Buchbesprechungen

Horizonte
Ausgabe
2020/48
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.19131
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(48):1630-1631

Publiziert am 24.11.2020

Bitte aufwachen

Hedi Meierhans
Hamburg: Tredition 2020
Sachbuch
Kollegin Hedi Meierhans hat ein bemerkenswertes Buch geschrieben. Es verbindet die neuesten Erkenntnisse der Quantenphysik mit den Erlebnissen während NTE (Nah-Tod-Erfahrungen). Diese sind seit den Publikationen von Moody und vielen anderen nicht mehr wegzudiskutieren.
Die jüngsten Entwicklungen der Quantenphysik eröffnen eine mögliche Antwort auf die Fragen nach dem Jenseits, der Un­sterblichkeit der Seele, der Intuition, dem universellen Gedächtnis, der Aufhebung der Raum/Zeit-Limitationen, der spirituellen Dimension unseres Lebens.
Die noch nicht endgültig verstandenen Schwarzen Löcher könnten der Schlüssel zu einem Verständnis dieser Phänomene sein – dank der Hypothese eines Durchgangs in eine andere Dimension.
Die Dualität von Verstand und Gefühl erfährt eine erweiterte Bedeutung, denn nur zusammen, gemeinsam ist das Leben erfüllt. Leben ist Kommunikation, Licht vermittelt Information, Materie ist verdichtetes Licht. Die Elementarteilchen sind ubiquitär und zeitlos, haben eine gespeicherte Erinnerung und verbinden somit alles mit allem im postulierten Nullpunktfeld des Universums.
Diese universelle Erinnerung ist im Kosmos greifbar. Der vielfach beschriebene Tunnel, der in das harmonische Jenseits führt, wo die absolute Liebe erlebt wird, könnte einem solchen Schwaz-Loch-Phänomen entsprechen.
Dr. med. André Thurneysen
Avenches
dr.a.thur[at]hin.ch

Uri – eine verlorene Welt? Spraybilder zu Magie und Animismus in der Urner Sagenwelt

Hans Jörg Leu
Egg: Thesis Verlag 2020
Sagen- und ­Bildersammlung
Hans Jörg Leu, ehemaliger Titularprofessor an der Universität Zürich mit einer Praxis in ­Baden und jahrzehntelang Chefredaktor des European Journal of Vascular Medicine, hat sich in seiner Kindheit immer wieder in Uri aufgehalten. Mutter und Tante haben ihm viele Urner Sagen erzählt. Diese Eindrücke hätten ihn schon früh dazu veranlasst, das Gehörte mit Bleistift, Pinsel, Holzschnitt­messer und später auch mit der Spraydose auf Papier zu bringen. Die Kindheitserfahrungen mündeten nun, Jahrzehnte später, in das Büchlein «Uri, eine verlorene Welt?». Der ­Autor bringt damit Interessierten nun seinerseits eine Vielzahl von Urner Sagen in Wort und Bild näher. Auf jeder Doppelseite findet eine Sage respektive eine Sagengestalt mit dem dazugehörigen Spraybild Platz. Die Bilder werden den Texten mehr als gerecht: Im Einklang mit den Erzählungen verströmen die Bilder eine geheimnisvolle Stimmung. Gedeckte Farben dominieren die Sprayarbeiten, die Überlagerungen, die Andeutung von Umrissen und der gezielte Farbauftrag lassen die Sageninhalte und -gestalten lebendig werden und lassen doch Platz für die eigene Imagination. Ganz nebenbei erfährt die Leserin oder der Leser zudem Wissenswertes über die Unterschiede zwischen Animismus und Magie.
Sagen leben von der (früher nur mündlich erfolgten) Überlieferung. Hans Jörg Leu hat mit seinem Buch einen wertvollen Beitrag geleistet, dem im Titel angesprochenen Verlust des volkskundlichen Sagenschatzes entgegenzuwirken. Es lässt sich sogar die Meinung vertreten, dass den Sagen, bildlich ergänzt durch die relativ junge Technik der Spraydose, neues, zeitgenössisches Leben eingehaucht wurde.
Nina Abbühl
Praktikantin Redaktion
nina.abbuehl[at]emh.ch

