Kein Ärztemangel aufgrund, sondern trotz des wachsenden Frauenanteils

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/13
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.17729
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(13):466

Publiziert am 26.03.2019

Kein Ärztemangel aufgrund, sondern trotz des wachsenden Frauenanteils

Wir können dem Artikel von Aylin Canbek nur beipflichten: Es gibt kaum einen Artikel in der Presse zum Thema Ärztemangel ohne Fokus auf den steigenden Anteil an Frauen im Arztberuf und den Wunsch der Frauen nach mehr Teilzeitstellen. Auf welche Fakten stützen sich diese Behauptungen? Eine kurze Recherche unsererseits ergab folgendes Bild:
Fakt ist, dass der Anteil berufstätiger Ärztinnen jährlich um bis zu 1% steigt (42% im 2017, 36% im 2010 und 29% im 2000). In der gleichen Zeitperiode ist aber auch das Durchschnittsalter der Ärzteschaft – ein Indikator für mangelnden Nachwuchs – kontinuierlich angestiegen. Besonders prekär ist die Lage bei den Grundversorgerinnen und Grundversorgern: Hier liegt das Durchschnittsalter bei über 55 Jahren (die sogenannte Babyboomer-Generation). Wie kommt man nun zum Schluss, dass wegen den Frauen ein Ärzte­mangel entsteht? Eine von den jungen Hausärztinnen und Hausärzten Schweiz (JHaS) im 2016 durchgeführte Befragung ergab, dass der Wunsch nach Teilzeitarbeit eine Generationen- und nicht eine Geschlechterfrage ist. Das durchschnittliche Wunschpensum aller Antwortenden betrug 70%. Die Männer wollten im Durchschnitt 78%, die Frauen 66% arbeiten (Basis: 50-Stunden-Woche = 100%!). Die «Feminisierung der Medizin» erklärt den ­zunehmenden Wunsch nach Teilzeitarbeit ­somit nur zu einem kleinen Teil.
Es gibt also keinen Ärztemangel aufgrund – sondern trotz des wachsenden Anteils an Frauen in der Medizin.