Jetzt ist mir doch tatsächlich Folgendes passiert oder eine Geschichte zur Swisscom

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/12
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.17705
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(12):420

Publiziert am 20.03.2019

Jetzt ist mir doch tatsächlich Folgendes passiert oder eine Geschichte zur Swisscom

Seit Jahren beziehe ich meine Giulietta beim gleichen Garagisten. Mein Leasingvertrag sieht vor, dass ich alle zwei Jahre meinen ­Wagen gegen ein neues Modell eintauschen kann, praktisch zu den gleichen Bedingungen. Ich liebe ihr Alfarot und leiste mir ein Glasdach wie auch leicht breitere Reifen. Bin ich in ihr unterwegs, entlockt sie meinen ­emmentalerischen (Draht-)Saiten von selbst feine mediterrane Klänge. Gerade so viel, dass es, meinem Alter entsprechend, nicht kitschig tönt. Nun, dieses Jahr ist wieder Zeit für den Eintausch. Doch was ist denn jetzt passiert? Es gibt mein Modell mit den mir lieb gewor­denen, diskreten Zusatzteilchen nicht mehr. Mein Garagist begrüsst mich freudig und ­erklärt voller Enthusiasmus: Wir haben Ihre Giulietta jetzt der Neuzeit angepasst, sie getunt, die Radkasten verbreitert, so dass die maximal gerade noch zulässig breiten Slicks auf die Felgen gezogen werden können. Auf beiden Seiten sind neu hinten je zwei Auspuffrohre sichtbar, je ein Rohr bleibt zwar stumm. Dafür haben wir die Auspuffklappe eingebaut, gerade zwischen dem Katalysator und dem Vorschalldämpfer, garantiert einen extremen Sound! Natürlich haben wir Ihr 1,4-Liter-­Modell durch den 2-Lit(t)erer ersetzt. Front-, Heckspoiler, ­8- statt 4-blättriges Kleeblatt, Fenster selbstverständlich abgedunkelt, innen alles äh digitalisiert. Was das kostet? Sie bekommen Ihren Liebling für nur das Doppelte, was Sie bis jetzt bezahlt haben. Was? Sie haben kein Interesse daran? Nein, Ihre gehabte Variante gibt es nicht mehr. Die Spielzeugvariante? Ja die geben wir Ihnen als treuem Kunde selbstverständlich gratis ab. Für die Enkel? Ja, warum nicht?
Diese Geschichte hat sich glücklicherweise so nie abgespielt, nicht einmal im Traum. Doch Folgendes ist wahr:
Den Medien war am 19. Dezember 2018 entnehmbar, dass die Swisscom von Tamedia ­deren 31%-Anteil an Swisscom Directories AG für 220 Millionen gekauft hat und jetzt alleinige Besitzerin ist. Dies zeigt Folgen für uns. Der Kundenberater von localsearch kam kürzlich vorbei und teilte mir mit, dass mein Telefoneintrag, was Name und Adresse betrifft, zukünftig gratis sei. Allerdings habe es für den Facharzttitel keinen Platz mehr. Sollte ich das weiterhin wünschen, so habe er mir ein Topangebot. localsearch nehme mich ­damit grosszügig in die Gemeinschaft der Volldigitalisierten auf, und – ein Wunder geschieht – es gibt unbegrenzt Platz, um meinen Facharzttitel, Föteli, Texte und was mich sonst noch so «gluschtet» ins Netz zu stellen. Es kostet einfach neu 550 statt wie bis anhin 250 CHF pro Jahr!
Zum Glück weiss ich meine Website von «Googles Mächten treu und still umgeben». Bin ja gespannt, wie gratis das Gratisangebot schlussendlich sein wird. Immerhin steckt die Swisscom dahinter!!