Das Staatsexamen in Zeiten von COVID: Fragen unbeantwortet

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2020/2728
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.19052
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(2728):849

Publiziert am 30.06.2020

Das Staatsexamen in Zeiten von COVID: Fragen unbeantwortet

Sehr geehrte Frau Häfliger Berger
Ich habe Ihre Replik in der Ärztezeitung vom 17.6.2020 gelesen und mich sehr gewundert, wie Sie gar nicht auf die Fragen von Prof. E. Christ eingehen. Zudem unterschlagen Sie den Kommissionsvorschlag, die praktische Prüfung an den jeweiligen Fakultäten durchzuführen. Sie reagieren nur auf den ursprünglichen Vorschlag, nämlich auf die praktische Prüfung ganz zu verzichten (ein Vorschlag, der längst vom Tisch ist). Dass dies unmöglich sei, begründen Sie mit dem Medizinalberufegesetz, das den Nachweis von Fertigkeiten und Fähigkeiten sowie über die Verhaltensweisen und sozialen Kompetenzen dringend erfordert. Diese Forderung wird mit dem OSCE, ­einem Postenlauf, der das breite Spek­trum der medizinischen Fächer abdeckt, erfüllt. Dies soll nun durch ein sechswöchiges Prak­tikum ersetzt werden. Da fehlen identische ­Bedingungen, eine Anforderung, die an eine Prüfung grundsächlich gestellt ist. Wie soll eine breit gefächerte Fähigkeitsprüfung durch ein sechswöchiges Praktikum (in der ersten Assistenzarzt-Zeit) z.B. auf der Pathologie, der Gerichtsmedizin oder der Labormedizin adäquat ersetzt werden? Dem Gesetz, das Sie hervorheben, wird so sicher nicht Genüge getan, folglich bräuchte es auch hier Notrecht, um diesen Unsinn zu legitimieren. Dass das BAG und Bundesrat Berset gerade die «Lösung» bevorzugen, welche die Prüfungskommission als die schlechteste ablehnte, zeugt von grosser Arroganz. Ihre Bemerkung, es stehe ja allen die Möglichkeit offen, die praktische Prüfung ein Jahr später zu absolvieren, erachte ich als eine Frechheit und zeugt allenfalls davon, dass Sie keine Ahnung haben, was es heisst, eine solch breit gefächerte Prüfung mit immensem Wissen vorzubereiten.