ist die Gefahr, dass aus einem spassigen Ausprobieren letztlich ein täglicher Konsum wird.
Wir alle sind ständig umgeben von Werbung. So be­gegnen Kinder und Jugendliche schon auf dem Weg zur Schule oder zum Ausbildungsplatz vielen Werbe­botschaften – auch für Tabak. Die Werbung ist jeweils taktisch gut platziert – auf Augenhöhe, gleich neben Kaugummi und Süssigkeiten.
Die Studie von Cipret Vaud zeigt deutlich, dass Jugendliche als wichtigste Zielgruppe der Tabakindustrie gelten: Orte, an denen Werbung oder Verkaufsförderungsaktivitäten stattfinden (Musikfestivals, Discos, Kioske usw.), die eingesetzte Sprache, die Gestaltung und die verwendete Bildsprache sind nicht etwa dem Zufall geschul­det, sondern das Resultat minutiöser Recherchen. Ziel dieser konkreten Planung ist es, ein Maximum an jungen Menschen zu erreichen: Es werden Orte aufgesucht, an denen sich diese aufhalten; die ­Zigarette wird mit von Jugendlichen geschätzten Bezugssystemen (Party, Risikofreude, Urlaub, Flirt, Freiheit, Erfolg usw.) in Verbindung gebracht; Jugendliche erhalten Gelegenheit, Geschenke zu gewinnen oder in dieser Altersgruppe begehrte Erfahrungen zu machen.
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Zigarettenwerbung sowohl den Einstieg ins Rauchen als auch den Übergang von der Probierphase zum regelmässigen Gewohnheitsrauchen beeinflusst. Die Tabakwerbung wirkt sich auch auf die Markenwahl von Zigaretten und die Gesamtnachfrage aus. Studien zeigen zudem, dass Kinder und Jugendliche für Werbung ­allgemein stärker empfänglich sind als Erwachsene und daher auf die Versprechen der Tabakindustrie eher reagieren. Zynisch und realitätsfremd ist die Behauptung, Kinder und Jugendliche sähen sich Tabakwerbung bewusst nicht an und würden somit nicht ­beeinflusst.
Die meisten Raucherinnen und Raucher beginnen im Teenageralter. Kinder und Jugendliche müssen daher besonders geschützt werden. Das ist das erklärte Ziel der Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und ­Jugendlichen vor Tabakwerbung». Sie will ein Werbeverbot in der Verfassung verankern: Jede Art von Werbung für Tabakprodukte, die Kinder und Jugendliche erreicht, soll untersagt werden. Zudem soll der bestehende Artikel zur Kinder- und Jugendförderung um den Gesundheitsschutz ergänzt werden.
Ein umfassendes Verbot von Tabakwerbung, -verkaufsförderung und -sponsoring ist ein wirksames Mittel zur Reduktion des Tabakkonsums und letztlich zur Reduktion von über 9000 Todesfällen.
Können wir die Augen vor diesen Fakten verschlies­sen?
Nein, denn die Gesundheit unserer Kinder ist unsere ganz persönliche Verantwortung – lassen wir sie nicht im Stich!

In eigener Sache

Der Schweizerische Ärzteverlag EMH unterstützt die FMH, die Lungenfachärzte und mfe – Haus- und Kinderärzte Schweiz sowie andere wichtige Gesundheitsorganisatoren in der Schweiz bei der Unterschriftensammlung für die Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung», welche einen konse­quenten Jugendschutz vor Tabakwerbung fordert. Die Werbefläche für die Initiative in den EMH-Zeitschriften wurde dem Initiativ­komitee zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt.

Unterschreiben Sie die Initiative noch heute unter: www.kinderohnetabak.ch

FMH
Abteilung Public Health,
Elfenstrasse 18, Postfach 300,
CH-3000 Bern 15,
public.health[at]fmh.ch
BFS: Tabakbedingte Todesfälle in der Schweiz, 1995 bis 2012