Wie ist es, am FMH-Podcast teilzunehmen?

Aktuell
Ausgabe
2023/05
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.21485
Schweiz Ärzteztg. 2023;103(05):30-31

Affiliations
Kommunikation FMH

Publiziert am 01.02.2023

FMH-Podcast Für ihren neuen Podcast «An meiner Seite» konnte die FMH den Intensivmediziner Patrick Bader aus dem Universitätsspital Zürich gewinnen. Im Interview berichtet er, wie es war, seiner Patientin im Tonstudio wieder zu begegnen, und warum sich eine Teilnahme am Podcast lohnt.
Was war Ihre erste Reaktion, als Sie von der FMH für den Podcast kontaktiert wurden?
Ich war überrascht und erfreut, dass die Intensivmedizin berücksichtigt werden soll. Da ich weiss, dass Podcasts von vielen gehört werden – inklusive mir selbst – freute es mich, selbst an einem teilnehmen zu können.
Der Intensivmediziner Patrick Bader (links) im Podcast-Studio mit seiner ehemaligen Patientin und dem Moderator.
© FMH
Und die zweite Reaktion? Dachten Sie: Hoppla, wie finde ich eine Patientin oder einen Patienten für den Podcast?
Das war genau so. Als Intensivmediziner kümmere ich mich meist um Patientinnen und Patienten, die neurologisch stark beeinträchtigt, wenn nicht gar sediert sind. Das heisst, ich kenne viele gar nicht persönlich, das schliesst auch die vielen COVID-Patienten ein. Für den Podcast brauchte ich aber einen Gesprächspartner, an dessen spezifische Behandlung ich mich erinnern konnte.
Ihre Wahl hat sich als passend erwiesen. Die Folge ist unter anderem so spannend, weil Sie und die Patientin die Geschichte nur gemeinsam erzählen können. Bei dem, was Frau Voutat erlebte, waren Sie grösstenteils noch nicht dabei. Als Sie sie behandelten, war sie sediert. Wie war es, im Aufnahmestudio auf die Patientin zu treffen?
Ich lernte Frau Voutat zwar in unsediertem Zustand kennen; aber sie konnte sich später nicht an mich erinnern. Denn ihr Zustand war zu dem Zeitpunkt bereits kritisch. Wirklich persönlich kennengelernt habe ich die ehemalige Patientin tatsächlich erst im Studio. Zuerst war natürlich eine gewisse Nervosität vorhanden, aber insbesondere dank dem Moderator Patrick Rohr stellte sich sehr schnell eine vertraute Atmosphäre ein.
Für die Podcast-Aufnahmen braucht es diese sichere Atmosphäre; nicht nur für den Patienten, die Patientin, sondern auch für Sie als Arzt. Auch Sie exponieren sich ja. Der Fall von Frau Voutat scheint Ihnen nahe gegangen zu sein. Stimmt das?
Ja, das ist so. Frau Voutat schrieb zwei bis drei Wochen nach der Entlassung aus dem Spital eine Dankeskarte. Auf die meisten Patienten wartet nach der Intensivstation ein langwieriger Genesungsprozess. Nicht so bei Frau Voutat; sie stand rasch sprichwörtlich wieder auf den Beinen. Auf der Dankeskarte war ein Bild von ihr in den Bergen, dynamisch mit Walking-Stöcken. Das freute mich enorm, weil es zeigte, dass sie wieder voll im Leben steht. Wir hatten ihr helfen können, rasch wieder gesund zu werden. Die Karte hat mich deshalb berührt.
Patientinnen und Patienten sind Ihnen wichtig. Das zeigt das Beispiel mit Frau Voutat. War das ein wichtiger Faktor für Ihre Berufswahl?
Absolut. Eines meiner Vorbilder war der Hausarzt im Dorf, wo ich aufwuchs. Der hat alle gekannt. Es hat mich beeindruckt, wie er für viele Dorfbewohner ein lebenslanger Begleiter war. In der Intensivmedizin steht die Arzt-Patienten-Beziehung nicht im Vordergrund. Denn meist sind die Patientinnen und Patienten in einem Zustand, der den Aufbau einer Beziehung unmöglich macht. Bei meiner Tätigkeit ist daher der Kontakt mit den Angehörigen viel wichtiger. Dieser Austausch ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. So weiss ich mehr über die Patientin, den Patienten und was für sie oder ihn richtig ist.
Der Austausch mit den Patienten und Angehörigen ist also für die ärztliche Tätigkeit zentral. Was ist sonst noch wichtig?
Im Vordergrund steht immer der Mensch. Als Ärztin oder Arzt muss man Menschen mögen. Das betrifft den Austausch mit Patientinnen und Patienten, mit Angehörigen, aber auch mit den Kolleginnen und Kollegen und anderen Angestellten. Zudem müssen wir Rückgrat haben. Es gehört zu unserem Job, schwierige Entscheidungen zu fällen und diese gegenüber Patienten und Angehörigen zu kommunizieren.
Diese schwierigen Entscheidungen, die Sie ansprechen, unterscheiden sich je nach Fachrichtung. Welche Themen könnte denn der Podcast noch aufnehmen?
Beiträge aus allen Fachrichtungen der Medizin können interessant sein. Mir gefällt am Format, dass es Geschichten aus dem Leben erzählt; und dass sowohl Arzt wie auch Patient zu Wort kommen. Ich finde es spannend, wie ein Arzt gemeinsam mit seinem Patienten zu einem Entscheid gelangt. Denn jeder Patient ist ja in einer ganz individuellen Situation. Hat jemand ein Knieproblem, sollte das Knie nicht isoliert betrachtet werden. Das ist herausfordernd, denn es bedeutet, dass ein ständiger Austausch mit den Kollegen und dem Patienten notwendig ist. In dem Sinne ist Reden die wichtigste Aufgabe von uns Ärzten.
Beim Podcast geht es genau darum: über Medizin sprechen, sich austauschen. Empfehlen Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen teilzunehmen?
Definitiv. Mir hat es viel Spass gemacht! Die Teilnahme am Podcast ist eine bereichernde Erfahrung für Ärztinnen und Ärzte, aber auch für Patientinnen und Patienten.
Dieser Podcast ist geeignet, um über spannende Themen rund um Krankheit und Gesundheit zu sprechen. Unser Gesundheitswesen befindet sich in arger Schieflage. Für viele Politikerinnen und Politiker, aber auch für die breite Bevölkerung ist das Gesundheitswesen eine Blackbox. Nur mit mehr Wissen können bessere Entscheidungen gefällt werden. Formate wie dieser Podcast helfen hoffentlich, dass das Gesundheitswesen besser verstanden wird.

FMH-Podcast «An meiner Seite»

Tag für Tag sind Ärztinnen und Ärzte im Einsatz, damit Patientinnen und Patienten eine möglichst optimale Gesundheitsversorgung erhalten. Die FMH will diesen Geschichten eine Plattform geben und lanciert deshalb den Podcast «An meiner Seite». Jede Folge richtet ein Schlaglicht auf einen spezifischen Fall und ermöglicht Arzt und Patient gemeinsam und authentisch ihre Geschichte zu erzählen. Die FMH freut sich über Ideen für weitere Folgen. Ärztinnen und Ärzte, die sich vorstellen können, am Podcast teilzunehmen, können sich gerne über die Website melden.
Auf www.an-meiner-seite.ch oder den gängigen Podcast-Plattformen lässt sich der Podcast hören.