Geschäftsbericht 2019 – EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG

Übergänge

Weitere Organisationen und Institutionen
Ausgabe
2020/43
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.19276
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(43):1407-1408

Affiliations
a Dr., Geschäftsführerin EMH; b Dr. med., Präsident des Verwaltungsrats EMH

Publiziert am 20.10.2020

Die Zeiten, in denen sich unser Handeln und Planen gewohnten Pfaden entlang entwickeln und wir auf sicheren Wegen wandern konnten, sind vorbei. Heute brauchen wir mehr denn je ein hohes Mass an Flexibilität und kreativem Denken, um Übergänge zu neuen Gegenden zu finden oder selbst zu schaffen. Daher ist es umso erfreulicher, dass EMH mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT= earnings before interest and taxes) von CHF 408 000 und einer EBIT-Marge von 4,8% die avisierten Ziele übertraf. Dieses gute Ergebnis haben wir insbesondere dank Kosteneinsparungen in der Produktion der Zeitschriften erzielt. Dank diesen Einsparungen konnten wir zumindest 2019 den anhaltenden Rückgang des Inseratemarkts auffangen.
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Viele personelle 
Veränderungen in der Geschäftsleitung 
von EMH
Neben diesem guten operativen Ergebnis war das Jahr geprägt von diversen Übergängen. 2019 brachte, nach dem Wechsel in der Führung der Geschäftsleitung und den Veränderungen im Verwaltungsrat im vorherigen Jahr, weitere personelle Veränderungen. Mitte Jahr hat Dr. Bruno Kesseli als Chef­redaktor der Schweizerischen Ärztezeitung EMH verlassen, um wieder intensiver als Arzt in der Praxis tätig zu sein. Er hat die SÄZ in den Jahren bei EMH massgeblich gestaltet und wurde von der Ärzteschaft wegen seiner kollegialen und intelligenten Arbeit sehr geschätz­t. An seine Stelle trat Dr. Matthias Scholer, der eine breite journalistische und publizistische Erfahrung, insbesondere im Bereich der Medizin und des Gesundheitswesens, mitbringt. Ende Jahr hat ausserdem Dr. Karin Würz, die Marketing- und Verkaufs­leiterin von EMH, den Verlag verlassen. Als wichtige Unterstützung konnte das Unternehmen mit Kurt Felder einen unabhängigen Finanzexperten als CFO gewinnen.
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Diverse Statuten, Stellenbeschriebe, Reglemente sowie Lizenzvereinbarungen wurden angepasst.
Wenn neue Übergänge gebaut werden sollen, braucht es dazu solide Stützen. Die ­Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat haben daher über das Jahr alle wichtigen Dokumente und Verträge des Unternehmens überprüft und angepasst. Dazu ­gehör­ten die Statuten des Verlages, die Pu­blika­tions- und Redaktionsstatuten, Stellenbeschriebe, ein Honorar- und Entschädigungsreglement für den Verwaltungsrat sowie die endgültige Lizenzvereinbarung mit der FMH bezüglich der Schweizerischen Ärztezeitung SÄZ.
Darüber hinaus hat der Verwaltungsrat Ende Jahr mit dem Entscheid für eine bedeutende Investition in eine Xpublisher-Plattform den Grundstein gelegt für eine weitere Digitalisierung der publizistischen Abläufe. Xpublisher unterstützt und vereinfacht sowohl die redaktionellen Abläufe und die Dokumentation als auch die Produktion der Zeitschriften online und gedruckt.
Das EMH-Geschäftsmodell wird weiterentwickelt und den wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst.
Im Spätsommer haben die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat zusammen mit EMH-Mitarbeitenden in einem eintägigen Workshop einen Strategieprozess eingeleitet, der im Jahr 2020 weitergeführt wird. Ziel ist es, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das den heutigen Anforderungen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, wie dem fortschreitenden Rückgang im klassischen Inseratemarkt, gerecht wird.
