Es helfe die künstliche Intelligenz (KI)!

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2022/05
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2022.20512
Schweiz Ärzteztg. 2022;103(05):138-139

Publiziert am 01.02.2022

Es helfe die künstliche Intelligenz (KI)!

Als ein dankbarer und begeisterter Benützer der Digitalisierung im Allgemeinen und in der Medizin im Speziellen las ich mit grossem Interesse sowohl das Editorial von Kollege Zimmer wie den Diskussionsbeitrag dazu von Kollege Hollenstein.
Herr Kollege Zimmer nennt drei Bereiche für den Einsatz der KI im Gesundheitswesen: 1. die schnelle, genauere Interpretation der Bilder (ich würde u.a. auch die EKGs dazu ­zählen – ohne KI keine Langzeit-EKGs, jetzt noch effizienter mit Smartphones), 2. Verbesserung der Arbeitsverläufe mit weniger Fehlern, 3. Einsicht der Patienten in ihre Daten, die sie zur Verbesserung ihrer Gesundheit nützen können. Schon die Verwirklichung des 1. Punktes ist ein grosser Erfolg und hat unsere Arbeit, die Behandlung der Patienten, sehr gebessert. Es ist in kleinen Schritten ­unbemerkt geschehen und ist für uns selbstverständlich geworden.
Herr Kollege Hollenstein moniert in seinem Leserbrief zum Punkt 2, dass die Versprechungen, durch künstliche Intelligenz mehr Zeit für Patienten zu haben, nicht erfüllt sind. Als ein Angehöriger der Generation der Ärztinnen und Ärzte, die, wie er schreibt, «ihre MPA täglich zentnerweise Papier-KGs herumtragen liessen», kann ich ihm mitteilen, dass schon die Abrechnungen über Computer der Ärztekasse nicht nur für uns, unsere MPAs und sogar die Familien eine riesige Erleichterung und Zeitersparnis waren. Unser Sohn, der die «Krankenscheine» eigenhändig wie ein Mönch im Mittelalter ausfüllen half, schlug den Beruf eines Arztes (nicht nur deswegen) aus. Ich kann mit mehreren Memoiren dieser Generation zeigen, dass wir wesentlich we­niger freie Zeit hatten, worunter unser Fami­lienleben litt. Ich freue mich, dass es die ­heutigen Ärztegenerationen anders haben.
Aber warum denn nicht mehr Zeitgewinn durch KI, wie Herr Kollege Hollenstein meint? Bleiben wir bei den Krankengeschichten, die auch Herr Kollege Zimmer erwähnt. Ich hoffe, die Coronaepidemie lehrte uns, notwendige Risiken einzugehen. Es gibt Länder, wie z.B. Dänemark, die schon über ein Jahrzehnt ohne Störungen die elektronischen Krankengeschichten betreiben. Sogar bei uns gibt es Spitalverbände, die gegenseitige Einsicht in ihre Daten ermöglichen. Warum sollte es mit Praxis-KGs nicht gehen?
Die während der Coronaepidemie rege benützte Telemedizin ist auch ein Kind der KI. Für mich ist unklar, warum der Pflege­roboter unter den gegebenen Umständen (Pflegefachpersonal-Mangel, hochinfektiöse Patienten) nicht zum Durchbruch kam, der nur ­unnötig aufgehalten, aber nicht verhindert werden kann.
Ein wichtiges Gebiet von Anwendung der KI möchte ich noch erwähnen – die diagnostischen und therapeutischen Algorithmen, die auch eine wirksame Methode der Qualitätskontrolle und der Fortbildung sind, auch weil sie dauernd aktualisiert werden. Ihre Anwendung sowohl vonseiten der Ärzte wie der Pa­tienten kann belohnt werden.
Die KI ersetzt die Ärztin und den Arzt, ihren ­lebendigen direkten Kontakt mit den Patientinnen und Patienten keinesfalls. Mit ihrer Hilfe können jedoch viele ärztliche Aufgaben die Nichtakademiker übernehmen (Interdisziplinarität). Weltweit herrscht Ärztemangel. Die Verwendung der KI hilft seine Auswir­kungen zu mildern. Eher die Schweiz als z.B. Nigeria kann und soll der Verwendung der KI im Gesundheitswesen Bahn brechen. Es ist eine zeitgemässe und wirksame Entwicklungshilfe.