Tecentriq® (Atezolizumab), Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Berichte über schwere kutane Nebenwirkungen (Severe Cutaneous Adverse Reactions, SCARs)

Wichtige Sicherheitsinformationen
Ausgabe
2021/03
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2021.19516
Schweiz Ärzteztg. 2021;102(03):90

Publiziert am 20.01.2021

Roche Pharma (Schweiz) AG möchte Sie in Absprache mit Swissmedic über ­wichtige neue Sicherheitsinformationen zu Tecentriq® (Atezolizumab) informieren:

Zusammenfassung

– Ein tödlicher Fall von TEN bei einer mit Tecentriq® behandelten Patientin wurde berichtet.
– Beraten Sie die Patienten hinsichtlich der Risiken und des Nutzens von Tecentriq®, einschliesslich der Risiken von SCARs.
– Bei Anzeichen und Symptomen von SCARs setzen Sie Tecentriq® sofort aus und überweisen Sie den Patienten umgehend zur Abklärung und Behandlung an einen Dermatologen.
– SCARs sind charakterisiert durch empfindliche erythematöse Flecken, die sich zu Blasen und Hautablösungen entwickeln. Typisch ist eine Mitbeteiligung der Schleimhäute. Der Hautmanifestation geht oft eine Phase mit Photophobie, Infektions­symptomen und Fieber voraus.
– Setzen Sie Tecentriq® dauerhaft ab, wenn SJS oder TEN bei einem Patienten be­stätigt wird.
– Die Fachinformation von Tecentriq® wird entsprechend angepasst.

Hintergrundinformation zu den ­Sicherheitsbedenken

Eine kumulative Analyse der Sicherheits­datenbank des Unternehmens im Rahmen des Entwicklungsprogramms für Tecentriq® ergab 99 Fälle schwerer kutaner Nebenwirkungen bei Patienten unter Behandlung mit Tecentriq®, von denen 36 Fälle von SCARs histopathologisch oder per Diagnose durch einen Spezialisten bestätigt wurden. Mit Stand 17. Mai 2020 sind ungefähr 23 654 Pa­tienten in der klinischen Prüfung und 106 316 Patienten nach der Markteinführung mit Tecentriq® behan­delt worden. Die Inzidenz von SCARs jeg­lichen Schweregrads in unternehmens­gesponserten klinischen Studien mit einer Tecentriq®-Monotherapie (N = 3178) oder einer Tecentriq®-Kombinationstherapie (N = 4371) betrug insgesamt 0,7% bzw. 0,6%. Es wurde ein tödlicher Fall von TEN bei einer 77-jährigen mit Tecentriq® behandelten Patientin ­gemeldet. Immunvermittelte kutane Nebenwirkungen gelten als Klasseneffekt bei Immun-Checkpoint-Inhibitoren.
SCARs sind eine heterogene Gruppe immunologisch vermittelter Arzneimittelexantheme. Diese Ereignisse treten selten auf, sind aber potenziell tödlich und bestehen in der Hauptsache aus einer akuten generalisierten exanthematischen Pustulose (AGEP), Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) und Arznei­mittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom). Epidemiologischen Daten zufolge liegt die Inzidenz von SJS und TEN zwischen 0,8 und 5,3 bzw. zwischen 1,2 und 6 pro Million Per­sonenjahre.

Massnahmen

– Bei Verdacht auf SCARs sollten die Patienten zur Diagnose und Weiterbehandlung an ­einen Dermatologen überwiesen werden.
– Die Anwendung von Tecentriq® sollte bei Patienten mit Verdacht auf SJS oder TEN zunächst eingestellt werden.
– Bei Bestätigung von SJS oder TEN jeglichen Grades ist Tecentriq® dauerhaft ab­zusetzen.
– Wenn die Anwendung von Tecentriq® bei Patienten in Betracht gezogen wird, bei ­denen im Rahmen einer vorgängigen Behandlung mit anderen immunstimulierenden Antikrebsmitteln eine schwere oder ­lebensbedrohliche Nebenwirkung der Haut aufgetreten ist, ist Vorsicht geboten.
Roche wird in Abstimmung mit Swissmedic die Arzneimittelinformation von Tecentriq® aktualisieren. Den vollständigen Text des Rundschreibens von Roche Pharma (Schweiz) AG finden Sie direkt auf der Startseite der Swissmedic-Homepage unter Mitteilungen zur Arzneimittelsicherheit.

Meldung unerwünschter Wirkungen

Für Meldungen über unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) empfiehlt Swiss­medic, das dafür entwickelte Meldeportal Electronic Vigilance System (ElViS) zu ver­wenden. Alle erforderlichen Informationen hierzu sind unter www.swissmedic.ch zu ­finden.
Roche Pharma (Schweiz) AG
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Tel. +41 (0)61 715 41 11