Anordnung braucht Steuerung

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/39
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.18230
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(39):1296-1297

Publiziert am 24.09.2019

Anordnung braucht Steuerung

Herr Facci beteiligt sich leider an dem scheinbar derzeit hippen Psychiaterbashing, indem er meint, die Behandlung sei zu sehr auf Psych­iater ausgerichtet.
Vielleicht lebe ich ja in einem ungewöhnlichen Umfeld auf dem Land, aber sowohl in der Region Werdenberg-Sarganserland als auch in der Region Chur bekommen die meisten Patienten/-innen meist recht zeitnahe einen Termin entweder bei einem/-r niedergelassenen oder ambulant tätigen Kollegen/-in. Das BAG kann selber nicht wirklich beziffern, wie stark der zu erwartende Kostenanstieg sein wird. Würde der Bund tatsächlich bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen und das dem Volk auch zu begründen, dann wäre das ein Beitrag zur Volksgesundheit. Wir alle wissen, was das fürs Gesundheitswesen bedeuten wird. Kosten steigen, und damit die Prämien, und schliesslich wird es einen verstärkten Druck auf die Tarifleistungen nach sich ziehen. Wir kommen so dem Global­budget noch einen Schritt näher. Die weitere Konsequenz ist, dass das Fach der Psychiatrie und Psychotherapie für junge Kollegen/-innen noch unattraktiver wird, es werden sich noch mehr fragen, warum sie in die Praxis ­gehen sollen. Wen es freut, sind die Institu­tionen. Ob das die psychiatrische und v.a. psychotherapeu­tische Versorgung mittel­fristig wirklich verbessern wird, ist mehr als fraglich. In der Schweiz ist der Facharzt klassischerweise mit der Psychotherapie verbunden. Neben der Medikation ist für viele die psychotherapeu­tische Versorgung ein Grund, in die Praxis zu gehen.
Ohne eine Bedarfsabklärung und Steuerung werden auch die Psychologen/-innen sich lieber in den Ballungszentren niederlassen. Die Versorgung auf dem Land wird dann kaum ­besser. Kommt hinzu, dass die flankierenden Massnahmen bereits zu einer Schlechterstellung der Patientenversorgung führen werden. Was sagt die VASK dazu?
Die Kosten steigen, und die Versorgung der psychisch Kranken, die insgesamt wenig Lobby haben, wird unter Druck geraten. Daher sollte die über die Jahre aufgebaute ­Zusammenarbeit zwischen VASK und Fachärzten nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Es braucht zweifelsohne eine gute Zusammenarbeit mit den verschiedenen Diszi­plinen, die aber ambulant ausserhalb der In­stitutionen nicht vergütet wird. Diesbezüglich ist auch nichts geplant. Da nutzen auch die Psycho­logen/-innen nichts.
Das Thema Anordnungsmodell geht alle Fachrichtungen an, weil es die Gesundheitskosten unvorhersehbar steigern wird. Ich habe nichts gegen das Anordnungsmodell, aber dagegen, dass am Ende die verordnenden Ärzte wieder den schwarzen Peter zugeschoben bekommen.