«Mangel an Selbstkritik ist der Grund fürs Versagen»

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2022/18
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2022.20768
Schweiz Ärzteztg. 2022;103(18):597

Publiziert am 03.05.2022

«Mangel an Selbstkritik ist der Grund fürs Versagen»

Dieses Zitat von David Tatuljan widerspiegelt die momentane Situation beim BAG. Insbesondere in der überbordenden Aktivität bei der Qualitätsstrategie schiesst das BAG über die Ziele hinaus. Dieser Aktivismus beim BAG verursacht nicht nur enorme Kosten in mehrfacher Millionenhöhe, sondern es wird auch zum monströsen Bürokratismus mit ungeahnten Folgen für die betroffenen Akteure. Nehmen wir das folgende Beispiel, dasjenige des elektronischen Patientendossiers, das stellvertretend für viele weitere Projekte explizit die Unfähigkeit des BAG aufzeigt. Es ist ein ­Gewurstel par excellence seit gut zwei Jahrzehnten. Oder die Qualitätsstandards in der Grundversorgung, hier wurde bereits von etablierten Institutionen wie z.B. EQUAM ­hervorragende Arbeit geleistet. Dieses von Praktikern entwickelte System wird laufend weiterentwickelt, um den neuen Herausfor­derungen gewachsen zu sein. Es ist ein erprobtes Qualitätsinstrument, dessen Anwendungs- oder Umsetzungspotential noch lange nicht ausgeschöpft ist. Ein weiteres Beispiel einer geachteten Einrichtung ist die Stiftung für Patientensicherheit Schweiz. Diese Institution hat sich während 20 Jahren zu einer wahren Perle im Gesundheitswesen entwickelt und sich ­einen hervorragenden Ruf erworben. Warum wurde diesem Betrieb durch das BAG die Mittel gekürzt? Bei diesen erwähnten Beispielen könnten das BAG und die Politik unterstützend wirken und dies wohl mit einem geringeren Kostenaufwand. Auf andere, zum Teil überspitzte Projekte möchte ich nicht näher eintreten, da dies bereits in vielen Medien zur Genüge aufgezeigt wurde. Das BAG müsste vermehrt auf konstruktiver Ebene mit Praktikerinnen und Praktikern zusammenarbeiten, denn wie schon Konfuzius sagte: «Wenn über das Grund­sätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.» Auch den Politikerinnen und Politikern rate ich: «Gehen Sie an die Front», reden und diskutieren Sie mit den Betroffenen, die tagein, tagaus einen tollen Job am Patienten erbringen und nur das Beste für sie wollen.