Steht der Mensch im Zentrum?

FMH
Ausgabe
2020/06
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.18627
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(06):161

Affiliations
Dr. med., Mitglied des FMH-Zentralvorstandes, Departementsverantwortlicher Public Health und Gesundheitsberufe

Publiziert am 04.02.2020

Die Berufsperspektiven von Medizinischen Praxis­assistentinnen und -assistenten EFZ sind der FMH ein Anliegen. In diesem Sinne möchte ich ein grosses Dankeschön aussprechen an alle, die sich hierfür einsetzen und sich für eine ausreichende Anzahl an Lehrstellen engagieren. In dieser Ausgabe finden Sie einen Aufruf für Prüfungsexperten sowie Mentoren für die Berufs­prüfung der Medizinischen Praxiskoordinatorinnen und -koordinatoren MPK. Gefragt sind Ärztinnen und Ärzte aus allen Sprachregionen, die über Erfahrung mit MPA EFZ und MPK verfügen. MPA EFZ sind begehrt auf dem Arbeitsmarkt. Während sich einige wenige Spitäler inzwischen an der Ausbildung beteiligen, unterstützen die Krankenversicherer, mit Ausnahme der an TARDOC beteiligten, dieses Anliegen nicht. Sie verschlechtern die Rahmenbedingungen für die Ausbildung vieler junger Personen und hernach für deren praktische berufliche Tätigkeit mit Patientinnen und Patienten. Ebenfalls werden Berufsperspektiven für die MPA EFZ durch den Bereich Kranken- und Unfallversicherung (KUV) des BAG ausgebremst, während sich andere Direktionsbereiche des BAG durchaus für die MPA EFZ einsetzen. Durch die Verzögerung des TARDOC bleibt das Gesundheitswesen länger in veralteten Strukturen verhaftet. Von der Ärzteschaft vorgeschlagene Wege zur Verbesserung der Effizienz und für eine Kostenreduktion ohne Rationierung von Leistungen können so nicht realisiert werden. Ebenfalls werden so Änderungen erschwert, welche für eine erfolgreiche NCD-Strategie erforderlich sind, insbesondere im Bereich Prävention in der Gesundheitsversorgung.
Wie vom Präsidenten von mfe zu Jahresbeginn in einem Editorial festgestellt, «sind offensichtlich den Parteien Vertreter von Gewerkschaften, Krankenkassen oder deren Verbände lieber. Niemanden in den Kommissionen zu wollen, der den medizinischen Alltag aus eigener Erfahrung kennt, ist zumindest etwas speziell.» Bei der Besetzung der Gesundheitskommissionen des Parlaments sollte Fachkompetenz und nicht Ideologie den Vorrang haben. Dies entspricht auch der Zielorientierung der NCD-Strategie. Primär sollten die Anliegen der Patientinnen und Patienten und dann der Medizinal- und Gesundheitsberufe im Zentrum der Schweizerischen Gesundheitspolitik stehen. Patientinnen und Patienten sowie alle an der Front arbeitenden Gesundheits- und Medizinalberufe im vorläufig, gemäss OECD, noch besten Gesundheitswesen sind einzubeziehen. Da die Versorgungssicherheit hinsichtlich Impfstoffen, Medikamenten und Medizinalprodukten wie auch «Health Workforce» zunehmend kritisch wird, sollten Fehler in der Gesundheitspolitik, wie ein Globalbudget alias Zielvorgaben, und das Aufblähen administrativer Massnahmen als gleichsam verordnete Ineffizienz, vermieden werden. Kompromisse in Ehren: Es ist nicht opportun, auf allen Hochzeiten zu tanzen. Die Glaubwürdigkeit nimmt Schaden. In den Gesundheitskommissionen (SGK-S und SGK-N) des ­Parlaments, persönliche Mitarbeitende und Zutrittsberechtigte inklusive, finden sich im Übrigen weniger Ärztinnen und Ärzte als Vertreterinnen und Vertreter der Tabakindustrie, wobei letztere, im Gegensatz zur Ärzteschaft, diese Interessenbindung, auf den offiziellen Informationsseiten des Bundes nicht deklarieren. So erwarten wir mit grosser Spannung die Debatte im Februar zur Besteuerung der elektronischen Zigaretten (Motion 19.3958). Alle Produkte, die Tabak und/oder Nikotin enthalten, sind aus Public-Health-Sicht gleich zu besteuern wie konventionelle Zigaretten. Andernfalls drohen uns Milliardenkosten im Gesundheitswesen und der Tabakindustrie winken Milliardengewinne, so wie sie jetzt bereits mit den «Heated Tobacco Products» realisiert werden. Wir hoffen, dass die Gesundheitskommissionen von Stände- und Nationalrat den guten vom Ständerat 2019 begonnenen Weg beim Tabakproduktegesetz fortsetzen werden.