FMH-Ärztestatistik 2021

Jeder vierte Arzt ist 60 Jahre alt oder älter

FMH
Ausgabe
2022/13
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2022.20609
Schweiz Ärzteztg. 2022;103(13):414-419

Affiliations
a Dr. sc. ETH Zürich, Abteilung Daten, Demographie und Qualität DDQ FMH; b lic. rer. oec., Leiterin Abteilung Daten, Demographie und Qualität DDQ FMH

Publiziert am 29.03.2022

Die FMH-Ärztestatistik liefert jährlich Kennzahlen zur Ärzteschaft in der Schweiz. Die Daten ermöglichen zeitliche Vergleiche sowie die Erkennung und Darstellung von Trends. Standardtabellen, Indikatoren, ein Video sowie ein Poster zur FMH-Ärztestatistik finden Sie unter: www.fmh.ch → Themen → FMH-Ärztestatistik. Für spezifische Auswertungen steht Ihnen die Abteilung Daten, Demographie und ­Qualität zur Verfügung: ddq[at]fmh.ch.
Im Jahr 2021 waren in der Schweiz 39 222 Ärztinnen und Ärzte berufstätig. Gegenüber dem Vorjahr sind das 720 Ärztinnen und Ärzte mehr (plus 1,9 Prozent). Mit 55,1 Prozent Ärzten und 44,9 Prozent Ärztinnen sind die männlichen Mediziner weiterhin in der Mehrheit. Das Durchschnittsalter der Ärztinnen und Ärzte lag 2021 bei 50,0 Jahren. Ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte ist 60 Jahre alt oder älter. 53,4 Prozent der Ärztinnen und Ärzte arbeiten in einer Praxis und 45,1 Prozent im Spital. Der Anteil Ärztinnen und Ärzte mit einem ausländischen Diplom liegt bei über einem Drittel der Gesamtärzteschaft (38,4 Prozent) und hat gegenüber dem Vorjahr um 1,0 Prozent zugenommen. Die Ärztinnen und Ärzte mit einem ausländischen Diplom stammen vorwiegend aus Deutschland (51,8 Prozent), gefolgt von Italien (9,2 Prozent), Frankreich (7,2 Prozent) und Österreich (6,0 Prozent). Die Wochenarbeitszeit bei einem Vollzeitäquivalent entspricht rund 55 Wochenstunden. Das durchschnitt­liche Arbeitspensum beträgt 8,7 Halbtage, was einer Wochenarbeitszeit von rund 48 Stunden ­entspricht. Das häufigste Fachgebiet ist die Allgemeine Innere ­Medizin (21,5 Prozent), gefolgt an zweiter Stelle von der Psychiatrie und Psychotherapie (10,0 Prozent) und der Kinder- und Jugendmedizin (5,3 Prozent).

Frauenanteil steigt kontinuierlich

Im Jahr 2021 waren 39 222 Ärzte und Ärztinnen in der Schweiz berufstätig. Das entspricht einer Ärztedichte von 4,5 Ärzten und Ärztinnen pro 1000 Einwohner und Einwohnerinnen. Gemessen in Vollzeitäquivalenten (34 142) ergibt sich eine Ärztedichte von 3,9 Ärzten und Ärztinnen in Vollzeitarbeit pro 1000 Einwohner und Einwohnerinnen. Der Anteil der berufstätigen Ärztinnen ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent gestiegen. Allerdings scheint der jährliche Zuwachs der Anzahl berufstätiger Ärzte und Ärztinnen im Trend eher abzunehmen. 2013 betrug die Zunahme 1384 Ärzte und Ärztinnen (plus 4,3 Prozent), 2021 hingegen nur noch 720 Ärzte und Ärztinnen.
Deutlich erkennbar ist, dass der Frauenanteil kontinuierlich zunimmt. Er beträgt zwar noch nicht 50 Prozent, ist aber innerhalb der letzten zehn Jahre von 36,7 Prozent (2011) auf aktuell 44,9 Prozent (2021) ge­stiegen (Abb. 1).
Abbildung 1: Entwicklung der Anzahl Ärzte und Ärztinnen 2009–2021 (VZÄ: Vollzeitäquivalent).

