Kopf der Woche

Bessere Aufklärung über Herzstillstand

News
Ausgabe
2023/2021
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2023.21851
Schweiz Ärzteztg. 2023;(2021):11

Publiziert am 17.05.2023

Arzt-Patienten-Kommunikation Schweizerinnen und Schweizer überschätzen ihre Überlebenschance nach einem Herzkreislaufstillstand massiv. Zu diesem Resultat kommt Sabina Hunziker, Professorin für Medizinische Kommunikation an der Universität Basel. Die Ärztin und ihr Team haben eine repräsentative Studie mit knapp über 1000 Erwachsenen aus der Schweiz durchgeführt, die eine Online-Umfrage beantworteten. Die in der Fachzeitschrift Resuscitation Plus erschienene Studie zeigt, dass die Überlebenschance ohne neurologische Einschränkungen durchschnittlich auf 40 bis 60% geschätzt wurde, je nachdem, ob der Herzkreislaufstillstand ausserhalb oder innerhalb eines Spitals stattfindet. Rund 80% der Befragten präferierten der Studie zufolge eine Wiederbelebung. Der wichtigste Prädiktor für diesen Entscheid war die Einschätzung der Überlebenschance. Was sie nicht wussten: Bei einem Herzstillstand ausserhalb des Spitals liegt die Wahrscheinlichkeit zu überleben bei unter 10%; passiert das Ereignis im Spital, sind es unter 20%. Die meisten der Überlebenden haben in der Folge kognitive Einschränkungen.
Prof. Dr. med. Sabina Hunziker
«Wenn die Leute wüssten, dass ihre Überlebenschancen so gering sind und das Risiko von teilweise schweren Hirnschäden gross ist, würden sich wohl viele gegen eine Wiederbelebung entscheiden», sagt Sabina Hunziker in einer Pressemitteilung der Universität Basel. Sie plädiert deshalb für eine bessere Aufklärung, zum Beispiel durch Grundversorgende oder beim Spitaleintritt: «Wir führen beim Eintritt immer ein Gespräch, bei dem wir die Präferenzen für oder gegen eine Wiederbelebung besprechen und dann den Wunsch für oder gegen eine Reanimation in der Krankenakte dokumentieren. Hier ist es wichtig zu erklären, was eine Wiederbelebung im Falle eines Herzkreislaufstillstands bedeutet, damit die Patienten eine informierte und für sie sinnvolle Entscheidung treffen können», sagt die Forscherin, die auch Chefärztin Psychosomatik am Universitätsspital Basel ist.