... zeigen, dass die Ärzteschaft nichts zu verbergen hat

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2020/5152
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2020.19455
Schweiz Ärzteztg. 2020;101(5152):1738

Publiziert am 15.12.2020

... zeigen, dass die Ärzteschaft 
nichts zu verbergen hat

Diese Aussage und Zielsetzung widerspiegelt unsere traditionell geübte servile Ärztehaltung: Beweisen, dass wir «nichts zu verbergen haben». Der dahintersteckende Generalverdacht ist unappetitlich und grundsätzlich sollte nicht darauf eingegangen werden. Zu erinnern ist daran, dass jede Praxis seit jeher alle Daten inkl. Buchhaltung den Steuerbehörden jährlich abliefert, somit volle Trans­parenz besteht und von irgendwelchen Absichten, etwas verbergen zu wollen, nicht die Rede sein kann.
Nun kommen Ansprüche nach unseren Zahlen seitens Behörden, statistischen Instituten und Versicherern, welche wir gleichsam servil zusammentragen und abliefern. An solche Prozesse sollte man sich gar nicht gewöhnen wie insinuiert wird. Bei Nichterfüllen der Forderung werden wir von unseren eigenen Standesorganisationen empfindlich abgestraft. Wir nehmen also die Arbeit ab, welche seitens der Anfrager leicht aus den bereits abgelieferten Daten (Steuerbehörden, AHV-Daten) erschlossen werden könnten, eine Bewilligung zum Zugriff auf die Daten würde genügen. Ein unsinniger Ressourcenverschleiss, hätten wir doch weitaus Besseres zu tun, als am Schreibtisch Zahlen zu behandeln. Beliebt gemacht wird uns dies aus den eigenen Reihen damit, dass wir dann einen besseren, richtigeren ­Tarif erhalten könnten.
Dann kommen neue Akteure auf den Plan, Trustcenter bieten die Lösungen der Aufgaben MAS und ROKO für je 280 Franken an. Der Hauptaufwand für diese Zahlenspielerei bleibt das Zusammentragen der Zahlen. Sie nachher zusammenzuziehen und einzugeben ist der einfachere Teil, also bleibt ärztlicherseits immer noch viel Aufwand. Wenn wir für die Interpretation und Eingabe grosszügig noch eine Stunde für einen geübten und sachvertrauten Büromenschen veranschlagen, dann ergibt sich der stolze Stundenansatz von 280 Franken. Ist das nicht grotesk: Der Administrator, der uns für einen angeblich bes­seren Tarif hilft, bezieht schon selbst einen wesentlich höheren Ansatz, als der TARMED uns zubilligt? (N.B. bei wesentlich geringeren Nebenkosten, als sie in einer Praxis üblich sind). Aber es passt durchaus zu unserer Servilität.
Ausserdem sei daran erinnert, dass wir zu Beginn des Studiums nicht wenig Zeit mit Statistik und den Prinzipien des wissenschaftlichen Denkens verbracht hatten. Offenbar war das vergebens und diese Inhalte gelten nun nicht mehr, denn um einen brauchbaren Durchschnitt von Praxiskosten zu erhalten, müssen freilich längst nicht alle Praxen Zahlen abliefern, die Auswertung einer repräsentativen Anzahl ergibt das Gewünschte mit ausreichender Genauigkeit.