Alles auf Reserve

Editorial
Ausgabe
2023/08
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.21557
Schweiz Ärzteztg. 2023;104(08):3

Publiziert am 22.02.2023

Wer fachlich gut ist, ist noch lange kein guter Arzt, keine gute Ärztin: Das sagt Jason R. Frank, der das ärztliche Bildungssystem in Kanada revolutioniert hat. Denn theoretisches Wissen helfe nicht, die richtigen Worte am Krankenbett zu finden oder erfolgreich im Team zu arbeiten. Der Notfallmediziner hat die kompetenzbasierte medizinische Aus- und Weiterbildung in seinem Heimatland eingeführt. Weil er weltweit führend auf diesem Gebiet ist, lud ihn das Schweizerische Fort- und Weiterbildungsinstitut SIWF in die Schweiz ein und profitierte von seiner Beratung. Nun erklärt er im Interview mit Martina Huber ab Seite 28, wie das Konzept die ärztliche Bildung verändert – und warum das dringend nötig ist.
Eva Mell
Stellvertretende Chefredaktorin der Schweizerischen Ärztezeitung
eva.mell[at]emh.ch
Dringend benötigt werden in Schweizer Spitälern Produkte unterschiedlichster Art, doch sie sind Mangelware. Ein Beispiel: Es werde künftig schwierig sein, den Jet-Tubus zu bekommen, mit dem sich Atembewegungen während einer Operation verringern lassen. Das befürchtet der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie am Kantonsspital Winterthur. Die Fakten geben ihm recht: Laut Swiss Medtech fehlen derzeit rund 60 000 der bisher in die Schweiz importierten Medizinprodukte. Er habe eine vergleichbare Situation noch nie erlebt, sagt der Arzt im Hintergrundartikel von Fabienne Hohl ab Seite 16. In manchen Fällen müssen Eingriffe aufgrund fehlender Produkte anders vorgenommen werden als gewohnt – mit Einschränkungen für die Erkrankten und die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Einige Spitäler versuchen deshalb, so viele noch verfügbare Artikel wie möglich zu kaufen, um sie auf Reserve verfügbar zu haben.
Um Reserve geht es auch im Swiss Medical Forum, genauer gesagt: um das Reserveantibiotikum Oritavancin. Es ist wirksam gegen Staphylokokken, Enterokokken und Streptokokken. Weil es eine lange Halbwertszeit hat, kann es wöchentlich gegeben werden. Parham Sendi erklärt im Artikel ab Seite 48, welche Studienresultate das Antibiotikum erzielte, wie es dosiert wird und worauf Ärztinnen und Ärzte achten sollten, um eine Resistenzentwicklung gegen Oritavancin zu vermeiden. Nach der Lektüre werden Sie alles Wichtige rund um das Medikament wissen. Und wer fachlich gut ist, schafft eine wichtige Grundlage, um ein guter Arzt, eine gute Ärztin zu sein.