Abschiedsinterview mit der langjährigen EMH-Mitarbeiterin Annette Eichholtz

„Ich kaufe mir einen Flügel“

Weitere Organisationen und Institutionen
Ausgabe
2021/49
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2021.20358
Schweiz Ärzteztg. 2021;102(49):1653

Publiziert am 07.12.2021

Die meisten unserer Autorinnen und Autoren hatten mit Annette Eichholtz Kontakt. Denn die Pädagogin und Germanistin war während sieben Jahren als Managing Editor für die Schweizerische Ärztezeitung (SÄZ) tätig und hat in dieser Zeit den Grossteil der eingereichten Texte gelesen und lektoriert.
Annette Eichholtz war über zehn Jahre für den Schweizerischen Ärzteverlag EMH tätig. Foto: Matthias Scholer
Wie kam es, dass Sie im Jahr 2009 bei der SÄZ die Position eines Managing Editor übernahmen?
Ich habe meinem Studium entsprechend immer in pädagogischen Verlagen gearbeitet. Der Grund für den Weg Richtung Medizin ist leider sehr traurig. Mein Mann erkrankte und verstarb an einem Hirntumor. Ich suchte in dieser Zeit Unterstützung bei der Deutschen Hirn­tumorhilfe e.V. Daraus ergab sich das Projekt der Zeitschrift Brainstorm. Ich habe diese mit aufgebaut und als Chefredaktorin betreut. Die Arbeit half mir, den Verlust meines Mannes zu verarbeiten. Nach sieben Jahren war es an der Zeit, ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen. Ich bewarb mich blind unter ­anderem beim Schweizerischen Ärzteverlag EMH und hatte Riesenglück.
Welches Fazit ziehen Sie, wenn Sie auf die Jahre bei EMH zurückblicken?
Für mich war die Zeit ein Glücksfall. Einerseits half mir diese Stelle, über den Bruch in meinem Leben ­hinwegzukommen. Andererseits konnte ich mich in ­einem neuen Arbeitsbereich bewähren. Glücklicherweise brachte mir Bruno Kesseli von Beginn an viel Vertrauen entgegen und liess mich selbständig arbeiten.
Welche Ereignisse waren eher negativ?
Was mich ziemlich überraschte, war der Entscheid der Ärztekammer, dass die SÄZ und das Swiss Medical Forum (SMF) ab 2019 nicht mehr durch einen, in meinen Augen moderaten, Jahresbeitrag seitens der FMH-Mitglieder ­finanziell unterstützt werden. Für mich, die jede Woche die SÄZ mit viel Engagement produzierte, war dieser Entscheid doch ein Stich ins Herz. Sind die Zeitschriften unserer ­Leserschaft keinen Franken wert?
Gibt es bei der SÄZ inhaltlich Verbesserungspotenzial?
Ich fände es eine Aufwertung, wenn in der SÄZ vermehrt auch wissenschaftliche Themen publiziert würden. Die Trennung zwischen der SÄZ als Zeitschrift, die sich auf standes- und gesundheitspolitische Themen fokussiert, während wissenschaftliche Themen nur im SMF erscheinen, sollte überdacht werden. Schliesslich ist die Zielgruppe der beiden Zeitschriften dieselbe.
Was war Ihr Highlight während der Zeit bei EMH?
Als ich 2016 intern ins Buchlektorat bei EMH wechselte, produzierten meine Kolleginnen und Kollegen eine unveröffentlichte Abschiedsausgabe der SÄZ, die sich nur um mich drehte. So was Schönes kann man sich kaum vorstellen. Neben dem EMH-Team schrieben auch der damalige FMH-Präsident Jürg Schlup und viele meiner Kontaktpersonen bei der FMH rührende Worte. Ich war überwältigt und bin es irgendwie noch heute, eine Riesenfreude war und ist das.
Was ist Ihr nächstes Projekt für den Ruhestand?
Ich kaufe mir einen Flügel. Dies ist ein lang gehegter Traum von mir. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich ­dafür wirklich gut genug Klavier spiele. (lacht) Aber ich sollte jetzt nicht ganz so streng mit mir sein. Auf alle Fälle werde ich es geniessen, keinen Zeitdruck mehr zu haben.
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