Hören Sie rein – seit Januar 2020 gibt es den «EMH Journal Club» für unterwegs als Podcast auf emh.ch/podcast
Ein Pilotprojekt im Sinne des Übergangs in neue Gebiete ist die Lancierung des EMH- Podcasts. Dieser wird in Zusammenarbeit mit der Redaktion des Swiss ­Medical Forum (SMF) erarbeitet und professionell produziert.
Ein Trägerverein sichert die notwendige Finanzierung und die Inhalte beim Swiss Medical Weekly .
Ein weiterer gelungener Übergang ist die Übertragung des Swiss Medical Weekly (SMW) an einen Trägerverein, der für die notwendige Finanzierung und den Inhalt sorgt. Das SMW ist eine Platinum-Open-­Access-Publikation und erhält, wie übrigens auch die anderen Open-Access-Publikationen aus dem Hause EMH, eine hohe Aufmerksamkeit beim Schweizerischen Nationalfonds SNF und den einschlägigen wissenschaftlichen Publikations­gremien. EMH bleibt dem SMW als Vorstandsmitglied im SMW-Trägerverein und mit breiten, vertraglich geregelten Dienstleistungen eng verbunden; ausserdem erscheinen auch weiterhin SMW-Kurzartikel im SMF.
EMH hat sich 2019 zum ersten Mal ohne Einnahmen aus Zöllen, Maut oder Gebühren finanziert.
Diese neuen Übergänge, aber auch der Unterhalt der bewährten Wege, finanzierte EMH im Geschäftsjahr 2019 zum ersten Mal ohne die Einnahmen aus ­Zöllen, Maut oder Gebühren. Der totale Wegfall des FMH-Sockelabonnements ­bedeutet, dass jedes FMH-Mitglied gratis wöchentlich die Schweizerische Ärztezeitung SÄZ und vierzehntäglich mit dem Swiss Medical Forum eine ausgezeichnete Weiter- und Fortbildungszeitschrift erhält, und dies erst noch mehrsprachig. Dies ist bemerkenswert im heutigen Umfeld und nicht ohne Herausforderungen: Einerseits sinken die Einnahmen aus den gedruckten Inseraten, wie in allen Medienhäusern, anderseits bedarf der Ausbau des Online-Angebots substantielle Investi­tionen, welche mit Online-Werbeeinnahmen kaum gedeckt werden können. Darüber hinaus operieren gewisse Konkurrenten mit Angeboten, die die ­Regeln des unabhängigen Publizierens, an die sich EMH halten will, missachten und sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil erhoffen.
Wenn die Ärzteschaft wirklich unabhängige, qualitativ hochstehende und publikationsethisch vertretbare Produkte wünscht, so werden diese in Zukunft nicht mehr rein über Werbeeinnahmen finanzierbar sein. Ein finanzieller Beitrag aus der Ärzteschaft wäre in diesem Umfeld zukunfts- und qualitätssichernd.
Der Verwaltungsrat bedankt sich bei den Mitarbeitenden, Geschäftspartnern, Lieferanten und Aktionären.
Die EMH-Mitarbeitenden tragen entscheidend zum Erfolg von EMH bei und ermöglichen unseren Leserinnen und Lesern die qualitativ hochstehenden und unabhängigen Einblicke, die ihnen so wichtig sind. ­Ihnen gebührt unser grosser Dank. Dass sich die Geschäftsleitung ausserdem zusammen mit den Mitarbeitenden auf den Weg gemacht hat, weitere Übergänge zu erschliessen, dafür sei ihnen im Namen des Verwaltungsrates bestens gedankt. Jeder neue Übergang birgt sicher auch Gefahren und Unsicherheiten, das ganz besonders in herausfordernden Zeiten. Dass das EMH-Team aber trotzdem voller Ideen weiter­arbeitet und gut arbeitet, ist nicht selbstverständlich. Ebenfalls bedanken wir uns bei all unseren Geschäftspartnern und Lieferanten für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Und – last, but not least – bedanken wir uns bei den Aktionären für das entgegengebrachte Vertrauen, das es uns ermöglicht, im Strategieprozess neue Wege zu erkunden und letztlich erfolgreich umzusetzen.
Wir freuen uns auf neue Ufer, neue Gegenden und neue Begegnungen.
Dr. Sandra Ziegler,
Geschäftsführerin
Dr. med. Hans Kurt,
Präsident des Verwaltungsrats
Mai 2020