Trumpism gibt es auch in Bundesebern – die drohende Gefahr der Stahlung

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/11
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.17670
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(11):385

Publiziert am 13.03.2019

Trumpism gibt es auch in ­Bundesbern – die drohende Gefahr der Strahlung

Ich hatte kürzlich Zeit, mich mit Papier zu ­beschäftigen – nicht das übliche Papier, mit dem ich mich schon fast hauptberuflich beschäftige, nein, dieses Mal hatte ich ausnahmsweise Zeit, mich mit noch mehr Papier herumschlagen zu können – die neue Fortbildungspflicht im Strahlenschutz. Mehr oder weniger gleichzeitig fiel mir ein Programm für eine diesbezügliche Fortbildung in die Hände und ich wähnte mich schon wieder glücklich in einem Vortrag sitzend, in dem ich zum wiederholten Mal eingetrichtert bekomme, was ich schon lange weiss.
Ich fand es eine gute Idee, diese neue Verordnung statistisch aufzuarbeiten.
Hier mein Resultat:
Die Anzahl niedergelassener Ärzte und Zahnärzte in der Schweiz beträgt ca. 41 000.
Bei durchschnittlichen Kosten von Fr. 300.– pro Kurs und drei Teilnehmern pro Praxis ­betragen die jährlichen Kosten für die Wei­ter­bildung für diese Personengruppe ca. 7,5 Mil­lionen Franken.
Rechnet man eine geschätzte Umsatzeinbusse mit ein, kommen ca. 16 Millionen Franken dazu.
In den Berichten der letzten 5 Jahre waren 3 Grenzwertüberschreitungen bei Dosimetern zu verzeichnen. Bei einem Ereignis erfolgte eine Hospitalisation. Diese Person war nicht in einem Medizinalberuf tätig und von bleibenden Schäden wurde nicht gesprochen. Bei medizinisch tätigem Personal (2 Überschreitungen) war eine Person Radiologe.
Es darf also vermutet werden, dass pro Jahr so grob 0,2 Personen eine Dosimeterüberschreitung erfahren, die nicht spezialisiert Röntgenstrahlung benützen, und dass dies keine gesundheitlichen Konsequenzen hat.
D.h. es braucht ca. 200 000 medizinisch tätige Personen, die mit einem Röntgengerät hantieren, um eine Überschreitung zu produzieren.Nach all der Angsteinflössung war ich froh, am Feierabend endlich meine Heimreise im Verkehr anzutreten, wo jedes Jahr etwas über 17 000 Unfälle geschehen und es nur etwa 250 Autofahrer braucht, um einen Verunfallten zu produzieren.
Das Schlimme daran ist, dass die Wahrscheinlichkeit, eine weitere Person zu verletzen, nun massgeblich grösser ist, weil 120 000 Ärzte und Pflegende an eine Weiterbildung fahren, statt in ihrer Praxis ein Röntgengerät zu benützen. Statistisch gesehen führt dies zu einer Verletzung pro 5 Jahre – notabene Verletzung, nicht Verkehrsüberschreitung!
Als Fazit wäre eine Fortbildung für Präsi­denten und Bundesbeamte mit folgendem ­Inhalt nötig: Wie erfinde ich eine Gefahr, für die meine Subjekte Millionen ausgeben, ohne sich daran zu stören?