Begründung des Klimaschutzes: eine Aufgabe für die AefU?

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2021/06
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2021.19589
Schweiz Ärzteztg. 2021;102(06):206

Publiziert am 10.02.2021

Begründung des Klimaschutzes: eine Aufgabe für die AefU?

Wie lässt sich die Tätigkeit der AefU und namentlich ihr Engagement für das Klima begründen? Medizinisch? Ökonomisch? Welt­anschaulich? Ethisch? Eine Sendung der Sternstunde Philosophie Ende 2020 handelte von der ethischen Begründung des Klimaschutzes anlässlich der Neuauflage von Hans Jonas’ «Prinzip Verantwortung». Eingeladen war Deutschlands Grünenpräsident Robert Habeck, der als pragmatischer Politiker natürlich mit Jonas übereinstimmte, alles Menschenmögliche zum Schutz des Klimas zu tun. Und doch unterscheiden sich Jonas und Habeck grundlegend: Jonas sieht die kollektive Verantwortung der Menschen nicht nur für die zukünftigen Menschen, sondern auch für die ganze Schöpfung in ihrer Vielfalt und Schönheit. Habeck, der Pragmatiker, berichtete über die Lösung einer Pattsituation zwischen der Stromwirtschaft und Bauern und Umweltschützern in Norddeutschland. Durch persönliche Gespräche mit allen Beteiligten vermittelte er eine Lösung, mit der alle leben konnten. Auch die Grünen kochen mit Strom!
Auf die Schweiz übertragen ermuntert Habecks Pragmatismus nur Politik der kleinen Schritte: Energiegesetz, gerechte KEV, Höherbesteuerung der SUV, bessere Hausisolationen, Schiene statt Strasse, saisongerechte Nahrungsmittel u.a.m.
Und unsere Medizin? Indem sie primär auf das Wegschaffen von Symptomen fokussiert, ist sie zunächst auf das Hier und Jetzt beschränkt. Der Blick in die Zukunft hat mit der Präventivmedizin, der Palliativmedizin und der Spiritual Care erst begonnen. Die Verbesserung des menschlichen Genoms, die künstliche Intelligenz und die Glückshormone halte ich nicht für eine echte Zukunftsvision, sondern eher für eine Perversion technischen Könnens. Hier hat die AefU ihre Aufgabe: Massnahmen zu unterstützen, die in Zukunft eine echte Verbesserung der Condition humaine versprechen. Sollen wir uns dabei eher an Jonas oder an Habeck halten?
An beide: Habeck zeigt uns, wie wir mit beschränkten Ressourcen auch in der Gesundheitsversorgung umgehen können, Jonas führt die Ehrfurcht und die Verantwortung für Mensch und Umwelt, deren Teil wir sind, wieder ein. Natürlich kollidieren beide Sichtweisen manchmal, wie wir es auch bei der Sterbehilfe, der Abtreibung, sogar der Covid-Bekämpfung gewohnt sind. Jawohl, auch im Klimaschutz schätzen wir die vermittelnde Rolle der AefU.