Die Diskussion um gendergerechte Sprache ist eine Lappalie

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2019/41
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.18250
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(41):1362

Publiziert am 09.10.2019

Die Diskussion um gendergerechte Sprache ist eine Lappalie

Unter dieser Fragestellung äussert sich Kollege Erhard Taverna zum «ideologisch eskalierten Sprachkrieg» betreffend sprachlicher Gleichstellungsregeln.
Geschlechtergerecht formulieren ist heute «in»:
Bewohner/Bewohnerin – muss es heissen, in Anrede und Anschrift.
Jedoch gibt es Stolpersteine.
Sind mit «der Mensch» nur Männer gemeint, wie wäre die weibliche Form – «die Menschin»?
Werden mit «die Person» nur Frauen angesprochen, wie wäre die männliche Form – «der Personer»?
Ist unser wichtigstes Nachtgestirn männlich oder weiblich? In germanischen Landen der Mond, männlich – in Frankreich und Italien la lune, la luna, weiblich. Ist unser wichtigstes ­Tagesgestirn weiblich oder männlich? Die Sonne, weiblich – le soleil, il sole, männlich.
Kommt dazu, dass die Mehrzahl, der Plural­artikel immer weiblich ist:
die Menschen, die Personen, die Sonnen, die Monde, während in Spanien auch der Mehrzahlartikel klar geschlechtlich unterscheidet: los hombres – las mujeres.
Und es gibt für Mitmenschen Bezeichnungen, die ausschliesslich männlich sind: der Gast, der Stern!
Und keine Frau fühlt sich gekränkt, wenn sie als Gast eingeladen oder als Stern gefeiert wird.
Die ganze Diskussion um gendergerechte Sprache ist wirklich eine Lappalie, eine Belanglosigkeit, ein Streit um Kaisers Bart – vielleicht ein Zeichen unseres Wohlstandes:
Wenn man keine Probleme hat, sucht man sich welche.