Prävention in der ­Grundversorger-Praxis

FMH
Ausgabe
2020/48
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.19409
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(48):1605

Affiliations
Dr. med., Mitglied des FMH-Zentralvorstandes, Departementsverantwortlicher Public Health und Gesundheitsberufe

Publiziert am 24.11.2020

Mindestens einmal pro Jahr suchen rund 80% der erwachsenen Bevölkerung eine Arztpraxis auf. Bei Kindern und Jugendlichen sind ärztliche Vorsorgeuntersuchungen zentral, um wichtige gesundheitsfördernde Informationen zu vermitteln und das langfristige ­Gesundheitsverhalten möglichst günstig zu beein­flussen. Neben den Haus- und Kinderärztinnen sowie Gynäkologinnen sind auch Spezialärztinnen in der Prävention tätig, dies primär bei den von ihnen betreuten Krankheits- und Patientengruppen. Ganz wesentlich ist die Rolle der psychiatrisch tätigen Kolleginnen, wie sich gerade jetzt in Zeiten der COVID-19-­Pandemie zeigt. Die Ärzteschaft ist fähig und inte­r­essiert, Gesundheitsförderungs- und Präventions­tätigkeiten in einem interprofessionellen und inte­grativen Netzwerkansatz auszuführen. In jeder zweiten Konsultation geht es um Themen wie Übergewicht, Dia­betes, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Suchtverhalten, psychische Probleme oder auch solche vonseiten des Bewegungsapparates. Die Aufzählung ist nicht abschlies­send. Zu einigen dieser Themen bestehen bereits mit und von der Ärzteschaft entwickelte, evidenzbasierte Programme. Diese werden im Projekt «PEPra – Prä­vention mit Evidenz in der Praxis» zu einem koordinierten Gesamtpaket verbunden. Das Projekt PEPra wird von der FMH und weiteren Partnern getragen und von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz im Rahmen einer Zusammenarbeitsvereinbarung unter­stützt. Es bestehen Kontakte zum Bundesamt für  Gesundheit. PEPra ist im Massnahmenpaket 2 «Prävention in der Gesundheitsversorgung» der NCD-­Strategie des Bundes zu verorten. In Grundversorger­praxen werden insbesondere chronisch kranke, multimorbide Patientinnen und Patienten betreut. Während einer Konsultation können neben Diagnostik und Therapie auch Gesundheitsförderung, primäre, sekundäre, tertiäre oder quarternäre Prävention Thema sein. Das heisst nicht zwingend, dass die Umsetzung dann auch in der Grundversorgerpraxis erfolgt. Vielmehr sollten die Themen in einer guten Art angesprochen und die Patientinnen und Patienten zu einer Verhaltensänderung motiviert werden. Motiva­tional Interviewing, das sich auch in PROFILES, dem aktuellen «Lernzielkatalog» der medizinischen Fakultäten ­findet, ist Inhalt eines generischen Fortbildungs­moduls von PEPra. Die Umsetzung der gesundheits­förderlichen oder präventiven Aktivitäten kann für Patientinnen und Patienten auch mittels vor- oder nachgelagerter Angebote innerhalb oder ausserhalb des Gesundheitswesens erfolgen. PEPra besteht denn auch aus vier Teilprojekten. Kernelement sind modulare Fortbildungen für Grundversorgerinnen und Grundversorger sowie medizinische Praxis-Fachpersonen. PEPra orientiert sich an einem «Praxis als Team»-Ansatz. Ab 2022 wird in vier Pilotkantonen mit den Fortbildungsmodulen gestartet. Gegenwärtig sind wir noch dabei, alle relevanten Fachgesellschaften zu gemeinsamen Gesprächen zu kontaktieren. Wir sind sehr froh um die positiven und konstruktiven Rückmeldungen bis jetzt. Eine Informationsplattform im Sinne einer landing page ist geplant. Hier ist für die FMH essentiell, dass sie sich an den Bedürfnissen der Ärzteschaft und der medizinischen Praxis-Fachpersonen orientiert. Ferner ist auf kantonaler Ebene das Schaffen von Übersichten geplant, so dass einfache Verknüpfung mit vor- und nachgelagerten Angeboten möglich wird. Dies in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kantonen und kantonalen Ärztegesellschaften. Ein zentraler Grundsatz von PEPra ist: PEPra wird nicht für, sondern zusammen mit Ärztinnen und Ärzten ­sowie medizinischen Praxisfachpersonen ent­wickelt. Beachten Sie die nächste Ausgabe der SÄZ und von Primary and Hospital Care, und weisen Sie Ihre Praxis-Fachpersonen darauf hin, dass demnächst in einer ­Praxis Arena ebenfalls eine Publikation zu ­PEPra folgt.