Medizinische Ausbildung

Briefe an die Redaktion
Ausgabe
2023/08
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.21546
Schweiz Ärzteztg. 2023;104(08):23

Publiziert am 22.02.2023

Medizinische Ausbildung

In einer der letzten Ausgaben der SÄZ wird einmal mehr darüber berichtet, dass wir in der Schweiz zu wenig Ärzte und Ärztinnen haben. Wir bilden auch nach der leichten Vermehrung der Plätze an einigen Universitäten immer noch zu wenig Ärzte und Ärztinnen aus. Bei jedem Vorstoss, diese Zahl zu erhöhen, wird auf die Kosten hingewiesen, die das schwierig machen würden.
Der Verweis auf die Kosten ist schwer zu verstehen. Wir sollten doch nicht vom Ausland abhängig sein. Heute ist die Zahl von ausländischen Ärzten und Ärztinnen in unseren Spitälern recht gross. Schon zeigt es sich, dass die Zahl der aus Deutschland kommenden Ärzte und Ärztinnen zurückgeht, weil man in Deutschland besser Sorge zu ihnen trägt. Ist es nicht anstössig, dass wir die Kosten für die Ausbildung von Ärzten und Ärztinnen auf andere Staaten abwälzen?
Es gäbe eine ganz einfache Methode, die Ausbildungsplätze für Mediziner aufzustocken. Man müsste nur wieder vermehrt zum Modell der Vorlesungen zurückkehren und weniger Ausbildung in Kleingruppen machen. Ob in einer Vorlesung 50, 100 oder 200 Studenten sind, kostet das gleichviel! Generationen von Ärzten und Ärztinnen haben so ihre Ausbildung gemacht.
Eine fragwürdige Sache ist auch das Examen, das zum Eintritt in die medizinische Ausbildung bestanden werden muss. Wie man von Studenten und Studentinnen hört, sei dieses Examen sehr merkwürdig, und ich wundere mich darüber, dass über dieses unter Fachleuten noch nie diskutiert wurde! An dieses «Examen», für das es zum besseren Bestehen schon Extrakurse gibt, kommen sehr viel mehr Interessenten, als dann angenommen werden. Die Nachfrage unserer jungen Generation wäre also da. Warum wird sie nicht genutzt? Wie viele abgewiesene Interessenten studieren dann ein «weiches Fach», das bestenfalls zum Eintritt in die staatliche Bürokratie taugt?
Dr. Martin Röthlisberger, Arosa