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Kopf der Woche

Der Cholesterinexperte

DOI: https://doi.org/10.4414/saez.2023.21650
Veröffentlichung: 15.03.2023
Schweiz Ärzteztg. 2023;104(11):9

Prof. Dr. med. David Nanchen

Unisanté Das Thema Cholesterin kennt er in- und auswendig. David Nanchen ist Leitender Arzt der Beratungsstelle für Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Cholesterin und Lebensstil bei Unisanté. «Was ich in der Klinik beobachte, fliesst in meine Forschungsarbeit ein.» Ein Beispiel: Ein junger Erwachsener, der mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wird, leidet potenziell an familiärer Hypercholesterinämie. «In der Schweiz ist diese Krankheit unterdiagnostiziert. Man schätzt, dass etwa 40 ​000 Menschen davon betroffen sind. Aber nur 15% von ihnen kennen ihre Diagnose.»

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Prof. Dr. med. David Nanchen

© Julie Masson

Gestützt auf diese Erkenntnis initiierte der Professor das Schweizer Screening-Programm zur genetischen Untersuchung auf familiäre Hypercholesterinämie. «Die Genetik wird noch sehr wenig eingesetzt, um diese Krankheit zu erkennen, obwohl wir die Gene kennen, die sie verursachen.» Im Rahmen dieser Studie, die bis Ende 2023 läuft, können Kliniken Personen mit sehr hohen Cholesterinwerten kostenlos einen Gentest anbieten. Ziel ist es, herauszufinden, ob mithilfe der Genetik neue Fälle innerhalb einer Familie besser erkannt werden können, ob sich der Cholesterinspiegel der diagnostizierten Personen unter der vorgeschlagenen Behandlung verbessert und ob sie ihren Lebensstil anpassen. Die Studie wird an 130 Familien durchgeführt, in denen mindestens ein Mitglied an schwerer Hypercholesterinämie leidet. «Bisher konnten wir 85 Familien mit dem Gen für diese Krankheit identifizieren.» Wenn sich der Gentest bewährt, wird als Nächstes beim BAG eine Kostenübernahme beantragt.

Wie können Allgemeinmediziner zur Prävention beitragen? «Ein hoher Cholesterinspiegel darf nicht bagatellisiert werden», sagt der Experte. Bei familiärer Hypercholesterinämie rät er, schon in jungen Jahren über eine Medikation zu sprechen und einen gesunden Lebensstil zu fördern. «Durch eine frühzeitige Behandlung kann das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung gesenkt werden.»

Darüber spricht Nanchen auch in seiner Antrittsvorlesung, die per Videokonferenz übertragen wird (Link: siehe Website von Unisanté). Der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin ist seit August 2022 Professor an der Fakultät für Biologie und Medizin der Universität Lausanne. 2019–2022 war er Co-Leiter der Abteilung für Gesundheitsförderung und Prävention von Unisanté. Auf sein Studium in Lausanne folgte eine Fortbildung in Epidemiologie und klinischer Forschung an der Erasmus-Universität Rotterdam.

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