Mehr im Praxis- als im Spitalsektor

53,4 Prozent der Ärzte und Ärztinnen sind hauptberuflich im Praxissektor tätig, 45,1 Prozent im Spitalsektor und 1,5 Prozent in einem anderen Sektor (Verwaltung, Versicherungen, Verbände etc.). Der Frauenanteil ist im Spitalsektor (47,9 Prozent) höher als im ambulanten Sektor (42,5 Prozent) (Tab. 1).
Tabelle 1: Übersicht der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte nach Geschlecht und Sektor (Hauptberufstätigkeit) 2021.
 FrauenMännerTotal 
 Anzahl%Anzahl%Anzahl%VZÄ
Praxissektor 8 90242,512 02857,520 930 53,416 734
Spitalsektor 8 47147,9 9 21252,117 683 45,116 622
Anderer Sektor   22637,1   38362,9   609  1,5   500
Total17 59944,921 62355,139 222100,034 142
VZÄ: Vollzeitäquivalent.       
Die Entwicklung der beiden Sektoren (Abb. 2) zeigt, dass die Anzahl der Ärzte und Ärztinnen in beiden Sektoren in den letzten Jahren zugenommen hat – die Anzahl Ärzte und Ärztinnen im Spitalsektor jedoch im Gegensatz zum Praxissektor seit 2017 stagniert.
Abbildung 2: Entwicklung der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte im Praxis- und Spitalsektor (Hauptberufstätigkeit) 2011–2021.

Ein Viertel ist 60 Jahre und älter

Jeder zweite berufstätige Arzt beziehungsweise jede zweite berufstätige Ärztin in der Schweiz ist 50 Jahre alt und älter und jede beziehungsweise jeder Vierte 60 Jahre alt und älter (Abb. 3).
Abbildung 3: Verteilung der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte nach Altersgruppe und Geschlecht 2021.
Das Durchschnittsalter der Ärztinnen (46,6 Jahre) und Ärzte (52,8 Jahre) liegt 2021 bei 50,0 Jahren. Im Praxissektor sind die Ärztinnen und Ärzte durchschnittlich zehn Jahre älter als ihr Kollegium im Spitalsektor (54,6 Jahre gegenüber 44,3 Jahren). Der Altersunterschied zwischen den Sektoren ist hauptsächlich durch die ­Weiterbildung der Assistenzärztinnen und Assistenzärzte bedingt, welche vorwiegend in Spitälern absolviert wird. Ein Rückblick auf 2005 zeigt, dass das Durchschnitts­alter in beiden Sektoren in nur relativ kurzer Zeit beträchtlich gestiegen ist (Praxissektor 2005: 52 Jahre vs. 2021: 55 Jahre; Spitalsektor 2005: 40 Jahre vs. 2021: 44 Jahre).
Das Durchschnittsalter der ambulant tätigen Grundversorgerinnen und Grundversorger ist mit 53,9 Jahren (Frauen: 50,0 Jahre; Männer: 57,2 Jahre) leicht tiefer als das Durchschnittsalter der ambulant tätigen Spezialistinnen und Spezialisten (Durchschnitt: 55,3 Jahre; Frauen: 52,7 Jahre; Männer: 57,0 Jahre).
Im Spitalsektor sind die Assistenzärztinnen und Assistenzärzte durchschnittlich 35,9 Jahre alt, Oberärztin­nen und Oberärzte 46,6 Jahre, Leitende Ärztinnen und Ärzte 52,3 Jahre und Chefärztinnen und Chefärzte 55,9 Jahre.

Ausländisches Diplom

15 077 (38,4 Prozent) der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz stammen aus dem Ausland (bzw. besitzen ein ausländisches Diplom). Im Vergleich zum Vorjahr ist ihr Anteil um 1,0 Prozent von 37,4 auf 38,4 Prozent angestiegen (Abb. 4). Im Praxissektor beträgt der Anteil der Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland 36,4 Prozent (plus 1,9 Prozent), im Spitalsektor 40,7 Prozent (plus 0,2 Prozent). Mit 47,0 im Praxis- bzw. 48,2 Prozent im Spitalsektor ist der Anteil an Frauen mit auslän­dischem Arztdiplom in beiden Sektoren tiefer als der Männeranteil (53,0 im Praxis- bzw. 51,8 Prozent im Spitalsektor). Der Grossteil der ärztlichen Fachkräfte mit einem ausländischen Diplom stammt aus Deutschland (51,8 Prozent), gefolgt von Italien (9,2 Prozent), Frankreich (7,2 Prozent) und Österreich (6,0 Prozent) (Abb. 4).
Abbildung 4: In der Schweiz berufstätige Ärztinnen und Ärzte mit ausländischem Arztdiplom 2021.