Jenseits des ­Zweifels

Esther Pauchard
Bern: Lokwort 2020
Kriminalroman
Kassandra Bergen «is back», sagte Esther ­Pauchard an der Vernissage zu ihrem neuen Kriminalroman. Ihr Versuch, sie zu entlassen, sei gescheitert. Und nicht nur das! Auch Melissa Braun, bekannt aus ihren Büchern «Tödliche Praxis» und «Tödliche Macht» ist wieder da. Und diesmal ermitteln die beiden zusammen.
«Jenseits des Zweifels» ist Pauchards sechstes Buch. Im Zweijahresrhythmus schreibt die Psychiaterin seit 2010 ihre «Jenseits»-Bücher und «tödlichen» Krimis.
Bei Pauchard geht es immer um viel mehr als nur um einen spannenden Plot. Ihre Figuren äussern sich auch pointiert zur aktuellen so­zialen und medizinischen Gegenwart. Diesmal ist die zunehmend zermürbende Gesundheitspolitik das Thema. Pauchard lässt Ka sagen: «Wo optimierte Rechnungsstellung und perfektionierte Bürokratie zur höchsten Priorität wurden, verlor das Arztsein Sinn und Zweck.» Und meint dazu ganz persönlich, dass mit der neuen Tarifstruktur TARPSY «unter dem Deckmantel von Transparenz und leistungsbezogener Abrechnung ein administrativer Wasserkopf geschaffen wurde». Das habe ihr, der 50 % arbeitenden Ärztin, das Genick gebrochen. Sie habe jetzt eine neue Stelle in ­einem ambulanten Setting. Auch unnötige Operationen und Abklärungen werden heftig diskutiert. Dazu Marc, der Buch-Ehemann von Ka und Hausarzt: «Die Leute glauben, jede Befindlichkeitsstörung ist Problem eines Fach­experten und muss von diesem profes­sionell behoben werden, ohne dass es etwas mit ­ihnen zu tun hat. Selbstverantwortung wird zum Fremdwort.»
Ja, Pauchards Buch ist – jenseits des Zweifels – mehr als nur ein geschickt konzipierter Krimi. Es ist auch ein spannender Beitrag zur aktuellen gesundheitspolitischen Diskussion und ein ungeschönter Einblick in medizinische Resignation und ärztliches Aufbegehren.
PD Dr. med. Dominik Heim
Luzern
heim.dominik[at]bluewin.ch

Brainstorming. 300 Fragen ans Gehirn

Barbara Schmutz
Zürich: Kein & Aber 2020
Sachbuch
Was passiert bei einem Geistesblitz im Gehirn? Welche Auswirkungen hat der Umstand, dass wir im Alltag immer weniger von Hand schreiben, auf unser Denkorgan? Und was hat es mit der «Darm-Hirn-Connection» auf sich? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden sich im Buch «Wer blickt durch?» von Barbara Schmutz. Die Journalistin hat 300 Fragen rund um das Hirn zusammen­getragen und recherchiert, welche Spezialistinnen und Spezialisten diese am besten beantworten können. Aus diesen Interviews entstand ein rund 200 Seiten umfassendes Buch, in dem die Gespräche mit 17 führenden internationalen Gehirnforscherinnen und Gehirnforschern wiedergegeben werden. Die einzelnen Interviews decken Themenkreise wie beispielsweise Bewusstsein, künstliche Intelligenz, Sucht, Lernen und auch die Zu­sammenarbeit zwischen Gehirn und Darm ab. Dabei erfährt die Leserschaft viel Inter­essantes, Anregendes, zuversichtlich, aber auch nachdenklich Stimmendes. Abschliessend kommen wohl die meisten Lesenden zu demselben Schluss wie die Autorin in ihrem Vorwort: Unser Kopf beherbergt ein Wunderwerk.
Matthias Scholer
Chefredaktor SÄZ
matthias.scholer[at]saez.ch

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