Wundermittel

Editorial
Ausgabe
2023/07
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.21542
Schweiz Ärzteztg. 2023;104(07):3

Publiziert am 15.02.2023

Schätzungen zufolge konsumieren 200 000 bis 300 000 Männer in der Schweiz mindestens einmal im Leben Anabolika. Sie tun dies, um ihre Muskeln aufzubauen. Dabei bringen sie die Regulation der Sexualhormone durcheinander. Mögliche Folgen: Linksherzhypertrophie, Atherosklerose, Hodenschrumpfung, Akne oder Brustdrüsenwachstum, aber auch Aggressionen, Depressionen und Abhängigkeit. Etwa 40% von ihnen landen deswegen früher oder später in der Hausarztpraxis. «Wichtig ist, dass man nicht gleich den mahnenden Finger hochhebt», sagt Philip Bruggmann vom Zentrum für Suchtmedizin Arud in Zürich. Was besser funktioniert, erfahren Sie im Artikel von Yvonne Vahlensieck ab Seite 12.
Wo der Muskelaufbau nicht funktioniert, hilft bald modernste Technik. Das Team des Sensory-Motor Systems Lab der ETH Zürich um Ingenieur Michele Xiloyannis hat das sogenannte «Myoshirt» entwickelt, einen tragbaren Roboter, der wie ein Kleidungsstück angezogen wird und Menschen mit Muskelschwäche dabei hilft, die Schwerkraft besser zu bewältigen – damit Bewegungen keine unüberwindbaren Herausforderungen bleiben. Sarah Bourdely hat Details ab Seite 60.
Von den gepimpten Muskeln in der SÄZ zu den entzündeten Häuten beim SMF: Lilian Pichler und Ulrich A. Walker erläutern in ihrem Übersichtsartikel ab Seite 34 die nötigen Abklärungen und den aktuellen Kenntnisstand der idiopathischen rezidivierenden Polyserositis und Perikarditis sowie deren Beziehung zueinander. Noch ist die Pathogenese der beiden nicht geklärt. Man diskutiert aber eine immunvermittelte, meist autoinflammatorische Reaktion auf einen noch nicht definierten Stimulus. Sehr gute Studienresultate liefert die Therapie mit Anakinra und anderen IL-1-Antagonisten. Diese erfordern in der Schweiz bisher aber noch eine Kostengutsprache.
Das Schlaglicht ab Seite 40 schliesslich ist auf die chronische Rhinosinusitis gerichtet. Die beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen sehr, insbesondere, wenn sie Nasenpolypen entwickeln. Die klassische Therapie basierte vorwiegend auf der intranasalen Anwendung von topischen Steroiden, auf systemischen Kortikosteroiden sowie der endoskopischen Nasennebenhöhlenoperation. Nun stehen für diese Behandlung aber auch in der Schweiz drei potente Biologika zur Verfügung. Bei gutem Ansprechen ist ein Effekt häufig schon nach wenigen Tagen beobachtbar. Für die Patientinnen und Patienten kommt dies einem kleinen Wunder gleich, schreiben Michael B. Soyka und Basile N. Landis.
Magdalena Mühlemann
Leiterin Content Wissenschaft, Fort- und Weiterbildung
magdalena.muehlemann[at]emh.ch