In memoriam Professor Dr. med. Eugen van der Zypen (1933-2019)

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Ausgabe
2022/11
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2022.20594
Schweiz Ärzteztg. 2022;103(11):349

Publiziert am 16.03.2022

Professor Dr. med. Eugen van der ­Zypen war ein fundierter Anatom und engagierter Dozent. Er war während mehr als 23 Jahren ordentlicher Professor und Leiter der Abteilung für angewandte und topographische Anatomie am Anatomischen Institut der Universität Bern. Mit seiner Begeisterung für die Anatomie und klinische Bezüge wusste er die Studierenden zu motivieren. Durch seine didaktischen Fähigkeiten, interessanten ­Vorlesungen und Kurse ist er in ­lebendiger Erinnerung mehrerer Generationen Schweizer Ärztinnen und Ärzte geblieben.
Eugen van der Zypen wurde am 12. April 1933 in Köln geboren. Von 1954 bis 1960 studierte er an den Universitäten Bonn und Berlin Medizin und schloss das Studium mit der Note «Sehr gut» ab. Sehr früh wandte sich der brillante junge Mann der Anatomie zu und promovierte bereits 1960 beim Anatomen Philipp Stöhr in Bonn mit «Summa cum laude».
Im Jahre 1970 trat er die Stelle eines Prosektors an der Anatomischen Anstalt der Universität Basel an, wo er nur vier Jahre später zum ausserordentlichen Professor ernannt wurde. Die Basler Zeit war für Eugen van der Zypens weiteres Leben recht entscheidend; er knüpfte dort nicht nur die Kontakte zu den Schweizer Anatomen, die ihn später nach Bern bringen sollten, sondern er lernte auch seine charmante, zukünftige Frau, Françoise Christ, kennen. So war es eine glück­liche Fügung, dass er 1975 in Bern als Nachfolger von Professor Fritz Strauss als Ordinarius und Leiter der Abteilung für angewandte und topographische Anatomie gewählt wurde.
Schon zu seiner Zeit an der Universität in Marburg wurde der junge Anatom van der Zypen in die ultrastrukturelle Forschung der Morphologie und Physio­logie des Auges eingeführt. Er stärkte das universitäre Forschungsteam massgeblich und habilitierte sich bald mit Arbeiten zur Elektronenmikroskopie der Iris, der ­Ziliarkörper, des Trabekelwerks und Kammer­wasser-­Abflusssystems des Auges. Diese anatomischen Strukturen spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des grünen Stars (Glaukom), und Eugen van der Zypen wurde zum international gesuchten Morphologie-Experten und Co-Forscher auf dem Gebiet des Glaukoms.
Als van der Zypen Mitte der 70er Jahre zum Ordinarius der Anatomie nach Bern berufen wurde, entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit mit dem berühmten Berner Ophthalmologen Franz Fankhauser. Die ­Arbeiten des Berner Forschungs-Duos trugen massgeblich zur internationalen Etablierung von solchen, heutzutage unentbehrlichen Behandlungsmethoden bei, wie der Laser-Iridotomie, Laser-Trabekuloplastik, Laser-Retinopexie, Laser-Cyclophotokoagulation – und generell zur Einführung des Argon-, des Neodymium-YAG- und des Q-switched-Lasers in der Augenheilkunde.
Alle, die Eugen van der Zypen kannten, wissen, dass sein Interesse an der Forschung nur noch von seiner Begeisterung für die Lehre übertroffen wurde. Er prägte ganze Generationen von Studierenden «anatomisch» und hinterliess in ihnen tiefe Engramme aus der vorklinischen Zeit. Durch seine geradlinige Art, die er auch in der Fakultät hochhielt, und durch seinen Sinn für die ethische Verantwortung der Ärztin resp. des Arztes, auch der Leiche gegenüber, hat er die Studierenden stets beeindruckt.
Nach seiner Emeritierung setzte er sich weiter für die Anatomie ein und engagierte sich für das universitäre Leben. Er war in der Organisation von verschiedenen Veranstaltungen der Senioren-Universität massgebend beteiligt.
Leider war Eugen van der Zypen in den letzten Wochen nach seinem Unfall körperlich zunehmend eingeschränkt, was trotz geistiger Frische und unerschütterlichem Glauben an Gott schwer zu überwinden war. Seine Frau Françoise und seine Kinder umsorgten ihn mit viel Hingabe und Liebe, um ihm die letzten Stunden so angenehm wie möglich zu machen.
Seine Schülerinnen und Schüler und Studierenden danken ihm für alles, was sie von ihm lernen durften, und werden Eugen van der Zypen als grossartigen Menschen, bedeutenden Anatomen und erfolgreichen Forscher in Erinnerung behalten.
Prof. Dr. med. em. Peter Eggli, Hinterkappelen
Prof. Dr. med. Milko Iliev, Augenarzt FMH, spez. Augenchirurgie, Klinikleiter, Glaukom Augenklinik Zürich
Prof. Dr. med. Valentin Djonov, Direktor, Institut für Anatomie, Universität Bern
valentin.djonov[at]unibe.ch