Die Stimme der Physician Associates in der Schweiz

Aktuell
Ausgabe
2023/1415
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.21705
Schweiz Ärzteztg. 2023;104(1415):32-33

Affiliations
a Präsidentin Physician Associates Switzerland (PAS), DAS Klinische Fachspezialistin; b Vize-Präsidentin PAS, DAS Klinische Fachspezialistin; c Master of Health Science, Abteilungsleiterin Dienstleistungen und Berufsentwicklung, FMH

Publiziert am 05.04.2023

Jubiläum Der Verband Physician Associates Switzerland feiert am 2. April 2023 sein einjähriges Bestehen. Er wurde mit dem Ziel gegründet, diesem neuen Beruf eine Stimme zu verleihen, der rund 100 aktive Berufsangehörige zählt und jährlich um 48 Absolventinnen und Absolventen wächst.
Physician Associates (PA) – auch bekannt als Klinische Fachspezialistinnen und -spezialisten – sind in der Schweiz eine relativ neue Erscheinung. In anderen Ländern wie etwa in den USA, in Kanada, in Grossbritannien oder in den Niederlanden ist dieses Berufsbild jedoch bereits länger etabliert oder befindet sich, wie in Deutschland, in der fortgeschrittenen Entwicklungsphase. PAs arbeiten an der Schnittstelle zwischen medizinischen Fachkräften und dem Pflegepersonal. In der angelsächsischen Welt werden diese Gesundheitsfachkräfte als «Non-Physician Practitioners» oder NPP bezeichnet: Die Tätigkeiten, die sie dank ihrer zusätzlichen Ausbildung übernehmen können, sind komplexer und werden ihnen von Ärztinnen und Ärzten delegiert.
Schweizer PAs kommen aus Gesundheitsberufen (Mindestniveau Bachelor of Science oder HF-Diplom mit bestimmten Zusatzausbildung mit/oder Auflagenmodule), benötigen mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und müssen eine berufsbezogene Weiterbildung im PA-Studienbereich absolviert haben. Der entsprechende Studiengang wurde 2017 an der Zürcher Fachhochschule ZHAW mit einem Certificate of Advanced Studies (CAS) gestartet. Mittlerweile wurde auch ein Master of Advanced Studies (MAS) ins Leben gerufen und die Absolventinnen und Absolventen des ersten Jahrgangs werden dieses Jahr ihre Diplome erhalten.
Die Physician Associates feiern ihr einjähriges Bestehen als Berufsverband.
© Jason Dent / Unsplash
Zurzeit gibt es in der Schweiz etwa 100 PAs, die in verschiedenen Fachbereichen arbeiten – die Mehrheit ist aktuell im stationären Bereich vertreten. Der Beruf wurde ursprünglich für die Chirurgie konzipiert und hat sich dort sehr gut bewährt. Mittlerweile ist jedoch eine Ausweitung auf die internistischen Fachgebiete und im ambulanten Sektor im Gange. Basierend auf der aktuellen Ausbildungsplatzanzahl und der bisherigen Anmelderate rechnen wir bis 2025 mit 300 aktiven PAs in der Schweiz.

Zur Gründung des Berufsverbands

Um diese stetig wachsende Zahl der in der Schweiz tätigen PAs zu vertreten wurde 2020 die Gründung eines entsprechenden Berufsverbands lanciert. Die Initiantinnen wandten sich noch im selben Jahr an die FMH und dank der Unterstützung des PA-Büros der Gesellschaft konnte der neue Verband im April 2022 seine Arbeit aufnehmen. Die Gründung des Verbands Physician Associates Switzerland (PAS) wurde offiziell am Physician Associate Symposium der ZHAW am 24. Juni 2022 gefeiert. Das Ziel der PAS ist es, das Berufsbild in der Schweiz zu verankern, dessen Mehrwert aufzuzeigen und es stetig weiterzuentwickeln. Die PAS beschäftigt sich so unter anderem mit der Gestaltung einer gemeinsamen Berufsidentität, der Qualitätsentwicklung in Aus- und Weiterbildung sowie der Sozial-, Berufs- und Bildungspolitik.

Zukunftsperspektiven

Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen im Gesundheitssystem – wie unter anderem ein sich verschärfender Fachkräftemangel sowie eine weiter voranschreitende Alterung der Gesellschaft – bieten Physician Associates / Klinische Fachspezialistinnen und -spezialisten Möglichkeiten, drohende Versorgungslücken abzudecken. Als attraktive Weiterbildungsoption für qualifizierte und erfahrene Fachleute kann deren drohende Abwanderung aus dem Gesundheitswesen verhindert werden. Sie bieten zudem die Chance, Ärztinnen und Ärzte und andere Fachkräfte zu entlasten und Prozesse effizienter zu gestalten.
Um diese Chancen des Berufsbildes aufzeigen zu können, braucht es einen klaren Kompetenzkatalog und den Nachweis einer entsprechenden Ausbildung. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Etablierung eines Bachelor-Studiengangs an der Fachhochschule. Dieser wäre sowohl ein Türöffner für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger auf EFZ-Niveau an der Fachhochschule, wie MPA / MPK oder FAGE als auch eine attraktive Gesundheitsausbildung für Maturandinnen und Maturanden, die sich für Gesundheitsberufe interessieren. Mit der Entwicklung dieses Studiengangs und der berufsbegleitenden Weiterbildung (MAS) sollten die Abschlusskompetenzen ausreichend definiert werden, um klare Rahmenbedingungen zu schaffen. So wäre sichergestellt, dass der Beruf die notwendigen Anforderungen für Tarifverhandlungen erfüllt, um die von PAs erbrachten Leistungen zu verrechnen.
Der Verband für die Schweizer Physician Associates strebt nach einer qualitativ hochwertigen und attraktiven Ausbildung, die qualifizierte Arbeitskräfte in das Gesundheitssystem bringt oder dort hält und ihnen interessante Berufsperspektiven eröffnet. Die PAS verpflichtet sich zum Engagement für die dazu benötigen Rahmenbedingungen und bemüht sich deswegen weiterhin um die Einbindung entsprechender Partnerinnen und Partner, Institutionen und Interessengruppen.

Im vergangenen Jahr widmete sich die PAS insbesondere diesen Tätigkeiten:

Kontaktaufnahme und Vernetzung mit anderen Verbänden im Gesundheitswesen
Beratungen in Bezug auf die Implementierung der Berufsrolle bei Belegärztinnen und -ärzten sowie Institutionen
PA-Networking Event mit Berufsvertreterinnen und -vertretern im November 2022
Vorstellung der Berufsverbands der PAS an der ZHAW bei den Studierenden und Absolventinnen und Absolventen
Mitarbeit in der PA-Kommission der FMH
Lancierung einer Partnerschaft mit dem Kantonsspital Winterthur