Aus- und Weiterbildung

Im Studienjahr 2020/21 waren im Bereich Humanmedizin im Bachelorstudiengang 5649 Studierende (1997 Männer, 3652 Frauen) eingeschrieben, im Masterstudiengang waren es 3656 Studierende (1451 Männer, 2205 Frauen) [1].
1118 Ärztinnen und Ärzte haben 2021 das eidgenössische Diplom in Humanmedizin erhalten (Frauen 666; Männer 452). Im gleichen Jahr hat die Medizinalberufekommission (MEBEKO) 2736 ausländische Arztdiplome anerkannt [2].
1666 Ärztinnen und Ärzte haben 2021 einen eidgenössischen Facharzttitel erworben (Frauenanteil 57,4 Prozent). 2021 hat die MEBEKO 1316 ausländische Facharzttitel anerkannt [2]. Bei Abschluss der Weiterbildung bzw. bei Erwerb des ersten eidgenössischen Facharzt­titels sind die Ärztinnen und Ärzte im Durchschnitt 35,7 Jahre alt (Frauen 35,5 Jahre; Männer 35,8 Jahre). Der Anteil Titelerteilungen in den generalistischen Fachgebieten der Allgemeinen Inneren Medizin, der Kinder- und Jugendmedizin und des Praktischen Arztes bzw. der Praktischen Ärztin beträgt 44,3 Prozent.
47,4 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, die 2021 einen eidgenössischen Facharzttitel erworben haben, weisen ein ausländisches Ärztediplom aus. Sie haben folgende Herkunftsländer: Deutschland 45,2 Prozent, Italien 11,9 Prozent, Österreich 11,2 Prozent, Frankreich 6,2 Prozent, Griechenland 5,1 Prozent (weitere Länder: 20,4 Prozent).

Medizinische Fachrichtungen

Die Allgemeine Innere Medizin ist in der berufstätigen Ärzteschaft das am häufigsten vertretene Fachgebiet (21,5 Prozent). An zweiter Stelle liegt die Psychiatrie und Psychotherapie (10,0 Prozent), gefolgt von der Kinder- und Jugendmedizin (5,3 Prozent), der Gynäkologie und Geburtshilfe (5,1 Prozent) sowie dem Praktischen Arzt bzw. der Praktischen Ärztin (4,2 Prozent) (Tab. 2).
Tabelle 2: Übersicht der Ärztinnen und Ärzte nach Fachrichtung (Hauptberufstätigkeit) 2021.
 Frauen Männer Total
Allgemeine Innere Medizin3 8284 5958 423
Psychiatrie und Psychotherapie1 7552 1753 930
Kinder- und Jugendmedizin1 3757142 089
Gynäkologie und Geburtshilfe1 3186681 986
Praktische/r Ärztin/Arzt7868761 662
Anästhesiologie7308611 591
Orthopädische Chirurgie1421 1011 243
Chirurgie3098941 203
Ophthalmologie4776271 104
Radiologie324673997
Kardiologie202692894
Intensivmedizin275469744
Kinder- und Jugendpsychiatrie483240723
Neurologie257427684
Dermatologie und Venerologie329305634
ORL161356517
Rheumatologie146308454
Gastroenterologie101342443
Urologie64343407
Med. Onkologie177214391
Pneumologie99243342
Pathologie134132266
Nephrologie110151261
Endokrinologie/Diabetologie125128253
Phys. Medizin und Rehabilitation89163252
Neurochirurgie41199240
Infektiologie102135237
Plastische Chirurgie69164233
Hämatologie94130224
Handchirurgie59148207
Angiologie55149204
Allergologie/Immunologie6999168
Radio-Onkologie/Strahlentherapie6080140
Arbeitsmedizin5184135
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie896104
Kinderchirurgie395796
Gefässchirurgie216586
Nuklearmedizin176885
Herz- und thorak. Gefässchirurgie137083
Prävention und Public Health313465
Rechtsmedizin352560
Klin. Pharmakologie und Toxikologie212445
Thoraxchirurgie44044
Pharmazeutische Medizin172643
Medizinische Genetik201131
Tropen- und Reisemedizin82230
Kein Hauptfachgebiet2 9692 2005 169
Total 17 59921 62339 222
Den höchsten Frauenanteil verzeichnen die Fachrichtungen Kinder- und Jugendmedizin (66,8 Prozent), ­Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (66,4 Prozent) und Gynäkologie und Geburtshilfe (65,8 Prozent). Die Männer sind im Vergleich zu den Frauen in den chirurgischen Fachgebieten in der Mehrheit (Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 92,3 Prozent, Thoraxchirurgie 90,9 Prozent, Orthopädische Chirurgie 86,6 Prozent).
3793 Ärzte und 1843 Ärztinnen sind Mehrfachtitel­tragende. Der am häufigsten vertretene Facharzttitel unter ihnen ist die Allgemeine Innere Medizin (3986). Mehrfachtiteltragende sind vorwiegend in der Intensivmedizin (682), Kardiologie (663) und in der Allgemeinen Inneren Medizin (383) tätig.

