Es braucht persönliches Engagement

Forum
Ausgabe
2022/47
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2022.21094
Schweiz Ärzteztg. 2022;103(47):25

Publiziert am 22.11.2022

Buchbesprechung«Journal de guerre écologique» ist das zweite Werk des Journalisten und Umweltaktivisten Hugo Clément. Eine journalistische Arbeit, die sich auf wissenschaftliche Beobachtungen und Fakten stützt, sagt Jean Martin.
Der 1989 geborene französische Journalist Hugo Clément ist bekannt für starke Meinungen und dafür, dass er sich nicht scheut, bekannte Personen und Unternehmen gegen sich aufzubringen. Gelegentlich bringt ihm dies auch Kritik ein. Er ist Vegetarier und Tierwohl-Aktivist.
There is no planet B. Save the planet earth. Stop plastic pollution
Dank des Einsatzes der jungen Generation ist eine bessere Welt möglich, meint der Buchautor.
© Vikentiy Elizarov / Dreamstime
Das «Journal de guerre» («Kriegstagebuch») unterstreicht für ihn die Notwendigkeit des persönlichen Engagements. Es ist eine journalistische Arbeit. Der Autor ist gut informiert, er stützt sich auf wissenschaftliche Beobachtungen, Statistiken und wichtige Berichte und verbindet so objektive Daten und Aktivismus für den Planeten.
Clément erzählt von Untersuchungen, die er und sein Team (Kamera und Mikrofon) zwischen Anfang 2019 und 2020, als die Pandemie ausbrach, durchgeführt haben. Im ersten Bericht geht es um die Anhäufung von Müll – vor allem aus dem Westen – an mehreren Stellen auf der Insel Java und in Bangladesch. Zwei Länder, über die er wie folgt berichtet: «Von den vielen wenig empfehlenswerten Orten, an denen ich mich aufhielt, kam Dacca der Hölle am nächsten!» In Ghana suchen die Armen auf Schutthalden nach Kupfer und anderen Metallen, die lokal zu schweren Nahrungsmittelkontaminierungen führen. In Mexiko (Niederkalifornien) kommt es zur illegalen, mafiösen Befischung des Totoaba, eines grossen Fisches, dessen Schwimmblase aufgrund der ihr zugeschriebenen Wunderwirkung in Asien sehr geschätzt wird. In dieselbe Kategorie fällt an verschiedenen Orten weltweit die extensive Befischung von Haien, deren Flossen in der jeweiligen Küche ebenfalls sehr beliebt sind. Solche Massaker gibt es auch ganz in unserer Nähe, beispielsweise auf den Färöer Inseln, bei der traditionellen jährlichen Tötung von Walen.
In Frankreich erinnert Hugo Clément in diesem Kontext an die Bemühungen um den Schutz des grossen Mischwaldgebiets von Montmain im Morvan-Naturpark und die Bewegung gegen den Kahlschlag und das Wiederaufforsten mit Douglasien (kurzfristig lukrativ, aber zu Lasten der Biodiversität). Im Jura, der die Schweiz betrifft, hat der Autor Freiwillige begleitet, die den Luchs vor seinen ausgewiesenen, wildernden Feinden schützen wollen ... Es wäre wenig überraschend, wenn darunter vor allem auch Jägerinnen und Jäger zu finden wären.
Der Journalist weiht dem norwegischen Spitzbergen im Arktischen Ozean ein grosses Kapitel seiner Untersuchung; in diesem Gebiet zeigt sich die Erderwärmung zwei- bis dreimal so stark wie anderswo. In Australien, einer anderen Klimazone, geht es um die Opposition der Aborigines und ökologischen Fachpersonen gegen die Pro-Kohle-Politik und das Leugnen der Klimaveränderung von Scott Morrison, dem damaligen Premierminister, der die Anlage eines grossen neuen Kohlebergwerks durch einen indischen multinationalen Bergbau-Konzern begünstigte.
Hugo Clément Journal de guerre écologique
Paris: Fayard, 2020
In seiner Schlussfolgerung zeigt sich der Autor optimistisch: «Ja, ich bin überzeugt, dass sich da noch etwas machen lässt. Ich bin zuversichtlich, dass sich unsere Gesellschaft – unter dem Druck der Jugend – künftig in Richtung einer Welt bewegen kann, in der das Leben mehr respektiert wird. Initiativen für die Welt von morgen entstehen inzwischen an jeder Strassenecke.» Hierzu gilt es, sinnvolle Massnahmen auf den Weg zu bringen. Empfehlungen, die wir alle bereits kennen und die auch von öffentlicher Seite kommen. Die Frage ist, ob wir den Wandel umfassend genug und vor allem auch schnell genug schaffen! Für Pessimismus bleibt jedenfalls keine Zeit mehr!
Dr. med. Jean Martin, ehemaliger waadtländischer Kantonsarzt