Wichtige Meinungen, die untergehen (mit Replik)

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2020/1920
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.18899
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(1920):638

Publiziert am 06.05.2020

Wichtige Meinungen, die untergehen

Es wird so viel über Covid gelesen und gehört – zu viel ... Aber dieser Artikel von einem Schweizer Kollegen, der tatsächlich Erfahrung mit ärztlichem Arbeiten in Asien hat, wird in keinem der grösseren Medien veröffentlicht:
Ein langer, aber ziemlich differenzierter Artikel; im Punkt 9 wird auch die Schweizer Ärzteschaft sowie die FMH kritisiert, teilweise zu Recht. Wir in der Deutschschweiz haben echt «Schwein» gehabt, denn wäre die grosse Corona-Welle Anfang/Mitte März über uns gerollt, hätten wir mit den wenigen Masken/Schutzmaterialien/Desinfektionsmitteln ziemlich in die Röhre geschaut ... in dem zweit­teuersten Gesundheitssystem der Welt wohlbemerkt. Spätestens jetzt sollte sich die FMH konsequent in gesundheitspolitische Entscheidungen in diesem Land engagieren und nicht nur zuschauen und von den Nicht-Medizinern Entscheidungen treffen lassen, was für uns und die Gesundheit der schweizerischen Bevölkerung das Beste ist. Spätestens jetzt sollte dies jedem klar sein!

Replik zu «Wichtige Meinungen, die untergehen»

Die Vertretung der Interessen und Anliegen der Ärzteschaft ist ein zentraler Teil der FMH-Arbeit. Auch in der aktuellen Pandemie engagiert sich die FMH stark in gesundheitspolitischen Fragen und vertritt den Standpunkt der Ärzteschaft. Wir stehen täglich in Kontakt mit den Behörden und bringen die Sichtweise der Ärzteschaft ein. So hat sich die FMH beispielsweise für telemedizinische Lösungen während der Covid-19-Pandemie eingesetzt. Einerseits hat die FMH gemeinsam mit HIN ein kosten­loses ­sicheres Tool für Videokonsul­tationen zur Verfügung gestellt. Andererseits hat sich die FMH für die Kostenübernahme von telemedizinischen Konsultationen anstelle von Konsultationen in der Praxis eingesetzt. Dadurch erreichte die FMH, dass Limitationen auf Telefonkonsultationen für Psych­iater weitgehend aufgehoben werden konnten und diejenigen für Haus- und Kinderärzte etwas modifiziert wurden.
Weiter hat sich die FMH dafür eingesetzt, dass auch selbständige Ärztinnen und Ärzte Covid-Erwerbsausfallentschädigung beantragen können, also nicht nur diejenigen, deren Betrieb vom Bundesrat geschlossen wurde, sondern auch diejenigen, deren Berufstätigkeit auf Notfälle reduziert und damit massiv eingeschränkt wurde. Die FMH hat auch gemeinsam mit Partnern eine Arbeitsvermittlungsplattform für Ärztinnen und Ärzte während der Corona-Pandemie lanciert und diverse Hilfestellungen für ihre Mitglieder in Form von häufig gestellten Fragen, Abrechnungshilfen zu Covid-19 und anderen Informa­tionen zur Verfügung gestellt. Weiter hat die FMH als Anlaufstelle diverse rechtliche und andere Anfragen in Zusammenhang mit Covid-­19 beantwortet und das Angebot des Unter­stützungsnetzwerks für Ärztinnen und Ärzte «ReMed» während der Coronakrise ausgebaut. Begonnen hat die FMH auch bereits mit der Aufarbeitung dieser pandemie­bedingten Krise. Dabei ist der FMH wichtig, bei der Versorgungssicherheit und der Versorgungsabhängigkeit genau hinzusehen. Bei den Themen früher Einbezug der Ärzteschaft, Versorgung mit Schutzmaterial, Medikamenten, Impfstoffen und auch Gesundheitsfachpersonen wird die FMH sich aktiv einbringen.
Auch unabhängig von Covid-19 ist die FMH in verschiedenen politischen Dossiers aktiv. Unsere wichtigsten Geschäfte waren in den Monaten vor der Pandemie das Kostenwachstum im Gesundheitswesen und mehrere ­Anhörungen dazu, die Neuregelung der Zu­lassungssteuerung von ambulanten Leistungserbringern und der eingereichte neue ambulante Arzttarif TARDOC. Weitere Dos­siers beinhalten die Themen Heilmittel, e-Health, Qualität, Patientensicherheit und vieles weitere mehr.
In der Epidemie führen und koordinieren der Bundesrat und die Kantonsregierungen gemäss dem Willen des Volkes im Epidemien­gesetz seit 2016. Die FMH bringt auch in dieser gesundheitlichen Notlage die Stimme der Ärzteschaft aktiv im Bundesrat und in der Gesundheitsdirektorenkonferenz hörbar ein.