Darf es ein bisschen mehr sein?

Editorial
Ausgabe
2023/05
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.21486
Schweiz Ärzteztg. 2023;103(05):3

Publiziert am 01.02.2023

Einen chancengleichen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen gibt es nicht: Das sagt Matthias Schick, Experte für Refugee Mental Health, im Hintergrundartikel von Simon Maurer ab Seite 12. Das ist brisant. Denn der Bund fordert genau das. Aber nicht alle Kantone übernehmen zum Beispiel die Kosten für Dolmetschende. Gerade in der psychiatrischen Praxis bleiben dadurch die wirklich wichtigen Themen oft aussen vor. Ganz generell sei es entscheidend, dass die Ärztin oder der Arzt und die migrierte oder gar geflüchtete Person ein gemeinsames Verständnis des Krankheitsbildes und der erforderlichen Therapien entwickeln. Letztlich, warnt Schick, komme es teurer, wenn sich unbehandelte Pathologien verschlimmern.
Magdalena
Mühlemann
Leiterin Content Wissenschaft,
Fort- und Weiterbildung
magdalena.muehlemann[at]emh.ch
Diskriminierung erfahren auch Frauen in der Medizin, sagt Chirurgin Daniela Zeller-Simmerl, Vorstandsmitglied der «medical women switzerland» im Interview mit Ines Böhm ab Seite 20. Diese kann subtil sein, etwa in Form von entmutigenden Kommentaren, oder strukturell. Beides wirke sich auf die Laufbahnen von Frauen aus. Lag der Frauenanteil 2021 in der berufstätigen Assistenzärzteschaft bei 59,9%, gab es auf der Ebene der Chefärztinnen und Chefärzte nur 15,3% Frauen. Der Blick nach Skandinavien zeigt: Mit einer Verbesserung der strukturellen Bedingungen könnte man einiges erreichen. So braucht es etwa flexible Arbeitszeiten, verlässliche Dienstpläne, Kinderkrippen mit geeigneten Öffnungszeiten, spezielle Unterstützungsprogramme sowie die Möglichkeit für Jobsharing auch in Führungspositionen.
Für ein Umdenken setzt sich auch Monika Brodmann Maeder ein. Im Leitartikel ab Seite 28 reflektiert sie ihre ersten zwei Jahre als Präsidentin des SIWF. Ihr grosses Anliegen: Weg vom System der ärztlichen Weiterbildung mit Programmen, die als Voraussetzung für den Erwerb eines Facharzttitels vor allem die Anzahl der Ausbildungsjahre definieren und dieselben Lerninhalte für alle beinhalten. Hin zu einer kompetenzbasierten Bildung, die das Wissen und die Fertigkeiten einer Person individuell berücksichtigt.
Rückschau halten schliesslich auch Jürg Barben et al. in ihrem Übersichtsartikel ab Seite 52. Seit 2012 gibt es in der Schweiz das flächendeckende Neugeborenen-Screening für die angeborene Stoffwechselerkrankung zystische Fibrose. Dieses besteht aus einem Screening-Teil (Fersenbluttest) im nationalen Labor im Kinderspital Zürich und einem diagnostischen Teil in einem der acht pädiatrischen Zentren für zystische Fibrose. Dank laufender Verbesserungen hat sich das Screening-Programm inzwischen fest etabliert.