Antwort auf den Leserbrief «Der Glaube der Eisenliga an die Wirksamkeit des Eisens»

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2020/07
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.18640
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(07):214

Publiziert am 11.02.2020

Antwort auf den Leserbrief «Der Glaube der Eisenliga an die Wirksamkeit des Eisens»

Ist es eine Glaubensfrage, ob Frauen gleich viel Eisen brauchen wie Männer? Ist es nicht eher eine Frage des Wissens und Gewissens?
Professor Steurer unterstellt der Eisenliga in seinem Leserbrief, an die Wirksamkeit des ­Eisens lediglich zu glauben. Er stellt – als ob wir es mit einer Religion zu tun hätten – eine Glaubensfrage, wie es schon das Schweizer Fernsehen im Titel der PULS-Sendung vom November 2018 getan hat: «Eine Glaubensfrage spaltet die Fachwelt.» In dieser Sendung debattierten Professor Thomas Rosemann von der Universität Zürich und ich über die Bedeutung der Menstruation. Während die Swiss Iron Health Organisation(SIHO) nachweisen kann, dass die Menstruation die häufigste Ursache für den weiblichen ­Eisenmangel ist, glaubt Herr Rosemann an das ­Gegenteil. Weil Professor Steurer den Glauben bemüht, stelle ich bewusst drei ­entscheidende Glaubensfragen zur Diskussion.

Erste Glaubensfrage

Ist die Menstruation die häufigste Ursache für den weiblichen Eisenmangel? Nur wenige Menschen wissen, dass erwachsene Männer bei einem Ferritinwert von 200 ng/ml fünf Gramm Eisen im Körper haben. Ebenso unbekannt ist die Tatsache, dass Frauen im Mens­truationsalter bei einem Ferritinwert von 30 ng/ml nur über vier Gramm Eisen ver­fügen. Deshalb sind sie es, die an Eisenmangel leiden, und nicht die Männer. Sobald man ihnen das fehlende Gramm zuführt, wie die SIHO es vormacht und empfiehlt, werden die meisten gesund. Professor Steurer und die Eisengegner glauben trotzdem, dass für Frauen ein Ferritinwert von 15 ng/ml zumutbar sei.

Zweite Glaubensfrage

Soll man Eisenmangelfrauen das fehlende Gramm zurückgeben oder nicht?1 Die SIHO ist überzeugt, dass die Erkennung und Behandlung von Eisenmangel keine Glaubenssache sein dürfen. Die Basis ärztlichen Handelns sind wissenschaftliche Daten, wie sie der SIHO zur Verfügung stehen. Die Resultate unserer Untersuchungen werden in den Praxis­studien Eurofer und SwissFer präsentiert. Die bisher ausgewerteten Therapieverläufe von 4000 Frauen mit Eisenmangel weisen nach, dass Frauen gleich viel Eisen brauchen wie erwachsene Männer. Die SIHO muss sich, da sie über das Wissen verfügt, nicht auf den Glauben verlassen.

Dritte Glaubensfrage

Brauchen Frauen gleich viel Eisen wie Männer? Professor Steurer hat eine notwendige Diskussion angestossen. Wollen wir wirklich daran glauben, dass Frauen weniger Eisen brauchen als Männer, wie die WHO, gewisse Universitäten, die Lehrbücher sowie Zürcher Professoren fordern? Sollen wir sogar glauben, dass Eiseninfusionen bei Eisenmangelfrauen unnötig seien, wie die Eisengegner behaupten? Diese notwendige Diskussion ist auch als Botschaft an den Bundesrat gerichtet, der seit 2015 über die Bedeutung der Menstruation und die Notwendigkeit der Eisentherapie nachdenkt und in diesem Jahr entscheiden wird.

SIHO-Appell an den Bundesrat 
und die Universität Zürich

Sie haben das Geld. Sie haben das Know-how. Geben Sie leidenden Frauen das ihnen fehlende Eisen zurück und überprüfen Sie, wie es ihnen danach geht. Führen Sie, anstatt einen sinnlosen Glaubenskrieg anzuzetteln, eine randomisierte Studie durch. Es ist überfällig. Was hält Sie davon ab? Die SIHO hat den Bundesrat schon 2017 dazu aufgefordert. Eine Reaktion ist bisher ausgeblieben.