Arbeitspensum

Das Arbeitspensum der Ärztinnen und Ärzte betrug 2021 durchschnittlich 8,7 Halbtage pro Woche (1 Halbtag = 4–6 Std.), was einer Wochenarbeitszeit von 48 Stunden1 entspricht. Im Praxissektor liegt das durchschnittliche Arbeitspensum mit 8,0 Halbtagen 1,4 Halbtage tiefer als im Spitalsektor (9,4 Halbtage). Das durchschnittliche Arbeitspensum der Frauen (Praxis: 6,9; Spital: 8,9 Halbtage) liegt tiefer als jenes ihrer Kollegen (Praxis: 8,7; Spital: 10,0 Halbtage). Das Arbeits­pensum hat seit 2010 in allen Sektoren abgenommen (Tab. 3).
Tabelle 3: Arbeitspensum in Halbtagen und Stunden pro Woche nach Sektor 2010 und 2021.
  20102021
  HalbtageStundenHalbtageStunden
Sektor Praxissektor8,5478,044
 Spitalsektor9,6539,452
 Anderer8,3468,245
 Total 9,1508,748

Funktion und Praxisstruktur

Von den 20 930 Ärztinnen und Ärzten im Praxissektor sind 76,7 Prozent Praxisinhabende oder -teil­habende. 11,1 Prozent sind als Praxisassistierende oder als Fachärztin bzw. Facharzt angestellt. Die restlichen 12,2 Prozent sind in anderen Funktionen tätig (z.B. Geschäftsleiter, Praxisstellvertreter etc.). Im Spitalsektor bilden die Assistenzärztinnen und Assistenzärzte in Weiterbildung mit rund 50,4 Prozent die grösste Gruppe. Erwartungsgemäss reduziert sich die Anzahl Ärztinnen und Ärzte mit steigender ­Hierarchiestufe. So sind im Spitalsektor 19,3 Prozent als Oberärztin oder Oberarzt tätig, 13,3 Prozent als Leitende Ärztin oder Leitender Arzt und 9,1 Prozent als Chefärztin oder Chefarzt. Einzig bei den Assistenzärztinnen und -ärzten überwiegt der Frauenanteil (59,5 Prozent), danach nimmt er ­laufend ab: Auf Oberarztstufe liegt er bei 49,8 Prozent, bei der leitenden Ärzteschaft bei 29,5 Prozent und auf Chefarztebene bei 15,3 Prozent. Der Frauenanteil in leitenden Positionen hat aufgrund des steigenden Frauenanteils auf Assistenzarztstufe in den letzten Jahren zugenommen.
46,8 Prozent der Ärztinnen und Ärzte im Praxissektor sind in Einzelpraxen tätig. Dieser Anteil hat seit 2009 um 16,5 Prozent abgenommen. Der Frauenanteil in ­Einzelpraxen beträgt 31,8 Prozent und liegt damit tiefer als in Doppel- und Gruppepraxen mit 44,6 Prozent. In einer Gruppenpraxis arbeiten durchschnittlich 4,3 Ärztinnen und Ärzte.

Wo liegt Verbesserungspotenzial?

