Eiseninfusion: Müssen wir uns für diese medizinische Hilfe rechtfertigen?

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2020/04
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.18518
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(04):98-99

Publiziert am 21.01.2020

Eiseninfusion: Müssen wir uns für diese medizinische Hilfe recht­fertigen?

Die Kollegen S. Lüscher und Ph. Gerber haben gegen Kollege Beat Schaub Stellung bezogen. Darin kommt ganz offenbar nicht Erlebtes und nur Erlerntes, Gehörtes zu Wort.
Wer je den von einem natürlichen Eisenmangel geplagten Frauen mit intravenösen Eisengaben helfen konnte, wird mehrheitlich von den Frauen Feedbacks wie «wie neu geboren» oder es ist «wie Tag und Nacht» erhalten, was wir bis anhin mehrere hundert Male erleben durften. Soll ich diese Aussagen nicht ernst nehmen? Gemäss Lüscher müssen wir uns für diese medizinische Hilfe in der Grundversorgung rechtfertigen?
Weiss der Kollege nicht, dass 70% der Frauen orales Eisen nicht vertragen oder zu wenig aufnehmen können? Darf das Eisenthema keine medizinischen Fortschritte machen?
Sprechen und schreiben wir Männer weiterhin nur über statt mit den Frauen bei diesem Thema?
Ist die naturgesetzliche, multiple Wirkung von Eisenatomen, die beispielsweise über 180 Enzymsysteme unterstützen, und dies in jeder einzelnen Körperzelle, genug Antwort auf das zynische Lüscher-Statement «If you have a hammer, every problem looks like a nail» oder auf die «molekulargenetische Forschung» von Kollege Gerber?
Molekulares Eisen ist wie viele weitere Mikronährstoffe (welche übrigens nie infrage gestellt werden, oder möchten Sie beispielsweise gegen Magnesium ankämpfen?) ein überlebensnotwendiger Grundstoff für den Menschen. Wie können solche absolut propädeutische Kenntnisse den Herren Lüscher und Gerber abhandengekommen sein?
Kann man mit einem solch lückenhaften Medizinverständnis wirklich noch gute Medizin praktizieren?
Sind nicht gerade wir Grundversorger zu einem ganzheitlichen Medizinverständnis aufgerufen, welches viele Folgeprobleme schon im Ansatz heilen kann?
Ist das ein Problem für die Reparatur-Medizin? Ist das systembedrohend?
Bei der wirklich und wahrhaftigen Win-win-win-win-Situation profitieren tatsächlich Vifor, Patientin, Krankenkasse und Arzt von der intravenösen Eisentherapie, nur die Herren Kollegen Lüscher und Gerber nicht, weil sie das Thema so ideologisch scheuen.
Die Krankenkassen können sich die Kosten für etwa 6 Spezialisten sparen, wenn 10 Eisenmangelsymptome durch adäquate Eisensub­stitution nachhaltig und vollständig behoben werden, Heilung, erinnern Sie sich?
Was geben denn Kollege Lüscher und Gerber bei symptomatischem Eisenmangel? Placebo, Luft oder Liebe?