Zur Kostenentwicklung im Gesundheitswesen – Beispiel Impfungen

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/39
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.18202
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(39):1297

Publiziert am 24.09.2019

Zur Kostenentwicklung im Gesundheitswesen – Beispiel Impfungen

Die Finanzierung unseres Gesundheitswesens ist bei den nächsten eidgenössischen Wahlen kaum ein Thema – obwohl die meisten Stimmbürger bereits heute krank oder mit ­Sicherheit im Alter auf eine medizinische Hilfe angewiesen sind. Die Schweiz als Confoederatio Helvetica (CH) ist der Solidarität verpflichtet.
Im Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) gibt es auch den Art. 19.1: Prä­vention. Dieser ist ebenso wichtig wie der Art. 32.1: WZW Kriterien. Der Bundesrat versucht verzweifelt, die Kosten der zunehmend älter werdenden Bevölkerung und der Kranken auf Wunsch der bürgerlichen Mehrheit zu plafonieren. Die Verantwortung dafür lag ­bereits bei ihnen. Wie kann man Kosten der Solidarität langfristig senken?
Pocken wurden mit Impfungen weltweit eliminiert. Wie hoch ist wohl aktuell berechnet dieser Nutzen der investierten Kosten unserer Vorfahren?
Bekannte Infektiologen und Epidemiologen wollten nicht zwischen Impfungen zur Reduktion und zur Elimination einer Krankheit unterscheiden.
Masern (auch Röteln, Polio, verzögert Hepatitis B) könnte man eliminieren. Die Schweiz zeigt beispielhaft, wie man das verhindern kann. Seit über 40 Jahren tat dies unser ­Bundesamt für Sozialversicherungen zusammen mit dem Apothekerverband konsequent und erfolgreich mit der Argumentation der «Selbstverantwortung».
Public Health Schweiz hatte beim Epidemiegesetz tüchtig mitgeholfen: «Privatisierung» des flächendeckenden Schularztdienstes, Haftpflicht bei Impfschäden: «eventuell», auf Antrag, ein bisschen.
Die CH ist weltweit einmalig, Masern über eine Kopfsteuer und auf Selbstkosten der Adoleszenten, Erwachsenen eliminieren zu wollen.
Früher hatte die CH Impfstoffe im «Schweiz. Serum- und Impfinstitut» hergestellt. Man hat dies vorerst privatisiert, dann verkauft, eliminiert. Man diskutiert nun über Generika.
Heute exportiert die CH Masernviren, welche Epidemien verursachen.
Masernepidemien bei Erwachsenen wie dieses Jahr sind weiterhin klar vorprogrammiert. Diese kosten mehr. Sogar die Reduktion und noch viel mehr die Elimination wären früher wirksamer, zweckmässiger und billiger ge­wesen.
Auch heute versuchen santésuisse und cura­futura nicht nur dieses Problem nach dem ­bewährten Muster zu lösen: Sparen bei den Leistungserbringern – bis man keine mehr hat, (nicht nur zum Impfen) auch zur Pflege der Kranken. Ausgebildetes Personal im Ausland zu rekrutieren ist langfristig nicht ­möglich. Ohne ausländisches Pflege- und ­Reinigungspersonal würden alle stationären Institutionen sofort zusammenbrechen.
Für ein besseres Gesundheitswesen über eine bessere Prävention (KVG Art. 19.1) bräuchten wir nicht einmal neue Initiativen. Man könnte nur Fehlentscheide korrigieren.
Der Bund sollte Impfaktionen nicht nur ­empfehlen, sondern auch finanzieren, z.B. MMR-Impfungen bei Adoleszenten und jungen Erwachsenen, dort, wo sie sich aufhalten.
Im Gegensatz zu Impfreaktionen als Nebenwirkungen (wie Schmerzen nach einer Operation) sind seltene Impfschäden sicher nicht beabsichtigt, damit gemäss Definition ein ­Unfall. Der Bund sollte diese «Nichtbetriebsunfälle» versichern. Damit könnten Impfschäden wie Unfälle sofort und wissenschaftlich korrekt abgeklärt werden.
Dies würde langfristig Kosten der Krankenkassen sparen und vor allem das Vertrauen der Bevölkerung für Empfehlungen des BAG sogar generell verbessern.