Die Altersstruktur der Ärzteschaft zeigt auf, wie dringend in der Schweiz medizinischer Nachwuchs be­nötigt wird. Aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge in den 1950er und 1960er Jahren sind viele Ärztinnen und Ärzte zwischen 50 und 60 Jahre alt. Sie werden wahrscheinlich zeitgleich mit vielen Gleichaltrigen in anderen Berufen in den Ruhestand gehen.
Um eine mögliche Versorgungslücke beurteilen zu können, ist nebst der Anzahl Köpfe (oder besser den Vollzeitäquivalenten mit Angabe der Wochenarbeitszeit) auch die Organisation und das Angebot der Gesundheitsversorgung entscheidend.
In Befragungen und Analysen zur Gesundheitsversorgung in der Schweiz und in zehn weiteren Ländern (International Health Policy Surveys des Common Wealth Fund) erreicht die Schweiz in der Regel die vordersten Plätze [3]. Die Bevölkerung beurteilt die Schweizer ­Gesundheitsversorgung in diesem Survey als sehr gut.
Im Gegensatz dazu zeigt der kürzlich publizierte Bericht «Mirror, Mirror 2021 Reflecting Poorly: Health Care in the U.S. Compared to Other High-Income Countries» [4] ein anderes Bild vom Schweizer Gesundheitswesen und weist auf Schwachstellen hin. Von den elf untersuchten Ländern belegt die Schweiz den neunten Rang. Norwegen, die Niederlande und Australien führen 2021 die Rangliste an, auf dem hintersten Platz ­befinden sich die USA. Analysiert wurden der Zugang zur Gesundheitsversorgung, Betreuungsprozesse, die Verwaltungseffizienz, der gleichberechtigte Zugang zu Leistungen und die Outcomes (Mortalität). Beim Zugang zu Leistungen (Equity) ist die Schweiz gut platziert und bietet allen, unabhängig von ihrem sozio­ökono­mischen Status, einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsleistungen.
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Bei folgenden Kriterien schneidet die Schweiz in diesem Bericht hingegen eher mässig ab: bei den selbst bezahlten Gesundheitskosten (Out-of-Pocket health spending) sowie beim Kriterium «kostenbezogene Schwierigkeiten ärztliche oder zahnärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen» (Had any Cost-related access problem to medical care in the past year, Skipped dental care or check-up because of cost). Auch die administrative Belastung (related to reporting clinical or quality data to government or other agencies; spend a lot of time on paperwork or disputes related to medical bills), die geringe Nutzung digitaler Kommunikation (Apps, Videokonsultation, Online-Portale etc.) sowie eine vergleichsweise hohe Mortalität bei Herzversagen führen dazu, dass die Schweiz im Vergleich zu den anderen Ländern in diesem Bericht eher die hinteren Ränge ­belegt. Das mässige Abschneiden der Schweiz ist ein Weckruf und bietet die Chance, zielgerichtete Verbesse­rungsmassnahmen aktiv anzu­gehen.
Es braucht in der Schweiz Lösungsansätze und vereinfachte Prozesse, um die administrative Belastung zu ­reduzieren. Eine repräsentative Befragung der Ärzteschaft durch gfs.bern 2021 zeigt, dass die Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance in der Akutsomatik im ­Spitalsektor auf 45 Prozent gesunken ist. Wenn aber die Arbeitsbelastung und der Zeitdruck beginnen, die Pa­tientenversorgung negativ zu beeinflussen, wird es problematisch. Ein immer grösserer Anteil an Spitalärzten – vor allem in der Psychiatrie, aber auch in der Akutsomatik – hat meistens oder häufig den Eindruck, dass die Qualität der Patientenversorgung durch die hohe Arbeitsbelastung oder den Zeitdruck beeinträchtigt ist [5].
Aufgrund der kommenden Pensionierungen der Ärzte und Ärztinnen aus den geburtenstarken Jahren könnte die lokale und zeitliche Erreichbarkeit medizinischer Betreuung und Grundversorgung abnehmen. Aus diesem Grund ist die Förderung und Weiterentwicklung der Grundversorgung weiterhin zentral. Mit gezielten Massnahmen können die Versorgungssicherheit und die qualitativ hochstehende Patientenversorgung ge­sichert werden.

