Sie bringen die Diskussion auf den Punkt

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/38
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.18224
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(38):1261-1264

Publiziert am 18.09.2019

Sie bringen die Diskussion auf den Punkt

Lieber Herr Kollege Zaman
Vielen Dank für Ihren Artikel. Sie bringen dar­in die Diskussion auf den Punkt. Ich meine aber, ein fortdauerndes Abhängigkeitsverhältnis zwischen Psychiater und Psychologe hinsichtlich Kostenübernahme zu Lasten der Grundversicherung sei ungut. Als Hausarzt fühle ich mich natürlich dem bio-psycho-­sozialen Konzept ganz besonders verpflichtet und versuche mit psychologischen und psycho­therapeutischen Grundkenntnissen, oder einfach mit einem gewissen Mass gesunden Menschenverstands, meinen Patienten auf die Sprünge zu helfen, die sich in einer ­Lebenskrise befinden, in eine leichte Depression abgerutscht sind oder sich einfach gerade ausserstande fühlen, mit den an sie ­gestellten Anforderungen fertig zu werden. Wenn mir dann die psychische Störung doch zu komplex erscheint, bemühe ich mich um die Mitbetreuung durch einen Spezialisten. Da bin ich manchmal ganz froh, «wenigstens» ­einen Psychologen gefunden zu haben, der mir nicht erst für in einem halben Jahr eine vage Zusage macht, den Patienten mittragen helfen zu wollen. In der Sache ist es mir dann einerlei, ob dieser Psychologe nun delegiert, «pseudo-delegiert» oder gar nicht delegiert arbeitet. Es ist eben auch Fakt, dass hier die Zunahme ärztlicher Spezialisten nicht mit der Zunahme entsprechend Bedürftiger Schritt hält. So bilde ich mich eben in dieser Thematik regelmässig fort, um mich kompetent genug zu fühlen, den Part der medikamentösen Behandlung in der «kleinen» Psychotherapie zu übernehmen, wenn ich den Patienten ­einem Psychologen statt eines Psychiaters überweise. Auf diese Weise demütige ich den Psychologen nicht, und das bio-psycho-soziale Konzept bleibt auch gewahrt.
Mit besten Grüssen