Das Aargauer Kunsthaus zeigt in der Ausstellung «Kunst im Verborgenen» rund 200 Werke von Künstlerinnen und Künstlern der «Art Brut». Für Museumsleute und Kunsthistoriker ist der Begriff «Art Brut» so etwas wie eine Diagnose. Als Mediziner benutze ich für die Krankheiten Klassifikationssysteme wie das ICD oder das DSM mit subtilen Unterteilungen und Nummerierungen. Die Kunsthistoriker möchten verständlicherweise im Bereich der künstlerischen Produktion ebenfalls Ordnung schaffen. Dieses Unterfangen ist nicht ganz leicht: Denn genau wie in der Medizin werden viele Begriffe in Frage gestellt und immer wieder neu definiert. Und genau wie in der Medizin bezeichnen böse Kritiker diese ganzen Einteilungen als hilflose Versuche der Schubladisierung – weltfremd und lächerlich.