Datengrundlage

Die FMH-Ärztestatistik wird jeweils zum Jahresende (Stichtag 31. Dezember) neu erstellt. Die FMH-Datenbank (n = 39 222) enthält die wichtigsten ärztedemographischen Merkmale wie Alter, Geschlecht, Nationalität und Ort der Berufsausübung der berufs­tätigen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz. Die Angaben zur Berufstätigkeit (Arbeitspensum, Praxisstruktur etc.) werden mittels Fragebogen auf dem Mitgliederportal myFMH erhoben und beruhen auf Selbstdeklaration (myFMH-Stichprobe). Die Erhebung wurde 2008 erstmals durchgeführt, daran haben 2564 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen. Seit 2008 wächst die Teilnehmerzahl um durchschnittlich rund 1300 Ärztinnen und Ärzte pro Jahr. Die myFMH-Stichprobe 2021 enthält aktuell Angaben von über 19 442 Ärztinnen und Ärzten und wird mit der Grundgesamtheit der Ärzteschaft hinsichtlich des Geschlechts und des Sektors verglichen. Der Spitalsektor und Frauen im Spitalsektor sind in der Stichprobe untervertreten (Differenz zur Grundgesamtheit >10%). Um diese Verzerrung aufzuheben, wurden die Auswertungen nach Sektor und Geschlecht getrennt vorgenommen oder entsprechend gewichtet.
Glossar (alphabetische Reihenfolge)
Anderer SektorZum anderen Sektor gehören die Tätigkeiten jener Ärztinnen und Ärzte, die weder zum ­Praxis- noch zum Spitalsektor gehören, zum Beispiel im Rahmen einer Anstellung bei Versicherungen, in der öffentlichen Verwaltung (eidgenössisch/kantonal) oder in der Industrie.
ArbeitspensumDas Arbeitspensum wird in Halbtagen angegeben. Ein Halbtag entspricht einem Arbeits­volumen von 4 bis 6 Stunden. Ein Vollzeitäquivalent entspricht rund 55 Wochenstunden.
Ärzte im Praxissektor / im Spitalsektor / in anderem SektorDie Ärztin, die ihre / der Arzt, der seine Hauptberufstätigkeit im Praxissektor, im Spital­sektor oder in einem anderen Sektor hat.
Berufstätige Ärztinnen und ÄrzteAls berufstätige Ärztinnen und Ärzte gelten Personen, die ein Universitätsstudium der ­Medizin erfolgreich abgeschlossen haben (mit oder ohne Weiterbildung) und im Praxis­sektor, Spitalsektor (einschliesslich Assistenzärzte und Assistenzärztinnen) oder in einem anderen Sektor (z.B. Verwaltung, Versicherungen) tätig sind (Quelle: BFS).
Doppel- oder GruppenpraxisNutzung von Apparaten, Einrichtungen oder Räumlichkeiten durch zwei oder mehr ärzt­liche Fachpersonen.
EinzelpraxisNutzung von Apparaten, Einrichtungen oder Räumlichkeiten durch einen einzigen Arzt, eine einzige Ärztin.
HauptberufstätigkeitAls Hauptberufstätigkeit gilt der Sektor (Praxissektor, Spitalsektor, anderer), in welchem die Ärztin / der Arzt mehrheitlich tätig ist.
HauptfachgebieDas Hauptfachgebiet eines Arztes, einer Ärztin entspricht dem Facharzttitel, in welchem er seinen / sie ihren grössten Anteil der medizinischen Tätigkeit ausführt (gemäss Selbst­deklaration und vordefinierten Regeln).
KantonEs gilt derjenige Kanton, in welchem der Arzt seine / die Ärztin ihre Hauptberufstätigkeit ausübt. Wenn keine Angaben vorhanden sind, gilt der Kanton der Kontaktadresse.
PraxissektorZum Praxissektor gehören «Konsultations- und Behandlungstätigkeiten von Ärztinnen und Ärzten in Einzel- oder Gruppenpraxen. Die Patientinnen und Patienten werden in der Regel ambulant oder zu Hause behandelt (Hausbesuche). Inbegriffen sind auch Konsultations­tätigkeiten von Privatärzten, welche Krankenhäusern angeschlossen sind, sowie Tätigkeiten in Kliniken, Unternehmen, Schulen, Altersheimen, Gewerkschaften und Wohltätigkeitsvereinen» (Quelle: BFS). Dies gilt zum Beispiel für Praxisärztinnen und -ärzte.
SpitalsektorZum Spitalsektor zählen «ärztliche Behandlungen, Diagnosen, Pflege, chirurgische Eingriffe, Analysen, Notfalldienst sowie Tätigkeit in der Aus-, Weiter- und Fortbildung usw. in Krankenhäusern. Zum Spitalsektor gehören auch Wohnheime mit einer sozialen Betreuung rund um die Uhr von Kindern, Betagten und Personengruppen, die auf fremde Hilfe angewiesen sind» (Quelle: BFS).
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